Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bürokratie bremst das Handwerk aus

Umfrage unter den Betrieben der Handwerksk­ammer Ulm – Handwerk fordert Tempo beim Entlastung­sgesetz

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Ulm (sz) - Handwerksb­etriebe fühlen sich durch Bürokratie ausgebrems­t. Die Verantwort­lichen fordern deshalb Tempo beim Bürokratie­abbau. Die Bundesregi­erung solle entspreche­nde Gesetze schnell beschließe­n.

Die bürokratis­chen Belastunge­n im regionalen Handwerk haben in den vergangene­n fünf Jahren merklich zugenommen – das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks, an der sich auch knapp 300 Handwerksb­etriebe aus dem Gebiet der Handwerksk­ammer Ulm beteiligt haben. Der Frust bei den Betrieben zwischen Ostalb und Bodensee ist groß: Statt spürbarer Entlastung­en beklagen die Handwerksb­etriebe immer mehr Dokumentat­ionspf lichten und bürokratis­che Hürden im Arbeitsall­tag. Kleine und mittlere Betriebe müssten bei Themen, die vom Datenschut­z bis hin zur Abfalltren­nung reichen, die gleichen Nachweis- und Dokumentat­ionspflich­ten erfüllen wie Großkonzer­ne.

Tobias Mehlich, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Ulm, sagt: „Handwerker­innen und Handwerker wollen ihre Arbeit beim Kunden machen und nicht als Haupttätig­keit am Schreibtis­ch sitzen, Formulare ausfüllen oder Dokumentat­ionen machen.“Er räumt ein, dass Bürokratie nötig sei, um den Rechtsstaa­t umzusetzen und zu sichern. „Zu viel davon bewirkt allerdings das Gegenteil: schlechte Stimmung

und Staatsmüdi­gkeit. Und davon haben wir an vielen Stellen im Land mittlerwei­le sehr viel“, ergänzt Mehlich.

Die wachsende Bürokratie­belastung wirke sich auf den Betriebsal­ltag vieler Handwerksb­etriebe aus. Zwei von drei der befragten Betriebe berichten, dass Kundinnen und Kunden deshalb länger auf Handwerksl­eistungen warten müssen. Mehr die Hälfte der Betrieb gab an, dass Preise aufgrund der zeitintens­iven Bürokratie­pf lichten steigen.

Auch die Digitalisi­erung habe bisher keine merkliche Entlastung für Betriebe gebracht. Jeder zweite befragte Betrieb bemängelte, dass Verwaltung­en keine digitalen Kommunikat­ionswege anbieten. Zwei von drei Betrieben beschriebe­n digitale Verfahren als zu komplizier­t und zu zeitaufwen­dig. Mehlich weiter: „Die Überbürokr­atisierung stellt einen Wettbewerb­snachteil für das Handwerk dar. Bürokratis­che Hürden blockieren Innovation­en, kosten auch den Kunden Zeit und Geld. Bürokratie erzeugt den Fachkräfte­mangel. Denn Handwerker, die mit Verwaltung beschäftig­t sind, können ihr Handwerk nicht mehr ausüben.“

Die Handwerksk­ammer pocht deshalb auf den im Koalitions­vertrag vereinbart­en Bürokratie­abbau. Konkret hieße das: besser durchdacht­e Regelungen und schnellere, digitalisi­erte Verfahren.

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FOTO: SOMPORN SUEBHAIT/STOCKADOBE/HWK ULM Ein Großteil der Handwerksb­etriebe sieht sich durch ein Übermaß an Bürokratie ausgebrems­t.

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