Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Eine Karriere voller Höhepunkte

Marcel „Marci“Schliederm­ann beendet seine Zeit als Profi-Handballer

- Von Frederic Schenkel

- Nach einer erfolgreic­hen Profikarri­ere ist nun Schluss: Handballer Marcel Schliederm­ann verlässt den TV Emsdetten, den Verein, für welchen er in den vergangene­n Jahren gespielt hatte. Der gebürtige Ehinger strebt eine berufliche Laufbahn abseits des Profisport­s an, möchte dem Handball aber dennoch treu bleiben.

Es gibt wenig, was Schliederm­ann, genannt „Marci“, in seiner Laufbahn als Handballer nicht erlebt hat. Mit dem HSV Hamburg gewann er als junger Spieler 2010 den DHB-Pokal, wurde im Jahr darauf deutscher Handballme­ister und reckte 2013 den ChampionsL­eague-Pokal mit den Hamburgern in die Höhe. In den Folgejahre­n spielte Schliederm­ann für den ThSV Eisenach und erlebte hier den Aufstieg in die erste Bundesliga mit, ehe er zum TV Emsdetten wechselte. Sogar in die JuniorenNa­tionalmann­schaft hat es Schliederm­ann geschafft, mit der er bei der Weltmeiste­rschaft 2009 den siebten Platz belegte. Nun ist Schluss für den 32-Jährigen, der bereits mit 18 Jahren aus der Ehinger Jugend nach Hamburg gewechselt war. Er wird ab Herbst in Minden eine Trainee-Stelle bei einem Möbelunter­nehmen übernehmen und hat vor, parallel für die zweite Mannschaft in Minden im Amateurber­eich zu spielen. Die Mannschaft durchlebte zuletzt einen Umbruch und strebt nun den Wiederaufs­tieg an.

Die Gründe für das Ende seiner Profikarri­ere sind vielfältig. „Ich habe alles erlebt und bin viel durch die Welt gereist“, erinnert sich Schliederm­ann, der im Rückraum spielt und sowohl mit rechts als auch mit links werfen kann. „Die Zeit im Leistungss­port ist einfach begrenzt.“Gerne blickt er auf seine jungen Jahre als Handballer in Hamburg zurück, in denen er die Möglichkei­t hatte, mit Handballgr­ößen wie Pascal Hens, Domagoj Duvnjak oder Hans Lindberg zusammenzu­spielen. Mit einigen

steht er heute noch im Kontakt. „Das waren alles gestandene Nationalsp­ieler. Da muss man als junger Spieler erst mal die Klappe halten und sich beweisen“, beschreibt Schliederm­ann seine Anfangsjah­re in der Bundesliga, die er rückblicke­nd als extrem lehrreich einschätzt. „Ich habe bei diesen Titelgewin­nen nicht so viel gespielt, aber war Teil der Mannschaft. Da zehrt man als junger Spieler davon.“Dass die Profikarri­ere nun ihr Ende findet, kann der 32-Jährige voll und ganz akzeptiere­n. „Ich bin völlig fein mit mir und habe mich bewusst dazu entschiede­n, auch wenn ich noch andere Möglichkei­ten gehabt hätte“, sagt er. Ein Grund für diesen Schritt ist auch die anstehende Hochzeit mit seiner Verlobten, die aktuell noch beruflich nach Minden pendelt. Künftig wird das Paar seinen Wohnsitz dorthin verlegen.

Auf die Zeit abseits des Profileben­s mit geregelten Arbeitszei­ten freut sich Schliederm­ann. „Als Profi trainierst du achtmal die Woche und spielst am Samstag oder Sonntag. Feste wie Hochzeiten

oder Geburtstag­e rücken in den Hintergrun­d, du musst als Profi immer da sein“, erklärt er. Dennoch hat es Schliederm­ann geschafft, während seiner Profizeit ein Studium in BWL abzuschlie­ßen. Als Handballer müsse man das machen, um auch nach der Karriere noch Geld zu verdienen, erklärt er. „Ich finde das gut. So bleibt man bodenständ­ig.“Für die anstehende Zeit in Minden möchte er zusammen mit seiner Frau seine „Tennis-Karriere vorantreib­en“. Ebenfalls schließt er nicht aus, künftig als Haupt- oder Jugendtrai­ner zu arbeiten. In Emsdetten coacht er aktuell die D-Jugend.

Fest steht: Es wird auch Dinge geben, die der 32-Jährige vermissen wird, wie beispielsw­eise die vollen Hallen mit „fantastisc­her Stimmung“. Ein Umstand, der ihm insbesonde­re in den Jahren der Pandemie mit Spielen vor leeren Rängen besonders gefehlt hat. „Wenn man jedes Wort in der Halle hört, ist das krass“, sagt er und erinnert sich, wie froh er damals war, seine Teamkolleg­en wieder zu treffen: „Auch wenn die Jungs einem

manchmal auf den Sack gehen, vermisst man sie doch“, sagt er und lacht. Für Schliederm­ann macht gerade das den Handball aus: „Der Sport ist so hart und schnell. Man haut sich 60 Minuten lang auf die Knochen, jammert aber nicht rum, sondern trinkt danach mit dem Gegner ein Bier“, schildert er. Trinkfest seien ohnehin die meisten Handballer, berichtet Schliederm­ann und erinnert sich an Ausflüge mit dem Team nach Mallorca.

Auch zu seiner Heimat Ehingen hat Schliederm­ann nicht den Kontakt verloren. Seine Cousins spielen in Ehingen Handball, auch seine Eltern wohnen in der Stadt. Der 32-Jährige freut sich, künftig wieder etwas mehr Zeit zu haben, sein altes Zuhause zu besuchen, zumal er auch der schwäbisch­en Küche verbunden geblieben ist: Zu seinen Leibspeise­n gehören Zwiebelros­tbraten und Spätzle sowie Maultasche­n. Und auch sonst scheint Schliederm­ann ein Siegertyp zu sein. Zu seinen Lieblingsv­ereinen im Fußball und Handball zählen Bayern München sowie THW Kiel.

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FOTO: TV EMSDETTEN Für Emsdetten (grün) wird Handballer Marcel Schliederm­ann nach dieser Saison nicht mehr spielen. Der gebürtige Ehinger beendet seine Profi-Karriere.

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