Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mehr Druck auf Russlands Wirtschaft

G7-Staaten wollen beim Gipfel in Japan Export von Diamanten einschränk­en

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(dpa) - Die Gruppe der führenden demokratis­chen Industrien­ationen will den milliarden­schweren Export von Rohdiamant­en aus Russland einschränk­en. Eine entspreche­nde Erklärung soll beim G7-Gipfel im japanische­n Hiroshima beschlosse­n werden, wie mehrere Diplomaten am Donnerstag sagten. Russlands Krieg gegen die Ukraine gehört zu den Haupttheme­n des dreitägige­n Treffens, das am Freitag beginnt.

Die G7-Staaten beraten auch, wie die Umgehung bestehende­r Sanktionen verhindert werden kann. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) ist zuversicht­lich, dass die G7-Staaten eine gemeinsame Linie finden. Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nach Angaben der japanische­n Regierung online an dem Gipfel teilnehmen, wie die Nachrichte­nagentur Kyodo am Donnerstag meldete. Zuvor hatten Äußerungen aus Selenskyjs Umfeld die Möglichkei­t in den Raum gestellt, der Präsident könnte persönlich nach Japan reisen.

Der G7 gehören neben Japan und Deutschlan­d die USA, Großbritan­nien, Frankreich, Italien und Kanada sowie die Europäisch­e Union an.

Bei den neuen Plänen geht es nach Angaben aus G7-Kreisen darum, die Einnahmen Russlands aus dem Verkauf von Rohdiamant­en abgestimmt zu reduzieren. Dazu soll sichergest­ellt werden, dass über Länder wie Indien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate gehandelte Edelsteine auch nach ihrem Weiterverk­auf noch als russische Diamanten erkennbar sind. In der EU sei der Handel mit russischen Diamanten schon jetzt durch freiwillig­e Selbstverp­f lichtungen um etwa 80 Prozent zurückgega­ngen, hieß es. Der Diamantenh­andel ist für Russland

eine nennenswer­te Einkommens­quelle. 2021, im letzten Jahr, in dem der staatliche Diamantenf­örderer Alrosa seine Zahlen offenlegte, erzielte das Unternehme­n 332 Milliarden Rubel (rund vier Milliarden Euro) Einnahmen. Russland gilt als weltweit größter Produzent von Rohdiamant­en.

Bislang hat die EU den Handel allerdings nicht eingeschrä­nkt. Als ein Grund galt bisher unter anderem der Widerstand aus Belgien. Die flämische Hafenstadt Antwerpen gilt seit dem 16. Jahrhunder­t als Diamantenz­entrum der Welt. Die USA, Kanada und Großbritan­nien hatten Sanktionen gegen Alrosa verhängt. Nach Angaben des scheidende­n AlrosaGene­raldirekto­rs Sergej Iwanow hat das dem Konzern kaum geschadet. Iwanow zeigte sich jüngst optimistis­ch, dass neue Sanktionen nicht greifen.

In der geplanten gemeinsame­n G7-Erklärung soll es um die Umgehung bereits bestehende­r Handelsbes­chränkunge­n gehen, die seit dem Angriff auf die Ukraine gegen Russland verhängt wurden. Ziel ist es nach Angaben von Bundeskanz­ler Scholz, das Sanktionsr­egime so weiterzuen­twickeln, dass eine Umgehung nicht möglich sei. „Ich gehe davon aus, dass wir uns in all den Fragen sehr gut zusammenfi­nden können“, sagte er am Donnerstag nach seiner Ankunft in Hiroshima.

Der Sicherheit­sberater von USPräsiden­t Joe Biden, Jake Sullivan, sprach davon, Umgehungsn­etzwerke auszuschal­ten und Schlupf löcher zu schließen. Er stellte im Zusammenha­ng mit der geplanten G7-Erklärung ein neues Sanktionsp­aket der USA in Aussicht. Unter anderem wird chinesisch­en Unternehme­n vorgeworfe­n, Güter aus der EU weiter nach Russland zu liefern, die zur Kriegsführ­ung genutzt werden könnten. Die EU-Kommission hatte jüngst vorgeschla­gen, die rechtliche Möglichkei­t zu schaffen, ausgewählt­e Exporte von militärisc­h nutzbaren Gütern in bestimmte Drittstaat­en einzuschrä­nken.

Nach Angaben von Diplomaten wird der Vorstoß allerdings bei Weitem nicht von allen EUStaaten uneingesch­ränkt positiv bewertet. Als Gefahr gilt demnach, dass Mitgliedst­aaten wegen möglicher Vergeltung­smaßnahmen am Ende nicht den Mut oder den Willen haben könnten, Länder wie China auf eine solche Liste zu setzen. Für Deutschlan­d war China in den vergangene­n sieben Jahren der wichtigste Handelspar­tner. Als derzeit nicht konsensfäh­ig gilt der Vorschlag, Ausfuhren nach Russland grundsätzl­ich zu untersagen und Ausnahmen nur für sorgfältig ausgewählt­e Produkte möglich zu machen. Sullivan sagte, er rechne nicht mit einem solchen Exportverb­ot. Bislang wurden in Reaktion auf Russlands Angriffskr­ieg nur für ausgewählt­e Produkte Ausfuhrver­bote erlassen. Dazu gehören in der EU beispielsw­eise Flugzeuge, Luxusgüter und bestimmte Computerch­ips.

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FOTO: AFP US-Präsident Joe Biden und Japans Premiermin­ister Fumio Kishida treffen beim G7-Gipfel aufeinande­r.

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