Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hund getötet: „Köpfchen hing nur noch runter“

Weil Frau auf einem Radweg parkt, verletzt ein Mann „Lana“tödlich – Mit dem „Täter“sei sie noch nicht fertig

- Von Michael Kroha

NEU-ULM - „Wie kann der Mann nur meinen Hund töten?“Die 44-jährige Pfuhlerin kann noch immer nicht fassen, was am Sonntag passiert ist. Sie wollte mit ihrer Tochter eigentlich nur kurz ein Eis bei der Eisdiele in der Leipheimer Straße in dem Neu-Ulmer Teilort holen. Doch jetzt ist ihre erst drei Monate alte Hündin Lana tot. Einem Mann passte es nicht, dass sie mit ihrem Auto auf dem Geh- und Radweg vor der Eisdiele stand. Er schlug die Autotür so fest zu, dass der Hund eingeklemm­t und so schwer verletzt wurde, dass er eingeschlä­fert werden musste. Zu Hause ist nun eine kleine Gedenkstät­te für den Yorkshire Terrier eingericht­et. Mit dem „Täter“, sagt sie, sei sie noch lange nicht fertig.

Franka Huber (Name von der Redaktion geändert) hatte sich mit ihrer Tochter zuvor schon in Burlafinge­n ein Eis geholt. Aber ihre Kleine hatte nochmal Lust auf eine erneute Abkühlung. „Es war ein schöner Sonntag, warum nicht“, sagt Huber. Doch jetzt im Nachhinein machen sie und ihre Tochter sich auch Vorwürfe. „Hätte ich nicht auf dem Radweg geparkt, wäre nichts passiert. Und meine Tochter meint: Hätte sie nicht noch mal ein Eis gewollt, wäre auch nichts passiert.“Doch die 44Jährige sagt auch: „Einzig schuld daran ist der Mann.“

Ein 43-Jähriger aus Unterschne­idheim im Ostalbkrei­s, gegen den die Polizei nun ermittelt, habe zusammen mit einer Frau bereits vor der Eisdiele angestande­n, als sie mit dem Auto vorfuhren, berichtet die Pfuhlerin. Ihre Tochter sei schnell rausgespru­ngen und habe sich hinter dem Mann und der Frau eingereiht. Unmittelba­r habe sich der Blick des Mannes auf sie und ihr Auto gerichtet. Sie ahnte schon, dass er sie wohl bald ermahnen würde. Ihre Fahrertür

habe sie geöffnet gehabt, um ihre Hündin Lana herauszula­ssen. „Sie hatte etwas gepiept, vielleicht musste sie Pippi“, mutmaßt Huber.

Als der Mann und die Frau ihr Eis bekommen hatten, sei die Frau in Richtung Terrasse gelaufen. Der Mann aber sei auf sie zugekommen. Es habe sich ein Streitgesp­räch entwickelt, das sich hochschauk­elte. „Bist du Fahrrad?“, habe der Mann gefragt. Was Huber mit den Worten erwidert habe: „Ich bin kein Fahrrad, sehe ich so aus? Lernen Sie erst einmal Respekt zu haben. Ich duze Sie auch nicht.“Darauf habe der Mann aggressiv reagiert: „Ich schlag dir den Schädel ein“, soll er gesagt und dazu noch Ausdrücke verwendet haben. Huber habe es dabei nicht belassen wollen. „Vielleicht hätte ich einfach sagen sollen: ,Danke, Sie auch’“, meint sie im Nachhinein. Aber sie habe ebenfalls zum Teil mit Ausdrücken gekontert.

„Wutentbran­nt“sei der Mann schließlic­h zu ihr und zu ihrem Auto zurückgeke­hrt. Mit voller Wucht habe er mit der Hand so fest gegen die Tür geschlagen, dass sie zuknallte. Doch da sei Hündin Lana noch unten am Boden beziehungs­weise „vor Schreck“gerade dabei gewesen, zurück ins Auto springen. „Der hat meinen Hund zu 100 Prozent gesehen“, sagt die 43-Jährige. „Er hat sie direkt am Genick erwischt.“Huber habe den Mann angeschrie­n: „Du hast meinen Hund getötet, das lasse ich nicht zu.“Daraufhin habe der Mann mit dem Fuß gegen die Tür getreten und sei anschließe­nd auf die Terrasse gegangen, um sein Eis zu essen – „als wäre nichts passiert“, so Huber.

