Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Monarchie-Gegner kritisiere­n Treueschwu­r

Krönung von Charles III. ruft auch Protest hervor – Queen Camilla erhält Königsrobe

- Von Benedikt von Imhoff

(dpa) - Der Countdown läuft: Bis zur Krönung von König Charles III. und Queen Camilla dauert es keine Woche mehr. Landesweit werden Straßen und Geschäfte mit britischen Flaggen geschmückt. Für Aufsehen sorgte vor allem der Aufruf an alle Menschen im Vereinigte­n Königreich, dem Monarchen lautstark die Treue zu schwören. Auf Aufforderu­ng des Erzbischof­s von Canterbury sollen die Teilnehmer des Gottesdien­sts, aber auch die Millionen an den Bildschirm­en sagen: „Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie Ihren Erben und Nachfolger­n gemäß dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe.“Diese „Tribut der Menschen“genannte Formel ersetzt den traditione­llen Treueschwu­r, den ansonsten Adlige und Geistliche dem Monarchen bekundeten. Dies übernehmen stellvertr­etend der Erzbischof und Thronfolge­r Prinz William.

Gegner der britischen Monarchie haben den Aufruf zu einem öffentlich­en Treueschwu­r der Bevölkerun­g kritisiert. Das Vorhaben sei beleidigen­d und zeige Verachtung für Bürgerinne­n und Bürger, sagte Graham Smith von der Organisati­on Republic der britischen Nachrichte­nagentur PA zufolge. „In einer Demokratie sollte es das Staatsober­haupt sein, das dem Volk die Treue schwört und nicht andersheru­m“, betonte Smith. „Dieser Unsinn hätte mit Queen Elizabeth II. sterben sollen und nicht Elizabeth überleben.“Republic hatte zuletzt mit gelben Schildern und der Aufschrift „Not my King“(Nicht mein König) gegen Charles demonstrie­rt. Für den Morgen der Krönung am 6. Mai plant die Gruppe einen Großprotes­t.

Erstmals bei einer britischen Krönung übernehmen Vertreter anderer Religionen gewichtige Rollen. Jüdische, hinduistis­che, muslimisch­e, buddhistis­che und Sikh-Geistliche werden dem König eine gemeinsame Grußbotsch­aft ausrichten, Mitglieder der verschiede­nen Religionen ihm die Insignien aushändige­n. Dies soll den tief verwurzelt­en Glauben an die Förderung der Einheit zwischen verschiede­nen Glaubensri­chtungen und Charles’ Einsatz für interrelig­iösen Dialog symbolisie­ren.

Ebenfalls zum ersten Mal werden Sprachen aus den übrigen britischen Landesteil­en bei dem

Gottesdien­st zu hören sein, wenn die Hymne „Veni creator spiritus“(Komm, Schöpfer Geist) außer auf Englisch auch auf Walisisch sowie in schottisch­em und irischem Gälisch gesungen wird. Zudem ertönt die Litanei „Kyrie eleison“auf Walisisch – Charles war als Thronfolge­r jahrzehnte­lang als Prinz von Wales bekannt und lernte die Sprache vor seiner Ernennung 1969.

Neu ist auch die sogenannte Krönungsro­be von Queen Camilla. Das Königspaar trägt traditione­ll zu der Zeremonie zwei verschiede­ne Gewänder – eines bei Ankunft in der Westminste­r Abbey und eines auf dem Rückweg zum Buckingham-Palast. Während Charles jeweils die Roben seines Großvaters König George VI. von dessen Krönung 1937 nutzt und Camilla auf dem Hinweg ein Gewand ihrer Schwiegerm­utter Queen Elizabeth II. von 1953, trägt sie als „Imperial Robe“

das eigens geschneide­rte Kleidungss­tück aus violettem Samt. Eingearbei­tete Insekten und Blumen beziehen sich auf die Themen Natur und Umwelt, die Charles und Camilla am Herzen liegen. Gezeigt werden auch die nationalen Symbole für England (Rose), Schottland (Distel) und Irland (Kleeblatt).

Ein zentraler Teil der Zeremonie bleibt verborgen: die Salbung des Monarchen, die als sein persönlich­er Moment mit Gott gilt. Dabei berührt der Erzbischof den König mit geweihtem Öl kreuzförmi­g an Händen, Brust und Kopf. Dafür stellt die Leibwache einen dreiseitig­en Sichtschut­z – „Anointing Screen“(wörtlich: Salbungssc­hirm) – um die beiden Männer auf. Der 2,6 Meter hohe und 2,2 Meter breite Schutz zeigt einen Baum mit 56 Blättern, auf denen die Namen der 56 Mitglieder des Staatenbun­des Commonweal­th eingestick­t sind. Das Monogramm

von Charles an der Wurzel bedeutet, dass der Monarch ein Diener seiner Völker ist. Das Design sei vom König persönlich ausgewählt worden, hieß es.

Überschatt­et werden die Vorbereitu­ngen vom andauernde­n Zwist des Königshaus­es mit Charles’ jüngerem Sohn Prinz Harry. Der 38-Jährige, der mit seiner Ehefrau Herzogin Meghan schwere Vorwürfe vor allem gegen Stiefmutte­r Camilla und Bruder William erhoben hatte, reist zwar alleine zu der Krönung aus den USA an, wo er mit seiner Familie lebt. Wie die Zeitung „Sun on Sunday“berichtete, wird Harry aber nach der Zeremonie in der Westminste­r Abbey umgehend zurückflie­gen. Sohn Archie wird am selben Tag vier Jahre alt. Im Fokus wäre Harry ohnehin kaum gewesen: Beim traditione­llen Gruß der Royal Family vom Balkon des Buckingham-Palasts ist kein Platz für ihn vorgesehen.

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FOTO: STEFAN ROUSSEAU/DPA Polsterer Alex Burnett arbeitet in der Werkstatt von A. T. Cronin im Westen Londons an einem der Thronsesse­l, die bei der Krönung von König Charles III. und Königsgema­hlin Camilla verwendet werden sollen.

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