Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Das Deutschlan­dticket gilt

Gut drei Millionen Menschen haben sich bereits dafür entschiede­n – Was man zum Kauf wissen muss

- Von Fabian Nitschmann und Matthias Arnold

- Seit Montag können Fahrgäste mit dem 49-Euro-Abo bundesweit im Nah- und Regionalve­rkehr fahren. Gut drei Millionen Menschen haben sich schon für den neuen Fahrschein entschiede­n. Doch die Branche rechnet noch mit deutlich mehr Kundinnen und Kunden. Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP) bewarb das Deutschlan­dticket kürzlich noch mal mit etwas Pathos: Es sei die große Reform des öffentlich­en Personenna­hverkehrs, der Einstieg in dessen Digitalisi­erung. Der 1. Mai 2023 werde der Tag des ÖPNV, sagte Evelyn Palla, die bei der Deutschen Bahn für den Regionalve­rkehr zuständig ist. Die Erwartunge­n an das Deutschlan­dticket sind groß und die Branche betont seit Wochen ihre Vorfreude. Was Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r zum Start wissen müssen:

Wo und wie kann ich das 49Euro-Ticket kaufen?

Das Ticket wird von den allermeist­en regionalen Verkehrsun­ternehmen ebenso vertrieben wie von der Deutschen Bahn. Außerdem bieten verschiede­ne Unternehme­n Apps an, über die das Abo abgeschlos­sen werden kann, etwa die Verkehrsdi­enstleiste­r Hansecom und Mobility Inside. Bei Kontrollen kann das Abo dann per Chipkarte oder per Handyticke­t vorgezeigt werden. Mit einer Übergangsf­rist bis Jahresende werden auch noch Papiertick­ets mit QR-Code ausgegeben. Wo der Fahrschein gekauft wird, ist aus Kundensich­t egal. Vor allem die kleineren, privaten Verkehrsun­ternehmen warben aber zuletzt offensiv für den Kauf bei ihnen. Sie sorgen sich vor Liquidität­sengpässen, wenn ihnen Ticketeinn­ahmen zunächst verloren gehen und sie auf die Ausgleichs­zahlungen warten müssen.

Wie kann ich das 49-Euro-Ticket kaufen, wenn ich kein Smartphone besitze?

Wer kein Smartphone besitzt, kann das Abo prinzipiel­l auch persönlich an den stationäre­n Verkaufsst­ellen der jeweiligen Verkehrsun­ternehmen abschließe­n. Dadurch könnten sich aber die Wartezeite­n deutlich verlänmuss

gern. An Fahrkarten­automaten wird der Kauf in der Regel nicht klappen, weil dort meist keine Abos angeboten werden. Wer zwar kein Smartphone, aber einen internetfä­higen Computer hat, kann das Ticket über diesen Weg online erwerben.

Welche Verkehrsmi­ttel kann ich mit dem Ticket nutzen?

Das Deutschlan­dticket gilt, wie schon das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022, in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalve­rkehrs. Ausgenomme­n sind also ICE-, IC- und EC-Züge sowie private Reisebusse. Auf Schiffen gilt das Ticket nicht, außer bei Verbindung­en, die zum öffentlich­en Nahverkehr gehören.

Gilt das Ticket auch im FlixTrain?

Nein, im Flix-Train gilt das Ticket wie auch im DB-Fernverkeh­r nicht. Auch Fahrten im Flix-Bus sind vom Deutschlan­dticket nicht abgedeckt.

Für welchen Zeitraum gilt das 49-Euro-Ticket?

Das Deutschlan­dticket gilt immer für den aktuellen Kalendermo­nat. Wer sich also erst am 15. Mai für das Ticket entscheide­t,

für den Zeitraum bis 31. Mai die vollen 49 Euro zahlen.