Die Pfuhlerin habe ihren Hund hoch genommen. Verkrampft sei er gewesen und habe nur noch auf dem Rücken gelegen, der Kopf zur Seite. „Da war mir klar, dass er stirbt.“Verzweifel­t habe sie geschrien: „Hilfe, Hilfe, Polizei, Polizei. Der hat meinen Hund getötet.“Sie sei am Ende gewesen mit den Nerven. „Das war unser Baby. Es war noch ein Welpe.“

Drei Monate war Lana erst alt, vor 13 Tagen kam sie zu den Hubers. Frankas Frau hatte bereits einen Hund. „Es war noch so ein unschuldig­es Wesen und wurde jetzt brutal aus dem Leben gerissen.“

Sie sei zu dem Mann hin und habe ihm gesagt: „Dafür wirst du bezahlen.“Daraufhin sei der Mann mit geballter Faust auf sie zu. Die Frau habe ihn jedoch zurückgeha­lten. Derweil habe sich eine Passantin um die Pfuhlerin gekümmert und ihr gesagt, sie solle zur Tierrettun­g. Also packte Franka Hündin Lana ein und fuhr direkt in die Tierklinik. „Ich habe den Hund auf die Liege gelegt und einfach nur gesagt: ,Macht alles, damit er überlebt. Ich muss zu meiner Tochter.’“Retten konnten die Tierärzte

den Hund nicht mehr, er musste eingeschlä­fert werden.

Derweil kam Franka Huber zum Tatort an der Eisdiele zurück. Ein anderer Mann habe sich zwischenze­itlich um ihre Tochter gekümmert. Es sei noch zu weiteren Wortgefech­ten gekommen, auch mit anderen Bekannten, die laut Huber „nur schlichten wollten“. Ehe die Situation vollkommen zu eskalieren drohte, sei die Polizei mit mehreren Beamten gekommen. Danach hätten sich die Gemüter zumindest etwas beruhigt.

Ihr sei bewusst, dass sie dort nicht mit den Auto hätte stehen dürfen. Wenngleich sie sagt, dass sie dort nicht geparkt, sondern nur kurz gehalten habe. Ob sie dafür noch ein Bußgeld zahlen muss oder nicht, wisse sie nicht. Die Polizei habe zu ihr nichts gesagt. „Ich zahle das auch. Aber das bringt mir meinen Hund auch nicht zurück“, sagt Huber. Sie kann nicht verstehen, wieso ein Mann nur aufgrund dessen gleich so ausrasten muss – und gleich Tiere tötet. „Er hätte es ganz normal sagen können. Wenige Augenblick­e später wären wir weg gewesen.“

Huber will nun alle möglichen Register ziehen, die ihr zur Verfügung stehen. „Mit dem bin ich noch nicht fertig“, sagt sie. Zivilrecht­lich wolle sie ihn verklagen. Einen Anwalt habe sie sich besorgt. Sie verlangt Schmerzens­geld, die Kosten für den Hund, die Tierarzt- und die Anwaltskos­ten. „Das darf der alles tragen.“Einen „Ersatz-Hund“werde es nicht geben. Für einen Hund könne es keinen „Ersatz“geben, meint Huber. Doch Lana habe noch eine Schwester namens Maja, die noch bei den vorherigen Besitzer lebt, wo Lana vor wenigen Tagen erst gekauft wurde. „Die Maja möchte niemand haben“, sagt Huber. „Dabei sind alle süß. Vielleicht holen wir sie nach dem Urlaub.“Doch erst wollen sie trauern und der Trauer Zeit lassen.

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FOTO: SAMMLUNG PRIVAT Hund Lana wurde so schwer verletzt, dass er eingeschlä­fert werden musste.

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