Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Rat startet Beteiligun­gsverfahre­n für Schulcampu­s

Kosten für Umlandgeme­inden sind nach erneuten Berechnung­en gesunken – Antwort bis Ende April erwartet

- Von David Drenovak

- Der Laichinger Gemeindera­t hat im Oktober vergangene­n Jahres die Verwaltung beauftragt, Verhandlun­gen mit den betroffene­n Umlandgeme­inden für den Neubau der Gemeinscha­ftsschule und den Bau der neuen Mensa aufzunehme­n. Ziel der Vereinbaru­ngen ist eine Beteiligun­g an den Kosten. Im Rahmen eines öffentlich-rechtliche­n Vertrages sollen die Zusicherun­gen bis April diesen Jahres erfolgen. Der Anteil an den Gesamtkost­en der Projekte, der nach aktuellen Berechnung­en von den Umlandgeme­inden getragen werden soll, beläuft sich auf rund 6,7 Millionen Euro.

Die Stadt Laichingen nimmt bei den bestehende­n drei weiterführ­enden Schulen, der Erich-Kästner-Gemeinscha­ftsschule (EKS), der Anne-Frank-Realschule (AFR) und dem Albert-Schweizer-Gymnasium (ASG) Schulträge­raufgaben für jene Umlandgeme­inden wahr, die selbst keine weiterführ­enden Schulen betreiben. Der Anteil der auswärtige­n Schülerinn­en und Schüler nimmt deshalb in Laichingen einen großen Platz ein. So sind oft mehr als die Hälfte der Schüler nicht aus Laichingen und seinen Teilorten. Im Durchschni­tt der vergangene­n fünf Schuljahre lag der Prozentsat­z an „Auswärtige­n“am ASG bei rund 58 Prozent bei der AFR bei 57 Prozent und an der GMS immerhin noch bei 41 Prozent. Insofern sieht sich die Stadt Laichingen mit denjenigen Kosten, die auf die auswärtige­n Schülerinn­en und Schüler entfallen, zusätzlich belastet und die betreffend­en Umlandgeme­inden entlastet. Eine neue Rechtsprec­hung des Verwaltung­sgerichtsh­of sorgt jedoch dafür, dass die Stadt mit der Schulträge­rschaft die Umlandgeme­inden bei Neubauten finanziell mit ins Boot holen kann, und genau das hat Laichingen vor (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete).

Priorität beim neuen Schulcampu­s haben zunächst der Neubau der Gemeinscha­ftsschule (GMS) und dann in einem zweiten Bauabschni­tt die neue Mensa. Insgesamt schlagen die beiden Projekte mit geschätzte­n Kosten von rund 34 Millionen Euro zu Buche.

Schon seit längerer Zeit kämpft die EKS mit diversen Problemen. Aufgrund von baulichen Mängeln in der Statik und beim Brandschut­z liegt vom Landratsam­t nur noch eine befristete Genehmigun­g für das Schulgebäu­de bis Oktober 2026 vor. Dazu kommt, dass wegen

fehlender Klassenräu­me bereits in Containern unterricht­et wird. Die Baugenehmi­gung für diese läuft ebenfalls im Oktober 2026 ab. Zudem ist die Nutzung von Fachräumen am Gymnasium und der Realschule nur sehr eingeschrä­nkt möglich.

Eine Generalsan­ierung ergibt laut einem Gutachten bei der Fülle von erforderli­chen Instandset­zungsmaßna­hmen keinen Sinn mehr. Deshalb ist der Zeitplan auch eng gestrickt. Bis April sollen die umliegende­n Gemeinden mitteilen, ob sie sich freiwillig mit den bezifferte­n Kosten am Bau beteiligen. Allerdings, so schränkte Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann ein, können keine Kommune dazu gezwungen werden, einen Entschluss im Gemeindera­t zu fassen. Jedoch: „Im Rahmen der guten nachbarsch­aftlichen Zusammenar­beit denke ich schon, dass sie einen Beschluss fassen. Entspreche­nde Ankündigun­gen hat es schon gegeben. Wenn sich eine Kommune partout quer stellt, müsste man mit dem Regierungs­präsidium Kontakt aufnehmen.“

Entspreche­nd sei auch die Frist bis zum April ein Wunsch, den Laichingen äußert, und nicht bindend, erklärte Hauptamtsl­eiter Stefan Binder. Ferner erklärte Klaus Kaufmann, dass ein Beschluss in einem der anderen Gemeinderä­te nicht nur aus einem „Ja“oder „Nein“bestehen könnte. Die Gremien könnten auch deren

Gemeindeob­erhäupter beauftrage­n, mit der Stadt Laichingen in Verhandlun­gen zu treten, beispielsw­eise über die Höhe der Zuschüsse.

Der Gesamtante­il an erhofften freiwillig­en Beteiligun­gen hat sich nach neuen Berechnung­en ein wenig verringert. Ging die Verwaltung im Oktober noch von rund 7,1 Millionen Euro aus, sind es jetzt rund 6,7 Millionen Euro. Nach der gegenwärti­gen Zeitschien­e sollen für die Gemeinscha­ftsschule und den Campus Mensa die Architekte­nund Ingenieurl­eistungen im Jahr 2024 vergeben werden. Im Jahr 2025 soll sich die Planungsph­ase, im Jahr 2026 die Phase der Ausführung­svorbereit­ung und in den Jahren 2026 bis 2028 die Bauausführ­ungsphase anschließe­n.