Grundsätzl­ich ist das Deutschlan­dticket als Abo gedacht. Wer nicht kündigt, erhält das Ticket für den nächsten Monat also automatisc­h. Das Ticket kann aber stets zum Ende jeden Monats gekündigt werden.

Wie viele Deutschlan­dtickets wurden bisher verkauft?

Nach Angaben des Verbands deutscher Verkehrsun­ternehmen (VDV) haben sich weit mehr als drei Millionen Menschen für ein Deutschlan­dticket entschiede­n. Darunter sind dem VDV zufolge 750.000 Kundinnen und Kunden, die bisher kein Monatsabo für den ÖPNV besaßen. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Zahl der Ticketbesi­tzer in den kommenden Monaten stetig ansteigen wird. Zum Verkaufsst­art hatte der VDV prognostiz­iert, dass letztlich rund 5,6 Millionen Abo-Neukunden beim Deutschlan­dticket einsteigen und rund elf Millionen Menschen, die bereits ein Nahverkehr­s-Abo besitzen, auf das 49Euro-Ticket umsteigen werden.

Die hohen Verkaufsza­hlen vom 9-Euro-Ticket können also

nicht wiederholt werden?

Nein, ein Vergleich mit diesen Zahlen ist aber auch kaum möglich. Der Aktionszei­traum für das 9-Euro-Ticket war im vergangene­n Sommer vom Verkaufsbe­ginn an auf drei Monate begrenzt, der Preis deutlich geringer, entspreche­nd kam es damals sofort zu einem Run auf den neuen Fahrschein. Das Deutschlan­dticket ist nun auf Dauer angelegt und auch teurer. Nur für einen Tagesausfl­ug pro Monat lohnt es sich zum Beispiel nicht. Außerdem: Beim Deutschlan­dticket gibt es eine Jobticket-Option, für die sich viele Unternehme­n interessie­ren, sie aber teils noch nicht pünktlich zum Start am 1. Mai abgeschlos­sen haben. Zahlt der Arbeitgebe­r mindestens 25 Prozent des Ticketprei­ses, gibt es einen Rabatt vom Bund von fünf Prozent obendrauf. Den Verbrauche­r kostet das Ticket dann maximal 34,30 Euro im Monat.

Welche Rabatte gibt es neben der Jobticket-Option?

Hier wird es dann doch etwas unübersich­tlich. Einige Bundesländ­er haben sich dazu entschiede­n, das Ticket für bestimmte Personengr­uppen günstiger anzubieten, etwa für Studierend­e, Auszubilde­nde

oder Senioren. Die Mehrkosten werden dann meist aus dem Landeshaus­halt finanziert. Zudem haben einige Verkehrsve­rbünde abweichend­e Mitnahmere­geln beschlosse­n oder Zusatztick­ets eingeführt, die mit dem Deutschlan­dticket kombiniert werden können. Hier lohnt ein Blick auf die Website des jeweiligen Verkehrsve­rbunds.

Für wen lohnt es sich, das Abo zu wechseln?

Nach Angaben der Deutschen Bahn können etwa drei Viertel aller bisherigen Abo-Kundinnen und -Kunden Geld sparen, wenn sie auf das Deutschlan­dticket wechseln. Dabei lohnt sich das Ticket vor allem für Pendlerinn­en und Pendler im Regionalve­rkehr zwischen verschiede­nen Städten. Das Deutschlan­dticket kostet dann in vielen Fällen einen Bruchteil dessen, was bislang für ein Abo fällig wurde. Wer vor allem in der eigenen Stadt mit Bus und Bahn unterwegs ist, sollte nachrechne­n. Zwar sind auch dort viele andere Abos teurer als das Deutschlan­dticket. Allerdings umfassen sie oft Zusatzange­bote wie die Mitnahme einer weiteren Person am Wochenende oder des eigenen Fahrrads.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE Das lange erwartete Deutschlan­dticket für Busse und Bahnen in ganz Deutschlan­d kann seit Montag genutzt werden.

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