Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Nachträgliche Ehrung für 100 Jahre Bestehen
Evangelischer Kirchenchor in Schelklingen wird mit der Zelterplakette ausgezeichnet
- 1921 war der evangelische Kirchenchor in Schelklingen gegründet worden und erhielt jetzt mit etwas Coronaverzögerung die Zelterplakette als höchste Auszeichnung für sein 100-jähriges Bestehen. „Die Stärke an Sängerinnen und Sängern war oft Grund zur Freude, aber auch Sorge“, erwähnte Pfarrer Thomas Ströbel. So auch jetzt wieder. Rund ein Dutzend Sängerinnen und Sänger würden gerne weitermachen. Mit der Ehrung des Chors fanden auch Ehrungen der Chormitglieder statt.
Einbettung fand die Auszeichnung in das traditionelle Weinfest der evangelischen Kirchengemeinde, das zum Erntedankfest stattfindet. Landrat Heiner Scheffold überreichte die Zelterplakette mit Urkunde des Bundespräsidenten im voll besetzten Gemeindesaal. Erntedank und die Zelterplakette haben in jüngster Zeit allgemein wieder an Aufmerksamkeit gewonnen, betonte der Landrat. Die Plakette erinnert an das Wirken des Berliners Carl Friedrich Zelter (1758-1832), der 1809 die erste „Liedertafel“gründete. Ursprünglich war Zelter Maurer und Meister in diesem Beruf, der sich autodidaktisch Musikwissen aneignete, dann als Komponist, Förderer der Bachpf lege und musikalischer Berater Goethes bekannt wurde und beispielsweise Goethes Ballade „Erlkönig“und „Der König von Thule“vertonte. Bekannt ist auch Zelters Melodie auf das Scherzlied „Der Kuckuck und der Esel“. Die Zelterplakette ist der Pflege der
Chormusik und des Volkslieds gewidmet. Stifter der Zelterplakette war 1956 der aus Schwaben stammende Bundespräsidenten Theodor Heuss, erinnerte der Landrat.
Die Gründung des evangelischen Kirchenchors hatte einst pünktlich im zwanzigsten Jahr der Existenz der evangelischen Kirchengemeinde in Schelklingen im Mai 1921 stattgefunden. Liebevoll nennen die Sänger ihre Vereinigung „s’Chörle“. Landrat
Scheffold und Pfarrer Ströbel gingen auf die Geschichte und die Chorleitungen ein. Gründer war Ferdinand Reich. Ab 1956 übernahm Pfarrersfrau Brigitte Weber die Geschicke, und die Sängerzahl stieg erneut. Sie war auch bei der Jubiläumsfeier anwesend. 1974 verließ die Pfarrersfamilie die Stadt, Sängerin Marga Illison übernahm die Leitung und sorgte wiederum für eine Blütezeit, die nach einem Vierteljahrhundert 1999 endete. Zuletzt führte Gesangslehrerin und Sopranistin Angelika Köder „s’Chörle“mit dem offiziellen Namen „barcarola nova“und beeindruckte mit dem Chor im Konzert zur Feier des 90-jährigen Bestehens in der Urspringkirche.
Nicht leicht, betonte Pfarrer Ströbel, war es, die Zelterplakette für „s’Chörle“zu erhalten. Mit der „beeindruckenden Historie“(Scheffold) konnten sie aber doch überzeugen. Seit Anfang 2023 ruht die Chortätigkeit, und wie es weitergeht, sei fraglich. Viele Chöre, so Scheffold, litten in der Coronazeit unter den Auflagen, Stichwort „Aerosole“. Das Ehrenamt sei aber „gut und wichtig“, betonte der Landrat, und deshalb dürfe die Zelterplakette „als Zeichen des Dankes von höchster Stelle“betrachtet werden. Sie ist die höchste deutsche Auszeichnung für Amateurchöre.
Ehrungen von Chormitglieder fanden anschließend statt. „Wir haben uns entschieden, alle zu ehren“, ließ der Pfarrer wissen. So wurden Personen aufgerufen mit zwei bis fast unglaublichen 60 aktiven Mitgliedsjahren. Auf diese längste Mitgliedschaft bringt es Melanie König, die sich einst durch Lehrer Schwenk zum Mittun im Kirchenchor animieren ließ und sich an schöne Ausflüge erinnert. Seit 35 Jahren singen auch bereits Sabine Tillmann und Christina Schiebel. Ein Trio aus dem Posaunenchor Untertürkheim umrahmte diese Feierlichkeit im Rahmen des Weinfestes, die auch von Bürgermeister Ulrich Ruckh und mehreren Gemeinderatsmitgliedern besucht wurde. Dabei wirkten Thomas Ströbels Bruder Martin und Schwägerin Heike Ströbel sowie Tobias Vöhringer mit. Dann wurde eine große Torte mit der Zahl 60 angeschnitten, die Pfarrer Ströbel nachträglich zu seinem runden Geburtstag erhielt.