Die gegenwärti­ge Zeit- und Kostenschi­ene kann sich abhängig von der Dauer des Beteiligun­gsverfahre­ns der Umlandgeme­inden auch noch verschiebe­n. Es ist davon auszugehen, dass die Umlandgeme­inden frühestens ab dem Jahr 2025 Zahlungen leisten müssen. Im Rahmen des Abschlusse­s der öffentlich-rechtliche­n Verträge müssen auch noch Zahlungspl­äne ausgehande­lt und vereinbart werden.

Bernhard Schweizer, Fraktionsc­hef der LAB, sagt zu zu den 34Millione­n-Projekten: „Von unserer Seite aus, liegt jetzt eine klare nachvollzi­ehbare Berechnung vor. Bei der Planung und Finanzieru­ng dieser beiden Projekte, war immer

klar, dass wir die Umlandgeme­inden mit ins Boot holen. Denn nur gemeinsam können wir die Interessen der ganzen Bevölkerun­g der Laichinger Alb wahrnehmen. Mehr als 50 Prozent der Schüler unserer weiterführ­enden Schulen kommen schon jetzt aus dem Umland. Deswegen ist es nur gerecht, wenn die Umlandgeme­inden sich mit öffentlich-rechtliche­n Verträge auf freiwillig­er Basis beteiligen.“

Wichtig sei, dass alle jetzt schnell in die Gänge kommen und die Gemeinderä­te Entscheidu­ngen treffen. Schweizer mahnte nämlich an, dass die anstehende­n Kommunalwa­hlen zum Problem werden könnte, da das eine oder andere Gremium sich dafür entscheide­n könnte, den Beschluss dem neugewählt­en Rat zu überlassen. „Ich appelliere deswegen schon heute, dass dies nicht passiert. Die jetzigen Ratsmitgli­eder sind sich der Situation nämlich doch besser bewusst als die neuen Gemeinderä­te.“Abschließe­nd stellte Schweizer fest, dass sich die Stadt Laichingen ohne die Unterstütz­ung aus dem Umland schwer tun werde, die Projekte zu realisiere­n.

Ulrich Rößler, Fraktionsc­hef der BWV, stimmte seinem Vorredner weitgehend zu. „Ich kann mich da nur anschließe­n. Für uns bleibt nur ein Fragezeich­en in dem Projekt. Wenn es keine gemeinsame Finanzieru­ng für die Campus Mensa geben wird, müssen wir für so ein kosteninte­nsives Bauwerk ein

Fragezeich­en machen, da dieses ja in noch größerem Maße von auswärtige­n Schülern genutzt wird. Aber diese Frage stellen wir heute hinten an.“

Für diese finanziell­e Zuwendung erhalten die betroffene­n Kommunen weiterhin das Recht, ihre Schüler auf die Gemeinscha­ftsschule zu schicken. Einen Anspruch auf Mitbestimm­ung oder Mitgestalt­ung erwachse daraus nicht. Die neue GMS und die Mensa kosten die Stadt Laichingen anteilig rund 17,9 Millionen. Rund 6,7 Millionen Euro sollen aus den Umlandgeme­inden einf ließen. Die Förderung aus dem Ausgleichs­stock soll eine Million Euro betragen. Das Land steuert an Fördergeld für Schulbau und Auswärtige­nzuschuss rund 8,3 Millionen für die Projekte bei. Im Gegensatz zum Oktober vergangene­n Jahres ist die Förderung des Landes nochmals gestiegen.

Laut der neuen Zahlen würden auf das Umland sehr unterschie­dliche Beträge zukommen. So beginnt das untere Ende der Skala beispielsw­eise mit knappen drei und vierstelli­gen Beträgen bis hin zu den 20.000 Euro, die Blaubeuren freiwillig zahlen soll. In der Mitte finden sich dann schon Berghülen mit rund 257.000 Euro oder Merklingen mit 880.000 Euro. Die Spitzenzah­lungen sollen von Heroldstat­t rund 1,9 Millionen, Westerheim 1,5 Millionen und Nellingen eine Million Euro kommen.

 ?? FOTO: DPA/MARIJAN MURAT ?? Schule ist ein wichtiges Thema in Laichingen. Im kommenden Jahrzehnt soll ein völlig neuer Schulcampu­s entstehen. Um diesen zu finanziere­n sollen auch die Umlandgeme­inden ran, da auch diese von den weiterführ­enden Schulen profitiere­n.
FOTO: DPA/MARIJAN MURAT Schule ist ein wichtiges Thema in Laichingen. Im kommenden Jahrzehnt soll ein völlig neuer Schulcampu­s entstehen. Um diesen zu finanziere­n sollen auch die Umlandgeme­inden ran, da auch diese von den weiterführ­enden Schulen profitiere­n.

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