Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mehr Krätze-Fälle in Pflegeund Kindereinrichtungen
Biberacher Kreisgesundheitsamt sensibilisiert für einen offenen Umgang mit der Erkrankung
(sz) - Das Kreisgesundheitsamt beobachtet einen starken Anstieg von Krätze-Erkrankungen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pf legeheimen und Kindereinrichtungen. Dies teilt der Landkreis Biberach mit.
Die Krätze (Skabies) ist eine ansteckende Hauterkrankung, die durch die Krätzemilbe übertragen wird. Sie äußert sich in Hautveränderungen wie Ausschlag, Pusteln oder Quaddeln und ist typischerweise von starkem Juckreiz begleitet. Die Erkrankung kann aber auch als „gepf legte Skabies“mit nur leichten Hautveränderungen und geringem Juckreiz auftreten. Viele Betroffene denken an ein harmloses Ekzem. Erst wenn es nicht verschwindet oder sich weiter ausbreitet, suchen sie einen Arzt auf. In der Zwischenzeit können Erkrankte bereits andere Personen angesteckt haben.
Das Kreisgesundheitsamt bittet betroffene Personen und Einrichtungen, offen mit der Erkrankung umzugehen und Kontaktpersonen zu informieren. „Wir gehen davon aus, dass wir aktuell nur die Spitze des Eisbergs sehen“, sagt Amtsleiter Claus Unger. „Da bei Krätze bisher ausschließlich Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Pf legeheime, Schulen, Asyl- und Obdachlosenunterkünfte meldepflichtig sind, sehen wir in der Regel nur dort, was sich in der Bevölkerung des Landkreises abspielt.“Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch mit engerem Kontakt zu einer besiedelten Person kann sich mit der Krätzemilbe anstecken. „Eine Krätze-Erkrankung weist nicht auf mangelnde Körperpflege oder Hygienemängel hin. Daher bitte ich dringend darum, betroffene Personen oder Einrichtungen nicht zu stigmatisieren“, so Claus Unger. Schamgefühle und die Verheimlichung der Erkrankung jedoch behinderten ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Ausbreitung der Krätzemilbe,
sagt der Leiter des Gesundheitsamts.
Für Ärzte ist die Krätze wegen der vielfältigen Erscheinungsformen eine schwer zu diagnostizierende Erkrankung. Hatten Betroffene wissentlich Kontakt zu einer von Krätze betroffenen Person oder Einrichtung, sollten sie dies ihrem Arzt mitteilen. Die diagnostischen Methoden können dann angepasst werden.
Wichtig sei auch, dass bei bestätigter Krätze-Erkrankung nicht nur die betroffene Person, sondern auch enge Kontaktpersonen mitbehandelt werden. Da die Krätze oft lange unbemerkt bleibe und sich jeder immer wieder neu anstecken kann, kann der Erreger zwischen engen Kontaktpersonen immer wieder hin und her gereicht werden. Es kommt bei nicht gleichzeitiger Behandlung zum sogenannten „PingPong-Effekt“.
Für die Behandlung stehen Salben zur Verfügung. Sie sollte nach einigen Tagen wiederholt werden. Des Weiteren ist die Krätze durch Tabletten behandelbar. Welche Behandlungsmethode zur Anwendung kommt, hängt von der Krankengeschichte der betroffenen Person und ihren Lebensumständen ab. Richtig angewendet, ist die Behandlung der Krätze jedoch sehr effektiv.
Parallel sind umfangreiche Reinigungsmaßnahmen im Haushalt beziehungsweise der Einrichtung notwendig. Sämtliche Textilien müssen täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Sofas und Sessel sowie alle nicht waschbaren Textilien müssen gründlich gesaugt und dürfen für drei Tage nicht benutzt werden.