Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Baugenehmigungen stark eingebrochen
Sinkflug beim Neubau beschleunigt sich trotz starker Nachfrage nach Wohnraum
(dpa) - Die Lage auf dem angespannten Wohnungsmarkt droht sich weiter zu verschärfen. Nach einem Einbruch der Baugenehmigungen im März befürchtet der Bauindustrieverband eine „Wohnungsbaurezession“. „Der Mietmarkt ist erstarrt, es werden zu wenige Wohnungen für die starke Nachfrage gebaut“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie Tim-Oliver Müller. Das treffe Bauunternehmen, aber auch Tausende Mieter.
Trotz der hohen Nachfrage nach Wohnraum sind die Genehmigungszahlen seit vergangenem Jahr im Sinkflug. Im März beschleunigte sich das Tempo nach Angaben des Statistischen Bundesamtes. Demnach bewilligten die Behörden den Bau von 24.500 Wohnungen. Das war ein Minus von 29,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und der stärkste Rückgang seit März 2007. In den ersten drei Monaten 2023 wurden insgesamt 68.700 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, 25,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Wegen der stark gestiegenen Zinsen und hoher Baupreise halten sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornieren sie – von privaten Hausbauern bis zu Großinvestoren. Zudem kritisiert die Branche Überregulierung und Verunsicherung potenzieller Bauherren etwa durch das geplante Gebäudeenergiegesetz, mit dem die Ampel den langfristigen Abschied von Öl- und Gasheizungen einläuten will. „Die Politik muss sich entscheiden: Will sie sich im Detail verregulieren oder effizient Wohnungen bauen?“, sagte Müller. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, mahnte: „Ohne ein Umdenken in der Förderpolitik wird der Wohnungsbau eine Bruchlandung hinlegen.“
Der Bauindustrieverband rechnet im laufenden Jahr mit bestenfalls 250.000 Fertigstellungen – weit weg vom Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen. Der Druck auf die Mieten dürfte daher hoch bleiben. „Die Menschen, die wegen des Zinssprungs nicht mehr kaufen können, müssen ja weiter irgendwo wohnen“, sagte Stephan Kippes, Marktforscher des Immobilienverbands Deutschland Süd. „Die Mieten werden steigen.“