Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ausschreit­ungen am Tag der Arbeit

Schlagstoc­keinsatz in Stuttgart – Viele Kundgebung­en – Ruf nach dickem Lohn-Plus

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(dpa/AFP) - Bei Kundgebung­en zum 1. Mai hat es am Montag in Stuttgart gewaltsame Ausschreit­ungen gegeben. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ke gegen Angreifer ein, die sie dem linken Spektrum zuordnete. Die Rede war von Pyrotechni­k und Handgreif lichkeiten, ein Beamter wurde leicht verletzt. In zahlreiche­n anderen Städten im Südwesten schlossen sich Tausende Menschen friedliche­n Kundgebung­en zum Tag der Arbeit an. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) hatte im Land zu knapp 40 Veranstalt­ungen unter dem bundesweit­en Motto „Ungebroche­n solidarisc­h“aufgerufen.

Die Hauptveran­staltung im Südwesten fand in Freiburg statt. „Die Menschen spüren: Gewerkscha­ften können richtig viel bewegen – politisch wie in den Tarifverha­ndlungen“, sagte Kai Burmeister, Vorsitzend­er des DGB BadenWürtt­emberg. Tarifvertr­äge, Mitbestimm­ung, selbstbest­immte Arbeitszei­ten: Damit treffen wir den Nerv der Zeit. Die Menschen wünschen sich gesunde Arbeitszei­ten.“Verdi-Landesbezi­rksleiter Martin Gross betonte mit Blick auf die Warnstreik­s im öffentlich­en Dienst ebenfalls die Bedeutung der Gewerkscha­ften. „Was wir in den letzten Wochen und Monaten auf den Straßen und Plätzen erlebt haben, war nicht nur eine Streikbewe­gung, das war und ist eine gesellscha­ftliche Bewegung“, sagte Gross in Ravensburg.

Auch bei Kundgebung­en im Bund demonstrie­rten die Gewerkscha­ften neue Stärke. Arbeitgebe­rn wie Politik kündigten sie harte Auseinande­rsetzungen um Löhne und Arbeitnehm­errechte an. Darunter fällt auch die Debatte um die Vier-Tage-Woche. „Sozialen Fortschrit­t muss man erkämpfen“, rief die DGB-Vorsitzend­e Yasmin Fahimi in Köln. „Von allein und aus reiner Einsicht bewegt sich in den Chefetagen doch gar nichts für das Gemeinwohl, für eine gute Arbeitswel­t oder gegen den Klimawande­l.“

Bundeskanz­ler Olaf Scholz rief dazu auf, mehr auszubilde­n. „Manche Betriebe suchen händeringe­nd Fachkräfte, aber manche Betriebe bilden auch nicht aus“, sagte der SPD-Politiker in Koblenz. Scholz, der mit Applaus, aber auch Buhrufen empfangen wurde, betonte, Arbeitslos­igkeit werde „vielleicht für mehr als ein Jahrzehnt“kein Problem mehr sein. Man müsse im Gegenteil Sorge tragen, dass Betriebe genügend Arbeitskrä­fte fänden.

Dabei wies Scholz auf die Bedeutung von Einwanderu­ng hin. „Wir begrenzen die irreguläre Migration.“Diejenigen, die Schutz bräuchten, schütze man. „Aber gleichzeit­ig sorgen wir dafür, dass auf reguläre Weise diejenigen, die wir als Arbeitskrä­fte hier in Deutschlan­d brauchen, auch eine Chance haben.“

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Bei einer Kundgebung zum Tag der Arbeit in Stuttgart gerieten Demonstran­ten und Polizei aneinander.

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