Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Diese Mammuntwanderung hat es in sich
Über 100 Teilnehmer bei 24-Stunden-Wanderung mit dabei – 15 000 Euro für den guten Zweck
REGION/WESTERHEIM - 101 Wanderer, Hündin Fee, 77 Kilometer Strecke, knapp 1600 überwundene Höhenmeter, fünf Pausenstationen, unzählig viele Blasen an den Füßen, mehr als 1500 geleerte Saft- und Wasserflaschen, 50 Helfer und jeweils sechs Streckenführer mit Schlussläufer. Und, ganz wichtig, ein Spendenaufkommen von 15 000 Euro für den guten Zweck. Das ist die Bilanz der dreizehnten 24-Stunden-Wanderung, veranstaltet vom Rotary Club (RC) Münsingen. Dieses Mal ging die Mammuttour von Unterhausen, über Bad Urach, Donnstetten (alle Landkreis Reutlingen), über Westerheim (Landkreis Alb-Donau) weiter über Hohenstadt nach Geislingen (alle Landkreis Göppingen).
Startschuss war am Samstag um 10.08 Uhr im BRE-Gewerbepark in Unterhausen. Von dort wurde über den Übersberg zum Flugplatz Rossfeld gewandert. Gleich bei der ersten Etappe über knapp 13 Kilometer ging es auf schmalen Wegen steil bergauf, vorbei am Schafhaus. Wenig später wurden die Wanderer, die aus ganz Süddeutschland kamen, mit einen herrlichen Blick über das Ermstal belohnt. Die weiteste Anreiste hatte der ehemalige Münsinger Bürgermeister Rolf Keller aus Ungarn, der mit 81 Jahren zudem der älteste Teilnehmer war. Nach einer Stunde Pause liefen die Teilnehmer über die Höllenlöcher und den Gütersteiner Wasserfall nach Bad Urach. Auf dem Marktplatz angekommen, wo am Samstag die Chortage über die Bühne gingen, sangen die Wandervögel lautstark „Horch, was kommt von draußen rein" mit. Gotthilf Fischer, würde er leben, hätte seine helle Freude gehabt. Wenig später gab es dann im Schützenhaus Kaffee und Kuchen sowie leckerer Hefezopf. Dort wechselten die ersten Durchgeschwitzten ihre Kleidung, die ihnen die Organisatoren vom ersten bis zum letzten Stopp transportiert und bereitgelegt hatten. Frisch gestärkt marschierten die Teilnehmer steil bergauf zum höchsten Punkt der Wanderung auf den Römerstein (874 m. ü. NN), den sie um 22 Uhr erreichten. Frei nach Asterix und Obelix, „Die müssen spinnen, die Leut" äußerte sich kopfschüttelnd ein Landwirt, der auf einer Koppel seine Pferde versorgte, als er zu dieser später Stunde den Wandertross an sich vorbeiziehen sah. Knapp eine halbe
Stunde später trafen die Teilnehmer bei der Firma AMK in Donnstetten ein, wo das Abendessen serviert wurde. Bei dieser Zwischenstation hatten die drei mitgereisten Physiotherapeuten, im wahrsten Sinn des Wortes, alle Hände voll zu tun. Um 23.30 Uhr ging es im Mondlicht und mit eingeschalteten Stirnlampen über die Westerheimer Schertelshöhle nach Hohenstadt weiter. In der dortigen Pferdepension angekommen, nutzten viele die Möglichkeit, sich eine Stunde lang im Freien auf einer Bierbank oder im Gebäude aufs Ohr zu hauen. Um 3.30 Uhr ging es in der Stille der Nacht weiter, vorbei an der ehemaligen Burg Berneck, Richtung Aufhausener Polizeifunkturm, wo es noch eine 60-minütige Rast gab. Rund zwölf Kilometer lang war die letzte Etappe von Aufhausen nach Geislingen. Die Uhr zeigte 10.10 Uhr, als immerhin noch 75 Wanderer, total erschöpft, aber überglücklich am Endpunkt auf dem Gelände der Hochschule eintrafen. Dort erhielten die Münsinger Rotarier Unterstützung von ihren Freuden des RC Geislingen-Laichingen. Zu den Glücklichen, die dort wohlbehalten, mit Blasen und schmerzenden Gliedern eintrafen, waren unter anderer der Hohensteiner Bürgermeister Jochen Zeller (56 Jahre) und Johannes Schwörer (55) von der SchwörerHaus KG, die zum ersten Mal mit von der Partie waren. Zu den Ausdauernden zählte auch SZ-Mitarbeiterin Susanne Kuhn-Urban (53) aus Heroldstatt, die bereits zum vierten Mal mit von der Partie war. Sie und die anderen Wanderer, die die Teilnahme-Urkunden von RC Münsingen Präsident Sascha Leicht im Empfang nahmen, waren sich einig, viel Spaß und einmal mehr „den inneren Schweinehund" überwunden zu haben und dabei die Schönheit der Schwäbischen Alb hautnah genießen konnten. Der Lohn, am Ziel Weißwürste und ein kühles Bier zu bekommen, sei alle Strapazen wert gewesen, lachten sie übers ganze Gesicht. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern ging es dann zurück nach Unterhausen mit dem Bus. In den vergangenen Jahren kamen mehr als 100 000 Euro bei den Wanderungen für soziale Zwecke zusammen. Dieses Mal fließt das durch Startgelder und Spenden eingenommene Geld zu je 50 Prozent an die Organisation LiScha Himalaya und das Münsinger Hospiz der Samariterstiftung, das im Herbst dieses Jahres seine Pforten öffnet.