Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bärental und der Bärentalhöhle bleiben beliebt
Hüttener Biosphäreninfozentrum zieht am Aktionstag viele Besucher an – Rinden- und Borkenausstellung
(somm) - Ungebrochen ist das Interesse am Hüttener Biosphäreninfozentrum, an der Besichtigungen des Bärentales und der Bärentalhöhle. Zehn Führungen weit in die Höhle hinein fanden am Sonntag statt. Bei einer Führung hinauf zum ehemaligen Schloss wurde über die neuen Erkenntnisse zur Entstehung des Ortsnamens aufgrund von Silbersuche und Gesteinsverhüttung berichtet. Der Aktionstag baute auf ein bewährtes Programm, das mit einzelnen Überraschungen gespickt wurde. Zu den Überraschungen gehörte Hermann Häußlers Rinden- und Borkenausstellung im Infozentrum.
Auf wenigen Quadratmetern so viele unterschiedliche Baumrinden in Augenschein nehmen zu können, stellte eine Besonderheit dar. Meist werden Bäume in der freien Natur aus einem gewissen Abstand betrachtet und primär an ihrem Laub identifiziert.
Der Naturproduktesammler Häußler findet die Rinden und Borken bevorzugt auf einem Holzplatz, wo betagte Exemplare der Holzverarbeitung zugeführt werden, und natürlich allgemein bei Spaziergängen im Wald, meist, das räumte der Temmenhausener ein, der einst Landschaftsgärtner war und sich als Naturmensch durch und durch zu erkennen gab, werde er fündig, wenn er eigentlich etwas ganz anderes suche.
Der Begriff „Knorrige Eiche“bestätigte sich in der Sammlung. Doch die Ausstellung bewies, das Attribut passt mit zunehmendem Alter auf weit mehr Baumarten. Andererseits gab es Birkenrinden zu sehen, die sich dünn wie Papier ablöst.
Vor dem Infozentrum konnten an Mitmachstationen Stofftaschen bemalt und Maipfeifchen aus Haselnussstöcken geschnitzt werden. Hier bewirteten die Pfadfinder mit Kaffee und Kuchen und der Heimatverein Eintracht Sondernach mit weiteren Getränken und Essen. Hier gab es Informationen
von Bianca Oßwald und Knut Brenndörfer zur Arbeit des Höhlenvereins Blaubeuren.
Erst am späten Nachmittag setzte Regen ein. Knut Brenndörfer erklärte in Pavillon, das Grabungsgeschehen in der Bärentalhöhle ruhe derzeit. Das Team war zuletzt an eine Weggabelung gestoßen. Priorität haben der Farrenwiesschacht 2,5 Kilometer nordöstlich von Justingen und der Steebschacht in einem Garten in Blaubeuren-Wennenden. Der Steebschacht ist bis zu einer Tiefe von 161 Metern erfasst und steht mutmaßlich mit dem spektakulären Blauhöhlensystem in einer Verbindung, was erste Färbeversuche bestätigt hätten. Am Infozentrum nahmen die Höhlenvereinsmitglieder wie im Coronajahr
2022 persönliche Anmeldungen für Höhlenführungen an. So mussten die Interessierten erst zur vereinbarten Zeit den kleinen Festplatz am Infozentrum für die Gang ins Bärental zur Höhle verlassen.
Die Höhlenforscher nahmen am Aktionstag bei zehn Führungen zusammen 50 Personen zirka 100 Meter in die Bärentalhöhle mit hinein. Egal, ob es draußen regnet oder geregnet hat, auf dieser Strecke der inzwischen auf 428 Metern erschlossenen Höhle, bleibt es trocken, rinnt also auch mit Zeitverzögerung kein Regen durch, wie das weiter hinten der Fall ist. Im Einsatz bei den Führungen waren unter anderem Sven Forster aus Hütten, der die Projektleitung innehat, und der
Geschäftsführer des Höhlenvereins Blaubeuren Thomas Boldt. Nach 40 Metern war als Bewährungsprobe der sogenannte Korkenzieher zu passieren. Wem es dabei zu eng werden sollte, konnte eigenständig rasch wieder ins Freien gelangen.
Den Weg durch den Ort und das Bärental, vorbei am geöffneten Dorfhaus mit historischen Handwerksausstellungen und der Höhle, hinauf zum Schlosskeller als letztem Rest des Schlosses Hohenjustingen ging mit knapp 20 Personen in einer Führung am Aktionstag Alt-Ortsvorsteher, Jäger, Schlossmaurer, Heimatgeschichtler Max Raiber und band die neuesten Erkenntnisse der unlängst stattgefundenen Führung zum Silberbergwerk
(wir berichteten) in seine Erklärungen ein.
Am Bärentalhang gab es vor fünf Jahrhunderten einen Stolleneingang, der inzwischen verstürzt und für den Laien ohne Anleitung eigentlich nicht erkennbar ist. Vom Stollen gab es mutmaßlich eine Verbindung zu einem Schacht auf der Hochfläche, der aus Sicherheitsgründen auch schon vor langer Zeit mit Feldsteinen zugeschüttet wurde. Die Verhüttung des abgebauten Gesteins in Hüttenöfen soll für den Ortsnamen ausschlaggebend sein, nachdem die Ansiedlung bis dahin Studach hieß. Silber wurde, so sagen es die Quellen, freilich keines gefunden. Andernfalls fiele der Ortsname vielleicht noch einmal anders aus?