Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gemeinden sprechen über Wärmepläne
Vier Kommunen haben sich zusammengeschlossen und beschäftigen sich mit Energie
- Wie werden wir in Zukunft Strom gewinnen und unsere Häuser heizen? Das ist eine Frage, mit der sich Privatpersonen und Kommunen gleichermaßen beschäftigen müssen. Die Gemeinden Berghülen, Nellingen, Westerheim und Merklingen als Konvoiführer haben sich für eine Erstellung zur kommunalen Wärmeplanung entschieden. Nun gibt es die ersten Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse sowie mögliche Maßnahmen zur künftigen Energiegewinnung, die in Merklingen und Nellingen vorgestellt wurden.
Das ist bisher passiert: Bereits im Juli 2022 hat die Gemeindeverwaltung Merklingen einen entsprechenden Förderantrag für die Kommunale Wärmeplanung gestellt. Einen positiven Bescheid gab es bereits knapp vier Wochen später im August: Insgesamt kostet die Erstellung der Planung 71.000 Euro und davon bekommen die Gemeinden 56.800 Euro Unterstützung vom Land. Für jede Gemeinde fallen so zwischen 3500 Euro und 4000 Euro Planungskosten an. Im Dezember 2022 wurde der Auftrag zur Erstellung für die Kommunale Wärmeplanung an das Büro RES Rationelle Energie Süd aus Geislingen vergeben. Diese Planung sei insbesondere mit Blick auf das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz in Baden-Württemberg von großer Bedeutung, da eine Gemeinde nur so die Klimaschutzziele im Wärmebereich erreichen kann.
Geschäftsführer Matthias Weihermann erklärt eingangs einiges zu den geltenden Gesetzen für
Privatpersonen und Kommunen. So müssen in Neubaugebieten etwa Heizungen eingebaut werden, die mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden. Außerhalb eines Neubaugebietes, wenn es sich beispielsweise nur um einen Bau in einer Baulücke handle, gilt dieses Gesetz ab 2026. Aber auch auf die verschiedenen Förderprojekte wie die 30 Prozent Grundförderung, wenn Privatpersonen sich für den Umstieg auf Erneuerbare Energien entscheiden.
Weihermann sagt zur Kommunalen Wärmeplanung: „Dabei handelt es sich nur um ein strategisches Planungsinstrument, das zur langfristigen Gestaltung und nachhaltigen Entwicklung genutzt werden soll. Dabei stellen sich Fragen wie ,Wo können welche Formen Erneuerbarer Energien genutzt werden?’, ,Wo liegen die Quartiere, in denen Wärmenetze (aus-)gebaut werden können?’, aber auch ,Mit welchen Energieträgern und mit welchen Wärmemengen werden aktuell die Gebäude beheizt und wie hoch ist der momentane CO2Fußabdruck?’“
Sowohl in Merklingen, als auch in Nellingen zeigt sich, dass es bei den Gebäuden hinsichtlich des Baujahres aber auch der Heizungsanlagen eine bunte Mischung gibt.
Insgesamt wurden fünf Handlungsfelder und Maßnahmen festgelegt. Was Erneuerbare Energien betrifft, so werden bei den Solarfreif lächenanlagen in Merklingen und Nellingen Vorranggebiete festgelegt und nachverfolgt. Zudem laufen bei den Windenergieanlagen ebenfalls Ausweisungen von Vorranggebieten und die Gemeinden befinden sich mit dem Regionalverband Donau-Iller in Gesprächen. In Merklingen ist unter anderem die Entwicklung eines Windparks im Osten der Gemarkung angedacht. Bezüglich Wärmenetzen sind in Merklingen und Nellingen Machbarkeitsstudien für verschiedene Eignungsgebiete denkbar. In Merklingen könnte ein Wärmenetz am Quartier Schulzentrum sowie in Nellingen im Bereich des Rathauses sinnvoll sein. Bei den kommunalen Gebäuden wird ebenfalls überprüft, wo noch weitere PV-Anlagen angebracht werden können. In Merklingen befindet man sich hier schon in Beratungsgesprächen und in Planungen zur Umsetzung. Ebenso wichtig ist die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikationsstrategie. Wie sich auf den Karten mit den verschiedenen Ergebnissen zu Heizungsformen zeigt, sind hier auch Privatpersonen gefragt, um zur Umsetzung der Klimaschutzziele und Netto-Treibhausgasneutralität bis 2040 beizutragen. Hier soll es noch mehr Informationsangebote (siehe Infokasten) für Bürger geben. Zudem sind als weitere Begleitmaßnahmen Prüfungen von Sanierungsgebieten und deren Fördermöglichkeiten angedacht. In Nellingen sind hier Prüfungen der Erweiterung des Sanierungsgebiets Ortsmitte II geplant.
Wie sich in den Diskussionen in den Ratssitzungen zeigte, gibt es noch viele offene Fragen in diesem Bereich. Am Dienstag, 9. April, um 17 Uhr findet eine Informationsveranstaltung zum aktuellen Stand der kommunalen Wärmeplanung statt, bei der auch Bürger ihre Fragen stellen können.