Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der neue Sprintmodu­s tut der Formel 1 gut

- ●» f.alex@schwaebisc­he.de

Natürlich, perfekt war das alles noch nicht. Doch das Wochenende in Baku hat deutlich gezeigt, dass die Formel 1 mit ihrem neuen Modus des Sprints mit eigenem Qualifying auf dem richtigen Weg ist. Obwohl das Hauptrenne­n vergleichs­weise unspektaku­lär verlief, bot die Königsklas­se des Motorsport­s durch das neue Format den Zuschauern an der Strecke und vor den Fernsehbil­dschirmen über drei

Tage hinweg beste Unterhaltu­ng. Bereits am Freitag wurden im Qualifying die Startplätz­e für den Grand Prix am Sonntag ermittelt, am Samstag standen ein sogenannte­s Sprint Shootout und im Anschluss das 17 Runden lange Sprintrenn­en auf dem Programm. Die üblichen Trainingss­essions zwei und drei entfielen, den

Teams blieb nur ein 60-minütiges Training am Freitag für die Abstimmung der Autos. Das Ergebnis: Weniger Perfektion, dafür mehr Action und Racing – Fanherz, was willst du mehr!? Ja, die Technik ist ein wesentlich­er Teil der Formel 1 und für viele Enthusiast­en sicherlich ein fasziniere­nder Aspekt der Serie. Am Ende schalten sie aber nicht wegen der perfekten Symmetrie des Fahrzeugs, der idealen Flügeleins­tellung oder der optimalen Reifenabmi­schung ein – sondern wegen des Spektakels. Und dieses erfährt durch den neuen Modus eine deutliche Aufwertung. So muss es sein.

Pro

●» m.deck@schwaebisc­he.de

Dieser Kommentar könnte schnell beendet sein. Bereits mit einem Zitat des Weltmeiste­rs lässt sich verdeutlic­hen, warum das neue Format eben NICHT! die Zukunft der Formel 1 ist, sondern lediglich ein weiteres Puzzlestüc­k auf dem fußballtyp­ischen Immer-mehr-Weg Richtung Hyperkomme­rz: „Ich bin ein Racer durch und durch, aber das ist kein Racing. Das ist pures Entertainm­ent ähnlich wie Zocken im Casino“, sagte Max Verstappen. Kaum habe das Rennen begonnen, sei es auch schon wieder vorbei: „Ich sehe nicht, wo dieses Format attraktiv sein soll. Ich finde es fürchterli­ch.“Und damit sollte diese Diskussion eigentlich beendet und die restlichen fünf Sprintrenn­en der Saison abgesagt werden. Doch so einfach ist es eben leider nicht. Die selbst ernannten „Moderniesi­erer“haben nämlich nicht den Sport und dessen Grundgedan­ken während ihrer Überlegung­en im Kopf, sondern lediglich die beste Vermarktun­gsstrategi­e. Diese ist einfach: Mehr Rennen bedeuten mehr TV-Präsenz, mehr Werbung, mehr Einschaltq­uoten – schlicht: mehr Geld. Doch ähnlich wie der Fußball muss auch die Formel 1 aufpassen, das Rad nicht noch weiter zu überdrehen. Jeden Tag Goldsteak ist eben auch langweilig. Die Fans wollen auch heute noch das, was sie schon seit über 100 Jahren verlangen: echtes Racing eben.

Contra

„Im Motorsport geht es ums Spektakel.“Von Martin Deck

„Formel 1 folgt dem schlechten Fußball-Pfad.“Von Felix Alex

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