Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der neue Sprintmodus tut der Formel 1 gut
Natürlich, perfekt war das alles noch nicht. Doch das Wochenende in Baku hat deutlich gezeigt, dass die Formel 1 mit ihrem neuen Modus des Sprints mit eigenem Qualifying auf dem richtigen Weg ist. Obwohl das Hauptrennen vergleichsweise unspektakulär verlief, bot die Königsklasse des Motorsports durch das neue Format den Zuschauern an der Strecke und vor den Fernsehbildschirmen über drei
Tage hinweg beste Unterhaltung. Bereits am Freitag wurden im Qualifying die Startplätze für den Grand Prix am Sonntag ermittelt, am Samstag standen ein sogenanntes Sprint Shootout und im Anschluss das 17 Runden lange Sprintrennen auf dem Programm. Die üblichen Trainingssessions zwei und drei entfielen, den
Teams blieb nur ein 60-minütiges Training am Freitag für die Abstimmung der Autos. Das Ergebnis: Weniger Perfektion, dafür mehr Action und Racing – Fanherz, was willst du mehr!? Ja, die Technik ist ein wesentlicher Teil der Formel 1 und für viele Enthusiasten sicherlich ein faszinierender Aspekt der Serie. Am Ende schalten sie aber nicht wegen der perfekten Symmetrie des Fahrzeugs, der idealen Flügeleinstellung oder der optimalen Reifenabmischung ein – sondern wegen des Spektakels. Und dieses erfährt durch den neuen Modus eine deutliche Aufwertung. So muss es sein.
Pro
●» m.deck@schwaebische.de
Dieser Kommentar könnte schnell beendet sein. Bereits mit einem Zitat des Weltmeisters lässt sich verdeutlichen, warum das neue Format eben NICHT! die Zukunft der Formel 1 ist, sondern lediglich ein weiteres Puzzlestück auf dem fußballtypischen Immer-mehr-Weg Richtung Hyperkommerz: „Ich bin ein Racer durch und durch, aber das ist kein Racing. Das ist pures Entertainment ähnlich wie Zocken im Casino“, sagte Max Verstappen. Kaum habe das Rennen begonnen, sei es auch schon wieder vorbei: „Ich sehe nicht, wo dieses Format attraktiv sein soll. Ich finde es fürchterlich.“Und damit sollte diese Diskussion eigentlich beendet und die restlichen fünf Sprintrennen der Saison abgesagt werden. Doch so einfach ist es eben leider nicht. Die selbst ernannten „Moderniesierer“haben nämlich nicht den Sport und dessen Grundgedanken während ihrer Überlegungen im Kopf, sondern lediglich die beste Vermarktungsstrategie. Diese ist einfach: Mehr Rennen bedeuten mehr TV-Präsenz, mehr Werbung, mehr Einschaltquoten – schlicht: mehr Geld. Doch ähnlich wie der Fußball muss auch die Formel 1 aufpassen, das Rad nicht noch weiter zu überdrehen. Jeden Tag Goldsteak ist eben auch langweilig. Die Fans wollen auch heute noch das, was sie schon seit über 100 Jahren verlangen: echtes Racing eben.
Contra
„Im Motorsport geht es ums Spektakel.“Von Martin Deck
„Formel 1 folgt dem schlechten Fußball-Pfad.“Von Felix Alex