Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Sommerbühn­e am Blautopf kämpft um Publikum

Schlechtes­ter Vorverkauf seit zehn Jahren – Unsichere Zukunft

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BLAUBEUREN (jk) - Peter Imhof, Organisato­r der Sommerbühn­e am Blautopf, macht sich ernsthafte Sorgen um das ehrenamtli­che, nichtkomme­rzielle Kultur-Projekt, das von mehr als 50 Helfern unterstütz­t wird. Die Spenden der Sponsoren aus der regionalen Wirtschaft reichen für die Deckung der Kosten nicht aus. Die Sommerbühn­e ist daher dringend auf die Einnahmen aus dem Kartenverk­auf angewiesen. Bisher kein Problem, aber bei der ersten großen Sommerbühn­en-Saison nach Corona samt Tribüne und 500 Plätzen unter freiem Himmel ist der Vorverkauf um etwa ein Drittel eingebroch­en. Ob die Rücklagen für die Finanzieru­ng im nächsten Jahr reichen, ist ungewiss. Damit steht die Zukunft der Sommerbühn­e in den Sternen. Eine schwierige Situation, mit der nicht nur die Sommerbühn­e kämpft. Auch viele anderen KulturVera­nstalter in der Region sind betroffen.

„Ich habe wenig Hoffnung, dass wir die Verkaufsza­hlen über den Verkauf an der Abendkasse noch entscheide­nd verbessern können", sagt Imhof. Zu Spitzenzei­ten vor Corona zog es in den vier Wochen zwischen Mitte Juni und Mitte August pro Saison bis zu 7.000 Besucher zum Blautopf. „Diese Zahlen wird die Sommerbühn­e 2022 nicht mehr erreichen."

Doch noch gibt es Chancen, das Publikum aus der Reserve zu locken und einen Aufruf zu starten. Die Saison hat am vergangene­n Freitag gerade erst begonnen. Das Programm ist vielverspr­echend und bietet viele Highlights mit Konzerten aller Musikricht­ungen. Früher war Jazz die Hauptricht­ung. Seit einigen Jahren gibt es auch Pop, Soul, Funk, Fusion Hip-Hop, Raggae, Rock, Brass, Gipsy und Afrobeat. Neben internatio­nal bekannten Musikern spielen auch spannende Newcomer auf der Sommerbühn­e – im Wechsel mit beliebten Bands aus der Region. Kabarettis­ten und Angebote für Kinder runden das Programm ab.

„Bei dieser Vielfalt ist sicher für jeden etwas dabei", meint Peter Imhof. „Am Programm kann der Einbruch beim Ticket-Verkauf eigentlich nicht liegen. Wir haben viele positive Rückmeldun­gen bekommen, aber die Verkaufsza­hlen stimmen halt nicht." Die Gründe liegen aus Sicht des ehrenamtli­chen Organisato­rs eher darin, dass es gerade in den Sommermona­ten ein Überangebo­t an Kultur gibt – in Ulm und auch in der Region: Ulmer Zelt, Donaufest, Biergarten-Konzerte, Vereinsfes­te. Zusätzlich haben viele Veranstalt­er aus Angst vor Corona und Beschränku­ngen in den Innenräume­n ihre Konzerte nach draußen verlegt. Selbst Termine aus dem Frühjahr oder Herbst finden neuerdings im Sommer statt. Es gebe so viele Open Airs wie noch nie, meint Imhof. „Alle wollen wieder loslegen, die Veranstalt­er ebenso wie die Künstler und Musiker. Bloß das Publikum spielt nicht so recht mit, zumal viele Leute noch Tickets von abgesagten Konzerten daheim liegen haben, die auf diesen Sommer verlegt wurden und jetzt alle noch abgefeiert werden müssen."

Es gibt viele mögliche Gründe: Angst vor Ansteckung, auch im Freien, weniger Geld für Kultur wegen berufliche­n Veränderun­gen durch Corona, die rasant steigende Inflation und die gedrückte Stimmung durch die weltpoliti­schen Veränderun­gen und den Ukraine Krieg. Vielleicht, so vermuten manche Veranstalt­er, bleiben die Leute nach den Erfahrunge­n während dem Lockdown auch aus einer gewissen Bequemlich­keit lieber auf dem Sofa oder im heimischen Garten nach dem Motto: Auch nett.

So verständli­ch und nachvollzi­ehbar die Gründe auch sein mögen: Wenn sich dieser Trend fortsetzt und die Veranstalt­er auf den Kosten sitzen bleiben, wird es viele schöne Kultur-Projekte in Zukunft nicht mehr geben.

 ?? FOTO: JUTTA KRIEGLER ?? Sängerin Laura Kipp verzaubert ihr Publikum. Gelungener Auftakt am Blautopf mit französisc­hen Impression­en.
FOTO: JUTTA KRIEGLER Sängerin Laura Kipp verzaubert ihr Publikum. Gelungener Auftakt am Blautopf mit französisc­hen Impression­en.

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