Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wegweisende „Berliner Woche“
VfB Stuttgart will erst ins Pokalfinale und dann einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt machen
(dpa) - In die wegweisende „Berliner Woche“geht der VfB Stuttgart deutlich gestärkt. Erst soll am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt der letzte Schritt zum DFB-Pokalfinale in der Hauptstadt gemacht werden und nur vier Tage später peilen die Schwaben bei Hertha BSC an, sich weiter von der Abstiegszone der Fußball-Bundesliga zu lösen.
Eine stark verbesserte Ausgangslage hat sich das Team des auch nach fünf Pf lichtspielen noch ungeschlagenen neuen Trainers Sebastian Hoeneß am Samstag verschafft. Durch das 2:1 (1:0) gegen Borussia Mönchengladbach verließen die Stuttgarter den Relegationsplatz und schoben sich auf Rang 15 vor. „Die Brust darf natürlich ein bisschen breiter sein, als sie es vorher war“, sagte Torhüter Fabian Bredlow, der mit einer Glanztat gegen Semir Telalovic in der Nachspielzeit den verdienten Sieg gesichert hatte.
Der VfB hat den Ligaverbleib wieder in der eigenen Hand. Allerdings bleibt es im unteren Tabellendrittel weiter eng. Der FC Schalke 04 liegt dank einer erfolgreichen Aufholjagd gegen Werder Bremen (2:1) in Schlagdistanz und auch der VfL Bochum zeigte beim 1:1 gegen Titelanwärter Borussia Dortmund einen aufopferungsvollen Kampf. Dank der besseren Tordifferenz zog der VfB dennoch an den Bochumern vorbei. „In erster Linie schauen wir auf uns und
unsere Situation hat sich stabilisiert, aber sie hat sich nicht entspannt“, sagte Stuttgarts Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. „Wir befinden uns seit Monaten in einem dauerhaften Spannungszustand, das gibt uns vielleicht auch eine gewisse Souveränität.“
Vier Spiele haben die Stuttgarter in der Liga noch vor sich. Im Pokal sind es im besten Fall noch zwei. „Das ist ein Highlight-Spiel“, sagte Bredlow mit Blick auf das Halbfinale gegen die Eintracht am Mittwoch. „Es ist viel Kopfsache. Man vergisst dann aber auch relativ schnell die Rahmenbedingungen, denn am Ende bereiten wir uns ganz normal auf das Spiel gegen Frankfurt vor.“
Im Gegensatz zur Liga reitet der
VfB im Pokal auf der Erfolgswelle, siegte viermal gegen unterklassige Teams. Auch Trainer Hoeneß feierte sein Pflichtspiel-Debüt für den VfB im Viertelfinale mit 1:0-Erfolg beim 1. FC Nürnberg. Danach folgten weitere zwei Siege und zwei Remis in der Liga. Vorgänger Bruno Labbadia, der erst im Dezember übernommen hatte, gelangen in zwölf Spielen lediglich zwei Erfolge. „Wir haben eine Wahnsinnschance“, sagte der 40 Jahre alte Hoeneß über den anstehenden Pokal-Hit. „Ich habe das versucht, meinen Jungs klarzumachen. Ich habe viele Endspiele gesehen und weiß, was es bedeutet, ein Finale in Berlin spielen zu können.“
Gegner Frankfurt – immerhin Europa-League-Sieger – befindet sich derzeit mitten in einer Ergebniskrise. Seit neun Spielen warten die Hessen in der Liga auf einen Sieg. Auch Trainer Oliver Glasner gerät zunehmend unter Druck. „Wir spielen zu Hause, das ist ein leichter Vorteil“, sagte Wohlgemuth über die Ausgangslage. „Aber sie haben in dieser Saison mehr Punkte geholt – am Ende ist es ein 50:50-Spiel.“
Die Chancen der Stuttgarter könnten sich verschlechtern, sollte Serhou Guirassy ausfallen. Der treffsicherste Schütze des Clubs musste gegen Gladbach ausgewechselt werden. Eine Schwellung am Auge schränkte die Sehfähigkeit des Angreifers, der das 1:0 per Hacke erzielt hatte, ein. „Wir müssen schauen, wie gut unsere medizinische Abteilung arbeitet. Aber es wäre wichtig, wenn er dabei sein könnte“, sagte Wohlgemuth. Erstmals seit 2013 könnte der VfB ins Finale einziehen – und sich weiteres Selbstvertrauen für den Saisonendspurt holen.
Wie sehr sich die eigenen Anhänger darüber freuen würden, machten sie unmittelbar nach dem Abpfiff gegen Gladbach klar. Auf Augenhöhe entrollten sie vor den feiernden VfB-Profis ein Banner, auf dem „Finale“zu lesen war. Ein Schritt fehlt noch, um den Herzenswunsch der Anhänger zu erfüllen. Danach liegt der Fokus dann wieder auf einem erfolgreichen Abschluss der „Berliner Woche“, um auch dem zweiten, eigentlich noch wichtigeren Ziel näherzukommen: dem Ligaverbleib.