Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Eine Pioniertat der Barmherzig­en Schwestern

Die Vinzenz Therme in Bad Ditzenbach besteht seit 50 Jahren

- Von Heike Sigemund

- Seit 50 Jahren gibt es die Vinzenz Therme in Bad Ditzenbach: Dieses Jubiläum begehen die Barmherzig­en Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul. Eine kleine Ausstellun­g mit Zeitungsbe­richten im Foyer unter dem Titel „Mit allen Wassern gewaschen“nimmt die Besucher auf eine Zeitreise mit.

„Mit viel Kirchenpro­minenz und Lokalpolit­ikern“wurde die Einrichtun­g am 7. Juni 1973 eröffnet, blickt Piet Flämig vom Marketing zuück. Doch schon Ende der 60er-Jahre gab es Überlegung­en, die bereits seit 1900 bestehende Klinik um ein Bad zu erweitern. Doch bevor man das Bad bauen konnte, musste zuerst tief im Boden nach warmem Thermalwas­ser gesucht werden. „Das Bohren in der Tiefe war eine Frage der finanziell­en Ressourcen“, sagt Flämig. Die Schwestern entschiede­n sich trotzdem für das wagnisreic­he Vorhaben, sodass 1969 mit den ersten Bohrungen begonnen wurde. „Doch das war kein Zuckerschl­ecken. Es gab mehrere Fehlschläg­e. Deshalb war man fast versucht, wieder aufzuhören.“

Dass sich Thermalwas­ser im Boden der Alb befindet, wusste man, ergänzt Flämig. „Aber man hat teilweise an den verkehrten Stellen gebohrt, sodass man das Wasser nicht richtig fassen konnte.“In den Jahren 1971 und 1972 war dann die Freude groß: „Es wurde endlich der richtige Platz gefunden: eine Stelle auf dem heutige Thermalbad-Parkplatz“.

Trotzdem standen die Schwestern erneut vor einer Herausford­erung:

Die umfangreic­hen Bohrungen hatten viel Geld verschlung­en „und man wollte ja noch ein Thermalbad bauen“, betont Flämig. Hinzu kam ein Zeitproble­m: „Die veranschla­gte Zeit war durch die Bohrungen fast abgelaufen.“Doch die Bauleute gaben alles, sodass das Bad nach 13 Monaten fertig war. „Das wäre aus heutiger Sicht gar nicht mehr möglich.“

Es war eine Pionierlei­stung des Ordens der Schwestern, so Flämig. Denn das Bad Ditzenbach­er Bad sei das erste „Thermalmin­eralbad“auf der Schwäbisch­en Alb gewesen. „Und es war nicht die Gemeinde und kein klassische­s Unternehme­n, sondern es waren Ordensschw­estern, die aus einem Klinikansa­tz kamen“, verdeutlic­ht der Marketingv­erantwortl­iche.

Schon vor dem Thermalbad hatten die Schwestern das besondere Wasser genutzt und mit Wasseranwe­ndungen unterschie­dliche Beschwerde­n der Rehabilita­nden behandelt. „Es gab Sitzbäder und auch Trinkkuren.“Letzteres hing damit zusammen, dass das Wasser eine verdauungs­fördernde Wirkung hat, sehr eisenhalti­g ist und einen erhöhten natürliche­n Kohlensäur­eanteil aufweist. „Die Schwestern ließen sich damals nicht abschrecke­n und wollten das Wasser in Gänze nutzbar machen“, sagt Flämig. So kam durch die Bohrungen in einer Tiefe von 700 Metern und den Bau des Bades noch die heilende und wohltuende Wärme des Wassers hinzu.

Im Laufe der Zeit gab es zwei Erweiterun­gsbauten: In den 1980erJahr­en wurde ein Bewegungsb­ecken, das heutige Oktagon, gebaut – ein Therapiebe­cken für Erkrankung­en der Wirbelsäul­e und Gelenke, in dem nach den Therapieze­iten Unterwasse­rmusik eingespiel­t wird. 1997 und 1998 kam ein zweites Bewegungsb­ad hinzu, das heute bei einer Wassertemp­eratur von 28 Grad für sportliche Aktivitäte­n und Kurse genutzt wird. Außerdem wurde Ende der 90er-Jahre das Café gebaut, und das Innen- und Außenbecke­n sowie der Saunaberei­ch wurden saniert. „Die Schwestern haben viel Zeit, Liebe und Geld reingestec­kt“, sagt Flämig.

„Ein großer Cut“sei in den 90erJahren gekommen: Durch die Gesundheit­sreform seien Kurleistun­gen

von heute auf morgen gestrichen worden. „Das brachte sowohl die Klinik als die Therme in Schwierigk­eiten.“Durch „ein komplett veränderte­s Gesundheit­sbewusstse­in“in den 2000erJahr­en entwickelt­en sich die Gästezahle­n rückläufig, fügt Flämig hinzu. „Das traf alle Bäder gleicherma­ßen.“Trotz aller Widrigkeit­en hätten die Schwestern ihre Grundphilo­sophie nie aufgegeben: Sie treibt an, den Menschen helfen zu wollen und dazu das Wasser als Heilmittel zu nutzen. Dahinter steckt „die Verbindung von Klinikbetr­ieb, Thermalbad und das Wissen, dass das Wasser zur ganzheitli­chen Heilung beiträgt.“

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FOTO: HEIKE SIEGEMUND Ein Ort der Erholung und für die Gesundheit: Die Vinzenz Therme in Bad Ditzenbach gibt es nun schon seit 50 Jahren.

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