Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Moderne abstrakte Malerei aus Laichingen
Künstlerin Gisela Jungbauer stellt auf Messen in Hamburg und München aus und denkt noch nicht ans Aufhören
- Enkel Simon ist es zu verdanken, dass wir uns heute an der abstrakten Kunst von Gisela Jungbauer erfreuen können. Vor zwölf Jahren feierte Simon seine Taufe. Damals suchte seine Oma nach „einem persönlichen und tiefsinnigen Geschenk“. Nach kurzem Überlegen kaufte die Laichingerin ein Tauf kreuz, Farben und Pinsel, bemalte das Kruzifix und beschriftete es mit Taufsprüchen. „Zuvor hatte ich noch nie gemalt“, erzählt die 67-Jährige, die früher als Industriekauffrau gearbeitet hat. Das Malen an diesem Abend habe sie so berührt, beseelt und emotional aufgewühlt, dass sie beschloss, mit dem Malen weiterzumachen. Die nächsten drei Abende war sie bis in den frühen Morgen nur noch im Keller, um mit den Farben zu experimentieren.
Danach ging es Schlag auf Schlag. Um ihre Technik zu verbessern, besuchte Jungbauer Kurse bei der Laichinger Volkshochschule und ließ sich unter anderen von renommierten Kunstschaffenden wie Rose Lamparter und Karl Striebel unterrichten.
Inzwischen beschäftigt sich die Künstlerin „intensiv und mit Leidenschaft“mit der modernen abstrakten Malerei. Malen bedeutet für sie, immer wieder zu experimentieren, Neues zu entdecken und einen ständigen Wandel zu durchleben. Für die Laichingerin
ist das kein Hobby, sondern eine Berufung, wie sie sagt.
Am liebsten malt Jungbauer mit Acrylfarben „abstrakt, frei und großzügig“auf großen Leinwänden
und lässt sich von ihren Intuitionen leiten. Die Bilder entstehen durch Übereinanderlegen, Abtragen und Verdichten von Malschichten. Dabei verwendet sie auch Steinmehle, Sand, Asche, Pigmente, Pastell- und Ölkreiden, Collagen und Wachs. Manchmal benutzt sie nur eine Spachtel oder nur die Hände. „Das Zusammenspiel und die Harmonie der Farben sind für mich elementar“, verrät die Künstlerin.
„Bei der Bildentstehung lasse ich mich von Skizzen, Vorlagen oder auch Fotos inspirieren“, erzählt Jungbauer. „Ein Thema ist die Voraussetzung, dann geht die Reise in ein neues Abenteuer mit der Leinwand los.“Dann beginnt ein spannender Prozess: auftragen, abtragen, verdichten, übermalen, reduzieren, Akzente setzen, Einarbeiten von Collagen, mit dem Bild in den Dialog gehen und Entscheidungen treffen. „Alles gewinnen oder alles verlieren“, so beschreibt die Laichinger ihr Arbeiten auf der Leinwand. Es liege an ihrer Tagesverfassung. Ob ein Bild fertig werde oder nicht. In den vergangenen zwölf Jahren sind zwischen 400 und 500 Werke entstanden.Auftragsarbeiten hängen unter anderem in der Volksbank in Ulm, bei Zahnärzten und Steuerberatern in und um Laichingen sowie in einer Klinik im bayerischen Ansbach. Außerdem wurden ihre Malereien, vom Quadratisch-Praktisch-GutFormat bis zum Triptychon, auf mehreren Dutzend Ausstellungen präsentiert. Nicht nur in ihrer Heimatstadt, sondern auch in Weißenhorn, Biberach, Ulm und Schelklingen.
Seit einem Jahr sind Jungbauers Werke auch außerhalb der Landkreise Alb-Donau, Biberach und Neu-Ulm zu bewundern. So zum Beispiel auf der ARTe Konstanz, der POP UP Gallery Lörrach und der Kunstmesse Burg Stettenfels bei Heilbronn. Für sie war es der „persönliche Ritterschlag“, als Bilder von ihr im April 2023 auf der ARTe Fusion Messe in Stuttgart zu sehen waren und sie im Kunstverein Konstanz als Mitglied aufgenommen wurde.
In diesem Jahr stellt die Lachingerin noch im September auf den Kunstmessen INCorporating art fair in Hamburg und im Oktober auf der ARTMUC in München aus.
Ans Auf hören denkt die Künstlerin von der Schwäbischen Alb noch lange nicht. „Solange meine Kunst gefragt ist, motiviert mich das zum Weitermachen, etwas Schönes zu schaffen und dem Betrachter Freude zu bereiten“, sagt Gisela Jungbauer.