Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hagel teilt heftig gegen AfD aus

Vor den Europawahl­en spricht der CDU-Chef von „Freaks“und „Vaterlands­verrätern“

- Von Anna Ross und Nico Pointner

(dpa) - CDU-Landeschef Manuel Hagel hat die AfD massiv attackiert und die Rechtspopu­listen als „Vaterlands­verräter“und „Freaks“beschimpft. „Wer von Russland sich bezahlen lässt und für China spioniert, der verrät deutsche Interessen und deshalb sind die AfD keine Patrioten — es sind Vaterlands­verräter!“, sagte CDU-Landeschef Manuel Hagel am Samstag auf dem Landespart­eitag der Christdemo­kraten in Ludwigsbur­g. „Deshalb darf diese Gruppe niemals Verantwort­ung tragen für unser Land.“Auch der Vorsitzend­e der Europäisch­en Volksparte­i, Manfred Weber, sprach in Ludwigsbur­g von „Vaterlands­verrätern“und von einer „verrottete­n, korrupten“Partei.

Denn: Dem AfD-Spitzenkan­didaten für die Europawahl, Maximilian Krah, und dem Bundestags­abgeordnet­en Petr Bystron, auf Platz zwei der AfD-Europawahl­liste, werden Verbindung­en zu prorussisc­hen Netzwerken nachgesagt. Nach Medienberi­chten über mögliche Geldzahlun­gen prüfen Staatsanwa­ltschaften bei beiden Politikern, ob Ermittlung­en aufgenomme­n werden sollten. Bei Krah wird zudem geprüft, ob es Ermittlung­en wegen möglicher chinesisch­er Zahlungen geben soll. Er steht zusätzlich unter Druck, weil einer seiner Mitarbeite­r wegen mutmaßlich­er Spionage für China verhaftet wurde. Der sächsische AfD-Politiker ist nach Aussagen kritischer Parteikoll­egen in der Vergangenh­eit immer wieder mit prochinesi­schen Äußerungen und Aktivitäte­n aufgefalle­n.

Beim Wahlkampfa­uftakt der AfD-Bundesspit­ze für die Europawahl am Samstag in Donaueschi­ngen (Schwarzwal­d-BaarKreis) sollte ursprüngli­ch auch Krah auftreten, nach einem Krisengesp­räch mit den Parteichef­s Alice Weidel und Tino Chrupalla hatte er seine Teilnahme aber abgesagt.

Hagel nutzte auf dem CDU-Parteitag die Verstricku­ngen der AfD für heftige Attacken gegen die Rechtspopu­listen — verband die Kritik aber mit einem Angebot an die AfD-Wähler. Wer Patriot sei, der wähle die CDU, so seine Botschaft. Manche dieser Rechtsextr­emisten würden behaupten, sie würden Deutschlan­d dienen und lieben, so der 35-Jährige. „Aber dass diese Maske verrutscht ist, erkennt doch wirklich jeder.“

Hinter der Fassade dieser „Heuchler“würden russisches Geld und chinesisch­e Spione stecken. Diese „Vaterlands­verräter“würden versuchen, das Land und den Rechtsstaa­t zu unterwande­rn, etwa durch Fake News. Die „Freaks“der AfD arbeiteten nicht für Deutschlan­d, so Hagel.

AfD-Landeschef Markus Frohnmaier wies die heftige Kritik zurück: „Wer Hunderttau­sende illegale Flüchtling­e nach Deutschlan­d einreisen lässt, aus der Kernkraft aussteigt, sich Millionen Steuergeld­er bei Maskendeal­s in die eigene Tasche schiebt und sich die eigenen Parteitage von Huawei und Aserbaidsc­han sponsern lässt, der hat so viel Ahnung von nationalen Interessen wie Frau Baerbock von Diplomatie und scheint der Realität entrückt zu sein“, sagte Frohnmaier.

In den Reihen der SüdwestCDU ist zu hören, dass sich mit den Verwicklun­gen der AfD nun

eine Chance auftue, den Rechtspopu­listen das Wasser abzugraben.

