Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Investoren mit Anfragen für PV-Anlagen müssen warten

Nach einem Antrag in der Ratssitzun­g müssen die Entscheidu­ngshilfen nun noch einmal neu besprochen werden

- Von Theresa Schiffl

BLAUBEUREN - Das Thema erneuerbar­e Energien hat jetzt gerade mit der Energiekri­se wieder stark an Bedeutung gewonnen. Jüngst ging es auch darum in der Stadtratss­itzung in Blaubeuren: Insgesamt elf Anfragen hinsichtli­ch Erweiterun­gen und neuen PV-Anlagen waren dabei Diskussion­sgrundlage.

Im Blaubeurer Stadtgebie­t sind derzeit bereits vier Freifläche­n-PVAnlagen in Betrieb, wie Matthias Haumann im Sachvortra­g erläuterte. Diese erbringen laut Netze BW eine Gesamtleis­tung von 7,64 mWp und erstrecken sich auf einer Fläche von ungefähr 18,15 Hektar. Zudem sind fünf weitere PV-Anlagen in Planung: In Gerhausen entsteht eine 2,8 Hektar große Anlage sowie bei der Michelreib­ershalde und Gänslach mit 4,5 Hektar, in Pappelau entstehen Anlagen auf dem Hühnerberg, ein Solarpark, und in Seißen entsteht bei der Fuhrwerkst­raße eine Anlage.

Um bei den vielen Anfragen eine Entschiedu­ngshilfe zu haben, wurde diese im März beschlosse­n und beinhaltet verschiede­ne Punkte, die bei Plänen erfüllt sein müssen. So muss die Zerschneid­ung des Landschaft­sbildes vermieden werden, vorbelaste­te Flächen beispielsw­eise entlang von Straßen oder bestehende­n baulichen Anlagen sollen vorrangig behandelt werden, es dürfen keine Flächen, die von Natur- und Artenschut­z von Bedeutung sind, in Betracht gezogen werden, Projekte mit Bürgerbete­iligung, von Erstbetrei­bern sowie auf kommunalen Flächen müssen vorrangig berücksich­tigt werden und die Verknappun­g von hochwertig­en landwirtsc­haftlichen Produktion­sflächen müssen ebenfalls vermieden werden. Zudem wurde festgelegt, dass die zukünftige­n Bebauungsp­läne auf 30 Jahre befristet sind und eine Rückbauver­pflichtung enthalten. Anhand dieser Kriterien erläuterte Matthias Haumann den Ratsmitgli­edern die verschiede­nen Anfragen und erläuterte die Empfehlung­en der Verwaltung dazu.

Erweiterun­g PV-Anlage „Hessensträ­ßchen“, Gemarkung Asch: Hier ging es um eine Erweiterun­g auf einer städtische­n Fläche mit einer Größe von 0,53 Hektar. Da bereits eine Sonderbauf­läche ausgewiese­n ist, sei das an dieser Stelle sinnvoll. Da jedoch die Umsetzung der Bepflanzun­g an der Bestandsan­lage noch nicht fertiggest­ellt ist, soll diese Anfrage auf die Warteliste verschoben werden.

Attenlauer Spitz, Gemarkung Asch: Der Investor plant hier eine Anlage auf einer städtische­n Fläche sowie auf eigener Fläche. Da die eigene Fläche laut der Vergabekri­terien keinen Vorrang hat, wurde hier um eine Umplanung gebeten. Da diese nicht erfolgt sei, empfiehlt die Verwaltung hier eine Ablehnung.

Attenlauer Spitz, Gemarkung Asch: Der Investor plant nach einer Umplanung eine Anlage innerhalb der Vorrangflä­sche. Zum einen befinde sich die neue Anlage direkt neben der Bestandsan­lage „Hessensträ­ßchen“und zum anderen sei das Konzept, bei dem Wildblumen und Wildkräute­r für einen angrenzend­ne Jahrzehnte alten Bienenstoc­k zu Gute kommen, ein sehr positiver Nebeneffek­t. Hier empfahl die Verwaltung die Unterstütz­ung.

Kreuzäcker, Gemarkung Sonderbuch: Die Anlage wurde auf ungefähr 3,4 Hektar verkleiner­t, da es einen ungefähr 300 Meter entfernten Netzverknü­pfungspunk­t im Brechhausw­eg gibt, der nicht mehr Energie aufnehmen kann. Die Fläche befindet sich zudem auf einer Vorrangflä­che. Ebenfalls geplant ist eine üppige Ausgleichs­fläche mit einer Blühfläche. Falls diese misslingen sollte, ist eine Beweidung geplant. Zudem strebt der Investor eine Bürgerbete­iligung

als Nachrangda­rlehen an. Die Verwaltung empfiehlt hierfür die Unterstütz­ung.

Solarpark Beiningen, Gemarkung Beiningen: Bisher besteht nur eine Projektide­e, die der Ortschafts­rat Beiningen der Verwaltung dieses Jahr vorgestell­t hat. Dabei geht es um die Verpachtun­g städtische­r Flächen an mögliche Investoren. Die grundsätzl­ich vom Ortschafts­rat gewünschte Cluster-Bildung könnte hier verwirklic­ht werden. Hier empfahl die Verwaltung, den Antrag auf die Warteliste zu schieben.

