Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wackelige Beine, aber glücklich

Astronaut Matthias Maurer ist nach einem halben Jahr im Weltall wieder in Deutschlan­d

- Von Petra Albers

KÖLN (dpa) - Als oben in der Flugzeugtü­r ein Mann im blauen Overall erscheint, brandet unter den Wartenden Applaus auf: Nach seiner Rückkehr zur Erde ist der Astronaut Matthias Maurer nun wieder in Deutschlan­d angekommen. Am frühen Samstagmor­gen landete er mit einer Maschine der Luftwaffe auf dem militärisc­hen Teil des Flughafens Köln/Bonn. Er sei zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, fühle sich ansonsten aber pudelwohl, sagte der 52-Jährige. „Ich bin sehr glücklich.“

Das waren auch die mehreren Dutzend Angehörige­n und Freunde, die Maurer bei der Ankunft empfingen. „Wir sind erstmal froh, dass er heil und gesund zurück ist“, meinten etwa seine Studienfre­unde Erik Hepp und Uwe Arenz, die mit kleinen Deutschlan­d-Fähnchen winkten.

„Wir sind schon sehr gespannt, was er alles erzählen wird.“Auch der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) war gekommen, um den Heimkehrer zu begrüßen.

Der Saarländer hatte rund ein halbes Jahr an Bord der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS verbracht. Am Freitagmor­gen hatte eine Raumkapsel ihn und drei US-Amerikaner vor der Küste Floridas abgesetzt. Danach flog Maurer weiter nach Köln.

Mit dem Verlauf seiner Mission sei er sehr zufrieden, gleichzeit­ig verspüre er große Demut, sagte Maurer. Er habe den Blick von oben genossen: „Da sieht man wirklich, dass die Erde eine Kugel ist.“Vermisst habe er manchmal „Annehmlich­keiten wie das Essen von einem Teller, wo nicht alles wegfliegt“.

Mit den russischen Kosmonaute­n habe er sich wunderbar verstanden. „Die russischen Kollegen sind meine

Weltraum-Brüder, genauso wie meine Nasa-Kollegen.“Während Maurers Aufenthalt auf der ISS hatte der russische Angriff auf die Ukraine begonnen. Wegen des Kriegs gibt es erhebliche Spannungen zwischen Moskau und den westlichen Raumfahrtn­ationen.

„Ich komme von einer Insel, auf der alles in Ordnung war“, meinte Maurer. Die ISS sei 22 Jahre lang ein Symbol für internatio­nale Kooperatio­n, Freundscha­ft und friedliche Zusammenar­beit der Menschen gewesen. „Von dort oben zu sehen, wie die Welt entgleitet, ist sehr bedrückend und sehr erschrecke­nd.“

Maurer war am 11. November 2021 zum Außenposte­n der Menschheit gereist. Dort war er an zahlreiche­n Experiment­en beteiligt und absolviert­e einen Außeneinsa­tz. Der Astronaut der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa war der zwölfte Deutsche im Weltall.

In Köln wird Maurer in den kommenden zwei Wochen im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) rund um die Uhr von einem spezialisi­erten Team betreut. Im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtm­edizin soll er nach Angaben einer Sprecherin eine Reihe medizinisc­her Tests durchlaufe­n, bei denen die Themen Gleichgewi­cht, Fitness und Leistungsf­ähigkeit im Mittelpunk­t stehen. Wenn das vorbei ist, werde er endlich mal „die Füße hochlegen, mich einfach mal ein bisschen entspannen“, sagte Maurer. Er freue sich auf etwas mehr Freiheit im eigenen Tagesablau­f. Und dann wolle er auch mal Urlaub machen. „Es waren unglaublic­he Eindrücke und Erlebnisse“, meinte der Astronaut. Er könne sich gut vorstellen, erneut in den Weltraum zu fliegen: „Wenn es noch mal eine zweite Möglichkei­t gibt, dann würde ich das gerne noch mal machen.“

 ?? FOTO: HENNING KAISER/DPA ?? Der Astronaut Matthias Maurer steht nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Köln/Bonn auf dem Vorfeld. Der 52-jährige Saarländer hatte rund ein halbes Jahr an Bord der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS verbracht und war am Freitagmor­gen mit einer Raumkapsel zur Erde zurückgeke­hrt.
FOTO: HENNING KAISER/DPA Der Astronaut Matthias Maurer steht nach seiner Ankunft auf dem Flughafen Köln/Bonn auf dem Vorfeld. Der 52-jährige Saarländer hatte rund ein halbes Jahr an Bord der Internatio­nalen Raumstatio­n ISS verbracht und war am Freitagmor­gen mit einer Raumkapsel zur Erde zurückgeke­hrt.

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