Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kirche in Rißtissen strahlt in neuem Glanz
Ein Jahr lang wurde sie umfassend saniert – Jetzt ist sie auf dem neuesten Stand der Technik
- Grau und fleckig waren die Wände noch vor gut einem Jahr in der Pfarrkirche Rißtissen. Seitdem ist viel passiert: Mittlerweile strahlt der Kirchenraum wenn man ihn betritt. Mehr als ein Jahr wurde die Kirche umfassend saniert – dafür war sie komplett geschlossen. Die Kirchenbesucher mussten nach Oberdischingen ausweichen. Doch pünktlich zum Pfingstfest kommen die Arbeiten zum Ende. Die große Wiedereröffnung der Kirche St. Pankratius und Dorothea steht kurz bevor.
Beim Besuch in der Kirche, zwei Wochen vor der Wiedereröffnung, sind noch einzelne Handwerker am Werk. Im Chor stehen noch Kabelrollen, Kartons und Eimer, Kabel kommen aus den Wänden. Am Seitenaltar fehlen noch Figuren und die Stufen, er ist noch von einem Gerüst verdeckt. Auf den Bänken sind die neuen Sitzpolster noch aufgestapelt und eingepackt, Baustaub hat sich über die Holztreppen gelegt. Das meiste aber ist bereits geschafft: Die Wände strahlen weiß, das Deckenfresko wurde heller durch eine Reinigung und neue Deckenlampen sorgen für ein helles Licht im Kirchenschiff. Die Orgel, die zum Schutz eingehaust werden musste, ist nun wieder zu sehen, sie muss nur noch gestimmt werden. Außerdem wurde die gesamte Technik auf den neuesten Stand gebracht.
Von nun an wird die Luftfeuchtigkeit in der Kirche automatisch geregelt: An den Fenstern erkennt man elektronische Vorrichtungen, die die Fenster kippen können, wenn nötig. So wird sowohl Schimmel vorgebeugt wie auch der Gefahr, dass das Holz in der Kirche trocken wird und die Figuren Risse bekommen, erklärt Jürgen Gerstner, Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Die Bänke, die aus- und wieder eingebaut werden mussten, verfügen jetzt über neue Heizungen. „Die komplette Elektronik ist neu“, betont Gerstner, der die Sanierungsarbeiten begleitet hat. Alte Kabel wurden herausgerissen, neue wurden verlegt. Komplett neu sind auch
die Lautsprecher und Induktionsschleifen an den Kirchenbänken sorgen dafür, dass auch Menschen mit Hörgeräten besser hören, da ihre Geräte die Signale direkt aufnehmen können. Mittlerweile geht auch die Kirchenuhr wieder und der Glockenschlag ist im Ort zu hören.
Wo über der Sakristei bisher ein Sicherungskasten ausreichte, ist jetzt ein riesiger Schrank mit Schaltern und Kabeln dazugekommen. „Die Kirche ist jetzt auf dem neuesten Stand der Technik“, sagt Gerstner zufrieden, „das wird eine Weile reichen“. Eine Steuerungsanlage mit vielen Knöpfen befindet sich in der Sakristei. Hier lassen sich verschiedene Lichtstimmungen per Knopfdruck aktivieren für verschiedene Anlässe wie Andacht, Rosenkranz, Festtag oder Meditation. Außerdem gibt es WLAN und jede Menge LAN-Anschlüsse in der Kirche. Die Liedanzeige lässt sich jetzt per Funkfernbedienung steuern.
Eigentlich sollten die Wände nur gereinigt werden, sagt Gerstner. Doch schnell wurde klar: Das reicht nicht. So wurden die Wände, nachdem die Erlaubnis vom Landesdenkmalamt da war, von Hand gestrichen. Kleine versteckte Stellen der Wand und des Deckengemäldes wurden nicht bearbeitet – als sogenannte Primärdokumente zeigen sie, wie es einmal war und wie es sich verändert hat. So kann man beispielsweise ganz oben an der Decke noch eine graue
Ecke erkennen neben dem neuen Weiß.
Das Licht der neuen Lampen kommt jetzt wirklich bei den Besuchern unten an, während das Licht der alten Leuchter bisher eher nach oben gestrahlt hatte. Für die Reinigung der Heiligenfiguren und Bilder konnten Paten gefunden werden, die einen bestimmten Betrag für ihr Stück zahlten.
Auf der Empore wurden Bänke entfernt, sodass der Kirchenchor von nun an mehr Platz hat. Die entfernten Bänke wurden für einen kleinen Betrag zum Verkauf angeboten. „Es ist sogar jemand aus München gekommen und hat zwei Bänke abgeholt“, erzählt Gerstner.
Bis auf die üblichen Probleme habe alles geklappt bei den Arbeiten. Außerplanmäßig kam hinzu, dass die Treppe draußen erneuert werden muss, da sie durch den Frost beschädigt wurde und immer wieder Probleme gemacht hat.
Die Kosten für die gesamten Maßnahmen wurden auf eine Million Euro geschätzt. Man werde am Ende etwas darüber liegen, „aber nicht wie bei Stuttgart 21“, sagt der Kirchengemeinderatsvorsitzende.
Bis zur Wiedereröffnung am Pfingstsonntag sind laut Gerstner nur noch Kleinigkeiten zu erledigen. Bei einem Kirchenputz wird die Kirche von Helfern auch noch rechtzeitig vom Baustaub befreit.