Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Volle Konzentration auf die letzten Spiele
Fußball: Störfeuer können die Ulmer gerade gar nicht gebrauchen
ULM - Der Jahresausklang in der Regionalliga Südwest sieht für den SSV Ulm 1846 Fußball noch zwei Heimspiele gegen Sonnenhof-Großaspach (Mi. 19 Uhr) und die Offenbacher Kickers (Sa. 14 Uhr) vor, die angesichts der entspannten Wetterlage wohl auch stattfinden werden. Was zumindest beim Gipfeltreffen mit dem Titelrivalen vom Bieberer Berg nicht wirklich erfreulich ist. Bei schönerem Wetter etwa im Frühling wären mit Sicherheit Tausende von Besuchern aus beiden Lagern gekommen. Im Corona-Dezember dürfen maximal 750 Zuschauer ins Donaustadion, Fans aus Offenbach sind gar nicht zugelassen. Diese Terminplanung der Liga ist mindestens unglücklich. Dass Ulm gegen Offenbach ein Kracher ist, das wusste man vorher. Dass es im Winter kalt ist und die Coronalage angespannt, das kommt auch nicht wirklich überraschend.
Die Spatzen könnten die Unterstützung einer großen Kulisse gut gebrauchen, denn vor dem Jahresabschluss gibt es zwei potenzielle Problemfelder. Da ist einmal die sportliche Situation, die für einen gewissen Druck sorgt. Ulm hat gegen Homburg und Elversberg zuletzt zweimal nacheinander verloren und insgesamt nur einen Punkt aus drei Spielen geholt. Die These, dass seine Mannschaft jetzt wieder in die Spur finden muss, die will aber Thomas Wörle so nicht stehen lassen. Der Ulmer Trainer sagt: „Wir sind in der Spur.“Vor allem am Sonntag gegen Elversberg habe seine Mannschaft eine vorzügliche Leistung abgeliefert und sich eben dafür selbst nicht belohnt. Für solche Fälle wurde irgendwann das komische Wort „Ergebniskrise“erfunden. Auch das mag Wörle nicht. Bei den Spatzen gibt es seiner Überzeugung nach zum Jahresausklang keine wie auch immer geartete Krise.
Jedenfalls keine, die sportlicher Natur wäre. Aber es gibt ja auch diese überaus lauten Störgeräusche, die der Bericht in der ARD-Sportschau am Sonntag über rechtsradikale Umtriebe in der Ulmer Fanszene ausgelöst hat. Wörle hatte den Beitrag am Dienstag selbst noch nicht gesehen und er versichert, dass auch die Spieler zumindest in den Übungseinheiten nicht darüber sprechen. Was natürlich ganz im Sinne des Trainers ist, der sich absolute Konzentration auf die sportlichen Aufgaben in dieser im Titelkampf möglicherweise schon vorentscheidenden Woche wünscht.
Jo Reichert hat den Beitrag in der Sportschau gesehen und er hat sich sehr darüber geärgert. Der Ulmer Spielführer sagt: „Da werden ein paar alte Geschichten aufgewärmt und es werden Einzelfälle verallgemeinert, um ein Bild von unserem Verein zu zeichnen, das überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Ich habe schon in der Jugend für Ulm gespielt, ich bin lange dabei und ich habe einen sehr guten Kontakt zur Fanszene – ich denke, dass ich mir ein Urteil erlauben kann.“
Die Vorbereitung auf die letzten Spiele des Jahres wird nach Überzeugung von Reichert immerhin durch diese Diskussion nicht beeinträchtigt, ein großes Thema unter den Teamkollegen sei der Bericht der Sportschau ohnehin nicht. Von einer Vorentscheidung im Titelrennen geht der Kapitän in dieser Woche zwar noch nicht aus, aber er formuliert ein ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen beide Spiele gewinnen und wenn wir das schaffen, dann haben wir eine überragende Bilanz vorzuweisen.“