Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kooperation mit Albwerk und Vattenfall
Bei der Windkraft-Entwicklung auf der Gemarkung Merklingen ist man sich schnell einig
- Merklingen ist schon ziemlich weit, was die Planung für den Ausbau der Windkraft auf der eigenen Gemarkung angeht. In zwei Bereichen, einem nördlich der Autobahn und einem südöstlich der Ortschaft, stellt die Gemeinde, wenn dies auch vom Regionalverband so gewünscht ist, insgesamt rund 293 Hektar zur Verfügung. Darauf sollen zusammen mit dem Albwerk, dem Unternehmen Vattenfall und den Anrainerkommunen entwickelt werden. Einem entsprechenden Gestattungsvertrag stimmte der Gemeinderat jetzt zu. Die Flächen setzen sich aus Gemeindeeigentum und Privatbesitz zusammen.
Aktuell ist die Regelung so, dass im Gebiet des Reginoalverbands Donau-Iller (RVII) nur dort Windräder entstehen können, wo Vorranggebiete ausgewiesen sind, erläuterte Merklingens Bürgermeister Sven Kneipp seinem Gemeinderat. „Für Merklingen und Widderstall sind zwei zentrale Punkte wichtig. Einerseits wollen wir nicht von Windkraftanlagen umzingelt werden, andererseits hat sich der Gemeinderat mit Nellingen abgesprochen und dafür stark gemacht, dass zwischen Aichen und der Autobahnanschlussstelle keine Vorranggebiete ausgewiesen werden, weil diese Flächen für ein interkommunales Gewerbegebiet vorgehalten werden sollen.“
Unter dem Strich kann sich Merklingen in zwei Gebieten Windkraft vorstellen. Das eine, rund 100 Hektar, liegt nordwestlich der Ortschaft und nördlich der Autobahn. Hier soll ein größerer Windpark zusammen mit der Gemeinde Nellingen entstehen. Die Flächen sind großteils in privater Hand. Das zweite Gebiet mit rund 190 Hektar ist südöstlich der Ortschaft denkbar. Mit einer kleineren Erweiterung sei hier eine Verbindung zum Vorranggebiet Scharenstetten-Dornstadt möglich.
„Insgesamt weisen wir damit Vorrangflächen von stolzen 293 Hektar aus. Das sind rund 13 Prozent der Gemarkungsfläche und absolut kein Pappenstiel. Da sind wir verdammt gut mit dabei“, sagt Sven Kneipp, der sich für die kleine Erweiterung in Richtung Scharenstetten aussprach. Dieser kleine „Appendix“mit 8,6 Hektar bringe Möglichkeiten für Eigentümer sich am dortigen Poolvertrag zu beteiligen, jedoch keine direkte Verpf lichtung mit sich. Das rund 100 Hektar große Gebiet nördlich der Autobahn halte nicht nur die Mindestabstände zu Widderstall, Merklingen und zu einem künftigen Gewerbegebiet ein. Insgesamt wären mögliche Windräder rund einen Kilometer von allen betroffenen Bereichen entfernt.
Im Anschluss stellte ein Mitarbeiter Vattenfall den schwedischen Staatskonzern und dessen Tätigkeitsfelder kurz vor. Genaue angaben, wie viele Windräder auf den von Merklingen angedachten Flächen entstehen, sei unseriös. Aus Erfahrungswerten könne das Unternehmen jedoch sagen, dass im nordwestlichen Gebiet fünf bis sieben Windenergieanlagen entstehen könnten und im südöstlichen sechs bis neun Anlagen. Vattenfall rechne mit Anlagen der 7Megawatt-Klasse. Diese Anlagen haben eine maximale Nabenhöhe von bis zu 180 Metern und können eine Gesamthöhe von bis zu 270 Metern erreichen. Welche Anlagentypen genau zum Einsatz kommen und wo diese dann genau stehen, werde aber erst klar, wenn das Projekt deutlich weiter fortgeschritten sei. Als nächsten Punkt werde Vattenfall auf die Grundstückseigentümer zugehen und erste Gespräche führen.
Zudem sei es dem Unternehmen wichtig, mit verschiedenen Optionen Bürgern und Gemeinde Beteiligungsmodelle anzubieten. Vom gängigen Poolmodel über einen Bürgerwindpark bis hin zu einer Stiftungslösung oder einem Bürgerstromtarif sei vieles denkbar. Auf jeden Fall werde es Infoveranstaltungen für die Menschen geben, die authentisches Interesse an den Windkraftprojekten haben.
Nach der Zustimmung zum Gestattungsvertrag durch die Gemeinde folgen rund zwei Jahre Projektplanung, dann ein bis zwei Jahre Genehmigungsverfahren. Dann werde noch etwa ein Jahr gebaut. So rechnet Vattenfall bei günstigem Verlauf mit rund fünf Jahren bis zum Projektabschluss. Eine Verkürzung der Projektzeit sei möglich, wenn die Politik entsprechend eingreife, dies sei zwar in Planung aber noch nicht endgültig klar.