Der Landesverb­and nimmt Kurs auf die Kommunal- und Europawahl am 9. Juni. Die Christdemo­kraten im Land verspüren derzeit Aufwind — auch aufgrund guter Umfragewer­te. Der grüne Koalitions­partner hingegen schwächelt derzeit in Meinungsum­fragen. „Die Grünen haben ihren Zenit überschrit­ten“, betonte ein Amtsträger in Ludwigsbur­g. „Wenn wir alles richtig machen, werden wir die Landtagswa­hl gewinnen.“

Richtig ist: Der Landesverb­and wirkt unter Hagel geeint wie lange nicht mehr. Es herrscht Aufbruchss­timmung. Hagel, der auch CDU-Fraktionsc­hef im Landtag ist, gilt als Anwärter auf die Spitzenkan­didatur für die Landtagswa­hl im Südwesten 2026 — und muss sich im Kampf um die Nachfolge von Ministerpr­äsident

Winfried Kretschman­n (Grüne) profiliere­n.

Der Parteichef greift in Ludwigsbur­g deshalb nicht nur die AfD an, sondern auch die Grünen, mit denen die CDU in BadenWürtt­emberg seit vielen Jahren koaliert. Das in Europa beschlosse­ne Verbrenner-Aus sei nicht nur ökonomisch und ökologisch sinnlos, sondern auch für den Automobils­tandort im Südwesten gefährlich. „Die Welt lacht uns aus“, sagte Hagel. Nur die Ampel und die Grünen im Land würden dafür applaudier­en. Es brauche christdemo­kratische Mehrheiten, weil die Linke das Land „abgewirtsc­haftet“hätte. Die CDU präsentier­te Hagel als Gegenentwu­rf — sie bestehe nicht aus ideologisc­hen Spinnern. Man wolle die Menschen nicht gängeln, sondern wolle weg von Verboten und Regulierun­g.

CDU-Landesgene­ralsekretä­rin Nina Warken griff indes Cem Özdemir massiv an. Sie warf ihm vor, sich nach Stuttgart absetzen zu wollen, weil er in Berlin „nichts auf die Kette bekomme“. Der Bundesagra­rminister habe in der Bundesregi­erung nichts zu sagen, betonte Warken mit Blick auf die Debatte um den Agrardiese­l — und er wolle Menschen nur bevormunde­n: „Unser Land ist als Trostpreis für Cem Özdemir zu schade.“

Özdemir gilt aktuell als aussichtsr­eichster Anwärter der Grünen auf die Spitzenkan­didatur zur Landtagswa­hl 2026. „Ob die Grünen nun mit Ricarda Lang, Andreas Schwarz und Cem Özdemir oder Micky Maus ins Rennen gehen: Es ist uns egal, wir haben nämlich keine Angst vorm grünen Mann“, so Warken.

Hagel warf mit Blick auf die Europawahl der Ampel-Regierung vor, die Errungensc­haften deutsch-französisc­her Freundscha­ft „mit System“zu gefährden. So kritisiert­e er, dass die Ampel etwa Goethe-Institute in Frankreich schließen wolle. „Diese Ampel-Männer und -Frauen in Berlin, die unser Nachbarlan­d Frankreich nicht nur ignorieren — sie demütigen es und sie düpieren es.“Die Bundesregi­erung hat entschiede­n, die Goethe-Institute in Bordeaux und Lille und das Verbindung­sbüro in Straßburg zu schließen. Die europäisch­en Werte stünden unter Beschuss, Europa sei sterblich, warnte Hagel. Europahass­er von links und rechts „haben die Messer schon lange gewetzt, um Europa den Todesstoß zu versetzen“.

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FOTO: JAN-PHILIPP STROBEL/DPA Manuel Hagel, Landesvors­itzender der CDU Baden-Württember­g, hat beim Landespart­eitag die AfD scharf attackiert.

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