Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Das wichtigste ist oben bleiben!“
Motorradexperte Pierre Zinsmeister gibt Tipps auf was Biker achten müssen, bevor es wieder auf die Strecke geht
- Spätestens seit dem vorvergangenen Wochenende, bei dem die Sonne uns mit deutlich über 20 Grad bedacht hat, ist die Motorradsaison wieder voll im Gange. Einige Biker haben schon die ersten Kilometer auf den Tacho geschraubt und der Rest hat spätestens jetzt die Maschinen aus dem Winterschlaf geholt. Doch bevor es auf die Piste geht, sollte man einige wichtige Dinge beachten. Motorradexperte Pierre Zinsmeister aus Heroldstatt, der seit einem guten Jahr seine Triumph-Niederlassung samt Motorradwerkstatt betreibt, gibt Bikern einige wichtige Tipps.
Herr Zinsmeister, die Motorradsaison hat angefangen, bei manchen schon im März, bei manchen jetzt im April. Wie war es denn bei Ihnen?
Bei uns ist schon einige Zeit alles voll im Gange.Wir haben ja standesgemäß unsere Saisonöffnung am Wochenende nach Ostern gehabt. Die genaue Besucherzahl könnte ich jetzt so gerade nicht sagen, aber es war wirklich sehr viel los. Wir hatten einen Foodtruck da. Am Sonntag haben wir einen Projekttag zusammen mit dem DRK mit Vorführungen gemacht, beispielsweise, wie man sich beim Motorrad auffahren verhält, wie man einen Helm abnimmt und viele andere informative Dinge.
Jetzt, da die Temperaturen wärmer werden, holen viele Biker ihre Maschinen wieder aus dem Winterschlaf. Auf welche Themen sollten Motorradfahrer achten, bevor es erstmals wieder auf die Straße geht?
Das Wichtigste ist eigentlich immer der Reifendruck. Viele denken da einfach nicht dran. Das sehen wir ganz oft, dass die Luftmenge sehr weit unten ist und sich die Fahrzeuge dann sehr schwer fahren lassen. Dann sollte der Motorradfahrer natürlich immer auch die Flüssigkeiten kontrollieren. Oft müssen Motorräder auch in die Werkstatt, bei denen die Fahrer am Anfang des Winters ein wenig geschlampt haben. Ein großes Thema ist die Bataber terie. Wenn kein Erhaltungsladegerät angeschlossen wurde und sie sich tiefenentladen hat, ist sie dann natürlich kaputt und muss ersetzt werden. Ich rate auch immer dazu, die Kette vor dem Winter von altem Fett und Schmutz zu reinigen, sonst kann das schnell mal bedeuten, dass man einen neuen Kettensatz braucht. Spätestens aber jetzt vor der Saison – sonst sieht man nicht, ob die Funktion noch einwandfrei gegeben ist. Wenn jetzt neue Motorradfahrer Fragen haben, können sie zu einem unserer Events kommen. Unsere Mechaniker und Experten geben auch Tipps und verraten Tricks, wie man die Maschine ein- beziehungsweise ausmottet. Wir stehen da gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Was sinnvoll schätzen Sie Sicherheitstrainings vor der Saison ein?
Ich finde, Sicherheitstrainings sind eine gute Sache. Vor allem im Frühjahr neigt der eine oder andere Motorradfahrer dazu, ein wenig schnell zu starten. Man sollte immer bedenken, dass man knapp ein halbes Jahr nicht mehr gefahren ist. Deswegen machen die Trainings wirklich Sinn. Selbst wenn man fit ist, bei Temperaturen um die 15 Grad halten manche Reifen nicht zu 100 Prozent den Kontakt zur Straße. Wenn es dann auf Strecken noch ein bisschen schattiger ist, kann es echt gefährlich werden. Nicht nur für Neulinge, sondern auch für alte Hasen sind die Trainings zum Wiederreinkommen ganz gut. Wir haben bei uns auch Flyer für entsprechende Angebote.
Sie betreiben neben dem Verkauf von Neufahrzeugen, wie bereits erwähnt, auch eine Motorradwerkstatt. Davon gibt es nicht so viele im Alb-DonauKreis, oder?
Das Motorradgeschäft ist ja ein bisschen weitläufiger, als das beispielsweise bei normalen Autowerkstätten der Fall ist. Wir reparieren deshalb auch nicht nur Triumph-Motorräder. Natürlich machen wir jetzt nicht jedes Modell – Roller beispielsweise machen wir so gut wie gar nicht –
die gängigen Motoren sind im Regelfall schon drin. In diesem Jahr waren schon ganz viele Motorradfahrer zum TÜV da oder zum Reifenwechseln. Eigentlich hatten wir beinahe schon die komplette Palette.
Wie sieht es denn mit dem Andrang aus, ist die Werkstatt gerade stark ausgelastet?
Ja gut, aktuell brauchen wir für Arbeiten in der Werkstatt schon einen gewissen Vorlauf. Viele kleine Wehwehchen an den Maschinen
hätte man eigentlich auch im Winter erledigen können. Viele kommen da in die Garage und stellen fest, dass das Profil über den Winter irgendwie vom Reifen abgefallen ist (lacht). Da muss ich dann auch sagen, dass wir gerade nicht so flexibel sind und wir das nicht innerhalb von zwei Tagen hinbekommen. Wenn die Motorräder nicht mehr fahrbereit sind, holen wir sie aber auch ab. Das gehört zum Service. Wir fahren in die ganze Region, teilweise bis nach Ulm.
Sie sind sehr aktiv, was Veranstaltungen angeht. Was ist denn gerade nach dem Saisonauftakt geplant?
Also unsere Afterwork-Touren starten jetzt wieder. Das heißt, jeden ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr machen wir eine kleine Ausfahrt. Dann sind wir wieder beim Gentlemens Ride am 19. Mai dabei. Außerdem sind wir auf dem Touratech vertreten, zusammen mit Triumph Deutschland. Dann haben wir einen Tour-Stopp bei Louis in Neu-Ulm. Außerdem haben wir jetzt eine neue Motocross-Sparte bei Triumph mit der 250er. Wir sind einer von den acht Händlern in Deutschland, die die Modelle vertreiben, und stellen bei diversen nationalen Motocross-Rennen aus.
Wenn wir gerade vom Verkauf sprechen: Wie ist da die Saison für Sie gestartet?
Also wir sind im Moment wieder sehr zufrieden. Es läuft sehr gut an. Die Saure-Gruken-Zeit liegt jetzt hinter uns. Im Winter ist das Motorradgeschäft halt einfach ein bisschen zäher, das ist ganz normal. Aber eigentlich ging es schon im Februar wieder ganz gut los. Wir bekommen viele Nachfragen zu unseren Modellneuheiten. Zudem ist die Liefersituation bei den meisten Modellen wieder sehr gut.
Gibt es noch etwas, was Sie den Motorradfahrern aus der Region für die Saison mitgeben wollen?
Da gibt es eigentlich nur eines: Das Wichtigste ist: oben bleiben!