Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Pächter verlassen das Gasthaus Wolfert

Nach 13 Jahren hört Familie Albrecht als Betreiber der Ehinger Gaststätte auf – Ende Januar ist Schluss

- Von Verena Pauer

- Das Gasthaus Wolfert schließt: Am 28. Januar wird es vorerst zum letzten Mal geöffnet haben – zumindest unter der Leitung der jetzigen Pächter Katja und Josef Albrecht. „Es wird einfach zu viel“, sagt Josef Albrecht. Das Betreiben der Gaststätte ist mittlerwei­le zu zeitintens­iv geworden. Der Gastronom sagt: „Solange man aufhören kann, wann man will, ist das ein Vorteil.“

Josef Albrecht selbst ist nur nebenberuf­lich im Gasthaus tätig. Seine Frau Katja betreibt den Wolfert hauptberuf­lich. „Man hat eine 70- bis 80-Stundenwoc­he“, sagt Josef Albrecht. Zu den normalen Öffnungsze­iten am Wochenende und unter der Woche kommen dann noch Hochzeiten, Beerdigung­en oder andere geschlosse­ne Gesellscha­ften. „Da hast du vom Privatlebe­n eigentlich nicht mehr viel.“Katja Albrecht ist dabei meist schon morgens um 7 oder 8 Uhr in der Gaststätte, schließt diese abends nach 22 Uhr, mit einer Ruhepause am Nachmittag.

Doch nicht nur der große Zeitaufwan­d bringt das Ehepaar dazu, nach 13 Jahren die Reißleine zu ziehen. Auch gesundheit­lich sei der Aufwand nicht mehr so leistbar, wie noch vor einigen Jahren. Schließlic­h gehe auch er auf die 60 zu, sagt Albrecht. Ein weiterer Punkt ist der, dass es immer schwierige­r wird, Personal zu finden. Auch die Entscheidu­ng aus der Politik, die Mehrwertst­euer in der Gastronomi­e wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau von 19 Prozent zu heben, war ein Teil der Überlegung­en, aufzuhören. „Bei zwölf Prozentpun­kten mehr als jetzt wird es sich der ein oder andere schon nochmal überlegen, ob er Essen geht“, ist Josef Albrecht überzeugt. „Keiner weiß, wie das mit den 19 Prozent angenommen wird.“Diese Unsicherhe­it sei momentan in der Gastronomi­ebranche stark zu spüren.

All diese Überlegung­en haben dazu beigetrage­n, dass Familie Albrecht nun bei der Berg-Brauerei

als Eigentümer­in den Vertrag gekündigt hat. Brauereiin­haber Ulrich Zimmermann drückt gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“sein Bedauern über den Weggang der Pächter aus. Die Brauerei sucht nun nach neuen Pächtern für den Wolfert. „In über 50 Jahren war Familie Albrecht erst die dritte Pächtergen­eration in der Gaststätte Wolfert“, sagt Zimmermann. „Wir möchten gerne an dieser Kontinuitä­t auch in Zukunft

festhalten.“Zuvor waren die Familien Jamborek und Bürkle Pächter der Gaststätte.

Bereits geplante Hochzeiten und Kommunione­n für das kommende Jahr musste Familie Albrecht absagen. „Wenn wir den Leuten die Gründe genannt haben, haben sie alle gesagt: Sie verstehen es“, sagt Josef Albrecht. Die Angestellt­en seien bei der Verkündung betroffen gewesen, sagt er. „Aber sie haben gesagt, dass sie bis zum Schluss bleiben.“Dass jemand von ihnen danach keinen Job finden sollte, das denkt er nicht. Schließlic­h herrsche in der Branche Personalma­ngel.

Währenddes­sen blickt Josef Albrecht „mit einem weinenden Auge“auf den 28. Januar, wenn die Gaststätte mit Familie Albrecht als Betreiber zum letzten Mal geöffnet haben wird. An dem Sonntag sei bisher nichts besonderes geplant, sagt er. Ein Fest fühle sich falsch an. Schließlic­h sei das keine leichte Entscheidu­ng gewesen. „Es hängt doch sehr viel Herzblut dran.“

Auch den Kontakt zu den Gästen werde er vermissen. Über die Jahre habe sich eine Stammkunds­chaft aufgebaut. „Die wird man vielleicht nicht mehr sehen“, sagt Josef Albrecht. Er freut sich jedoch auch auf die freie Zeit. „Vielleicht gehen wird dann auch mal selbst am Wochenende weg.“

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FOTO: PAUER Wie es nach dem 28. Januar im Wolfert weitergeht, ist bisher noch ungewiss.

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