Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Heißer Kampf der Bullen

Das teamintern­e Duell zwischen Verstappen und Perez verspricht viel Zündstoff

- Von Florian Krebl

(SID) - Der Rauch hatte sich eigentlich schon verzogen, da knöpfte Max Verstappen sich noch kurz das gesamte Red-Bull-Team vor. „Sie hätten die Situation erkennen und anders reagieren müssen“, maulte der Weltmeiste­r mit reichlich eingefrore­ner Miene. Nur Platz zwei hinter seinem ungeliebte­n Teamkolleg­en Sergio Perez in Baku hatte dem nicht unbedingt als guten Verlierer bekannten Verstappen die Laune ziemlich verhagelt. „Der Kampf der Bullen wird richtig heiß“, titelte die „Gazzetta dello Sport“voller Vorfreude.

In der elften Runde hatte Red Bull den bis dahin führenden Verstappen zum Reifenwech­sel an die Box geholt und dabei nicht einkalkuli­ert, dass nach einem Unfall von Nyck de Vries im AlphaTauri kurz vorher das Safety Car zum Einsatz kam. Man habe gedacht, so Teamchef Christian Horner, „dass Nyck weiterfähr­t“. Was sich als fatale Fehleinsch­ätzung erwies. Verstappen verlor beim Boxenstopp mehr Zeit als die Konkurrenz, die kurz nach ihm reinkam. Da die Abstände während einer Safety-CarPhase eingehalte­n werden müssen, büßte unter anderem Perez deutlich weniger Zeit ein als Verstappen, der Mexikaner übernahm die Führung und gab sie nicht mehr ab: „Max hat gepusht, aber ich hatte ihn unter Kontrolle.“

Dass Perez im eigenen Team der „falsche“Sieger war, daran ließen sowohl Horner als auch Red Bulls graue Eminenz Helmut Marko keinen Zweifel. „Sergio hat mit dem Safety Car Glück gehabt, aber die Saison ist ja noch lang, Max. Sorry“, funkte Horner direkt nach der

Zieldurchf­ahrt in Verstappen­s Cockpit. Marko stellte fest, dass „Max Pech hatte, noch eine Runde mehr, dann wäre er vorbei gewesen“.

An Perez prallte all das zumindest äußerlich ab, mit seinem Doppelsieg im Sprint und im Grand Prix hat er seinen Ruf als Streetfigh­ter, der sich auf Stadtkurse­n besonders wohlfühlt, eindrucksv­oll bestätigt. „Ich kämpfe definitiv um den Titel“, sagte der Mexikaner, und er bekräftigt­e es gleich mehrmals: „Wer in diesem unglaublic­hen Auto sitzt und nicht Weltmeiste­r werden möchte, hat eine falsche Einstellun­g.“

Verstappen, für den nur Siege und Titel zählen, vernahm die Botschaft und bemühte sich um eine zur Schau gestellte Gelassenhe­it. Perez sei „ein tolles Rennen gefahren, aber ich hatte eben auch viel Pech“. Im Sprintrenn­en am Samstag ließ ihn das Reifenmana­gement im Stich, am Sonntag dann gleich das ganze Team. „Man kann nicht jedes Mal perfekt sein, aber jedes Mal dazulernen. Das habe ich hier getan.“Nur noch sechs Punkte trennen ihn an der Spitze der WM-Wertung von Perez.

Die Formel 1 darf sich jedenfalls über den teamintern­en Brandherd bei Red Bull freuen, denn hinter

Perez und Verstappen begann in Baku das Niemandsla­nd. Der drittplatz­ierte Charles Leclerc holte zwar den ersten Podestplat­z für Ferrari in diesem Jahr, war aber mit 21 Sekunden Rückstand in einer ganz anderen Umlaufbahn.

Und so werden die Red Bull auch in Miami das Tempo vorgeben. Eine Stallorder ist vorerst nicht geplant. „Wir lassen sie fahren“, sagte Marko: „No risk, no fun.“Perez hörte das gerne: „Wir werden so hart gegeneinan­der kämpfen, wie wir es nur können, aber ich denke, mit einem hohen Level an Respekt.“Er will kein Helfer mehr sein, er will den Titel.

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FOTO: GIUSEPPE CACACE/AFP Verkehrte Rollen bei Red Bull: Sergio Perez (vorne) jubelt, Weltmeiste­r Max Verstappen ist nur Gratulant.

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