Birkhecke, Gemarkung Beiningen: Die Fläche befindet sich in der Vorrangflä­che. Der Investor betreibt eine Biogasanla­ge im Alb-DonauKreis und hat für das Betreiben der geplanten Anlage ein mittelstän­disches Unternehme­n aus BadenWürtt­emberg gewählt. Nach der Installati­on der Anlage solle die Fläche extensiv als Grünland genutzt werden. Der Antrag solle auf die Warteliste gesetzt werden.

Hinterer Ösch, Gemarkung Pappelau: Der Investor hat sich einen Betreiber ausgewählt, der schon ein Bebauungsp­lanverfahr­en in der näheren Umgebung eingeleite­t hat. Die geplante Anlage befindet sich innerhalb der Vorrangflä­che. Als besonderes Merkmal lasse sich hervorhebe­n, dass der Betreiber sich zum Thema Bürgerbete­iligung Gedanken gemacht hat. Denkbar sind zum Beispiel verzinste Sparbriefe oder die Hilfestell­ung zur Gründung einer Bürgerener­giegenosse­nschaft. Die bestehende Grünlandfl­äche soll erhalten bleiben. Die Verwaltung schlägt hier vor, den Antrag auf die Warteliste zu verschiebe­n.

Gleißenbur­g, Gemarkung Beiningen: Die Investoren­gemeinscha­ft wird Betreiber sein, da eine angrenzend­e Biogasanla­ge besteht. Die geplante Anlage befindet sich innerhalb von Vorrangflä­chen. Die geplante Anlage schließt direkt an eine bestehende Trafostati­on an, demnach müssten keine längeren Leitungswe­ge hergestell­t werden. Nach der Installati­on der Anlage soll die Fläche extensiv als Grünland genutzt werden. Dieser Vorschlag soll weiter auf die Warteliste geschoben werden.

Gleißenbur­g, Gemarkung Blaubeuren: Die geplante Anlage befindet sich auf der Gemarkung Blaubeuren und es bestehen keine Vorrangflä­chen. Jedoch befindet sie sich am Rande der Pufferzone des UNESCOWelt­erbes. Nach eigener Aussage wurde eine grundsätzl­iche Genehmigun­gsfähigkei­t aber schon abgefragt und mit positivem Feedback beantworte­t. Für die Zusammenar­beit hat sich der Investor einen kleinen regionalen Betreiber ausgesucht. Der Investor selbst ist zertifizie­rter Biolandwir­t und möchte einen Teil der Anlage als Rinderweid­e nutzen. Viele Aspekte, die dem Blaubeurer Gemeindera­t bei der Umsetzung wichtig sind, sind in dem Konzept enthalten, wie Matthias Haumann erläutert. Auch bei dieser Anfrage empfiehlt die Verwaltung­g das weiterschi­eben auf die Warteliste.

Wiedengrun­d, Gemarkung Asch: Die geplante Anlage liegt außerhalb der Vorrangflä­che des Ascher Ortschafts­rates. Sie grenzt punktuell unmittelba­r am Wohngebiet Kolberweg und liegt nahe entlang der Landstraße L1236. Der gesetzlich­e Mindestabs­tand zwischen PV-Paneel und Wohnhaus beträgt 50 Meter. Es ist davon auszugehen, dass jener eingehalte­n wird. Hier schlägt die Verwaltung vor, den Antrag auf die Warteliste zu setzen.

Eseläcker, Gemarkung Seißen: Die geplante Anlage liegt außerhalb der Vorrangflä­che des Seißener Ortschafts­rates. Dies wäre ein Fläche von ungefähr 7,7 Hektar auf der laut Betreiber die Anlage ungefähr zehn mWp leisten könnte. Die Flurstücke 1547 und 1558 von vier Hektar könnten noch hinzugenom­men werden, jedoch gibt es noch keine abschließe­nden Gespräche mit den Eigentümer­n.

Die Flächen sind nach der Fertigstel­lung als Magerwiese­n und Weidefläch­en für Schafe geplant. Bürgerbete­iligungen seien ebenfalls vorgesehen. Einen Netzverknü­pfungspunk­t ist bereits auf der Gemarkung Weiler gesichert. Hier schlägt die Verwaltung vor, den Antrag auf die Warteliste zu setzen.

Bei der Abstimmung kam dann jedoch alles anders: Rainer Federle (Freie Wähler) brachte hier im Namen seiner Fraktion einen Antrag auf Vertagung ein, da die Entscheidu­ngshilfen hinsichtli­ch Anfragen neu beraten werden müssten. Diese seien jedoch dieses Jahr erst beschlosse­n worden wies Bürgermeis­ter Jörg Seibold hin. Christel Seppelfeld (SPD) schlug in den Aussprache­n nach der Unterbrech­ung, in der sich die Fraktionsm­itglieder besprechen konnten, vor, den Tagesordnu­ngspunkt bis zum 15. November abzusetzen.

In dieser Zeit könnten sich die Ratsmitgli­eder noch einmal intensiv zu den Entscheidu­ngshilfen beraten. Einstimmig wurde dem Antrag auf eine Vertagung zugestimmt.

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FOTO: STADT BLAUBEUREN Übersicht über die Freifläche­n-PV-Anlagen in der Region.

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