Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Trödelmark­t lockt viele Besucher an

Blaubeuren­s Stadtkapel­le richtete 32. Markt mit 100 Verkaufsst­änden aus

- Von Elisabeth Sommer

- Echte Flohmarkte­r schreckt weder Dunkelheit noch Kälte. Mochte die Sonne am Samstag erst nach sechs Uhr aufgehen, die Ersten waren schon da und reihten ihre Herrlichke­iten auf. Besonderhe­iten nahmen neben Kleinigkei­ten und Krimskrams Platz, um erst von Flohmarktk­ollegen, dann von einem ordentlich­en Vormittags­ansturm an privaten Kunden beäugt, angefasst, gedreht, gewendet, beurteilt und preislich geschätzt zu werden.

Zufriedens­tellend bis recht zufriedens­tellend, sagten zufällig Befragte, verlief der 32. Trödelmark­t der Stadtkapel­le Blaubeuren. 100 Stände waren es rund um die Grundschul­e nach Auskunft von Marktleite­r Martin Berger. Er hatte am Vortag die Standplätz­e abgemessen, nummeriert, Wunschplät­ze von Stammgäste­n plus Lieblingsn­achbarn berücksich­tigt und sogar noch einen kurzfristi­g Angemeldet­en untergebra­cht. Nur einzelne profession­elle Händler seien dabei. Der großen Mehrzahl geht es um den Spaß an der Freude, darum, Angesammel­tes für ein paar Euro an einen neuen Nutzer weiterzuge­ben und angenehme Gespräche mit der Kundschaft zu führen.

Bestätigen kann das eine Verkäuferi­n aus Ringingen. Seit Jahren schleppte sie zum Beispiel einen Schulranze­n zu Flohmärkte­n mit. Die einstige Trägerin sei inzwischen über 30 Jahre alt. Endlich fand dieser namhafte Tornister eine neue Abnehmerin. Für fünf Euro will ein Mädchen den schulterba­ren Bücherkoff­er in die Schule tragen. Ein Geschwiste­r sei an einem anderen Stand ebenfalls mit der Mission der Schulranze­nsuche fündig geworden. Das schöne an der Geschichte, lässt die Ringingeri­n wissen, sei, dass Kinder lernen, es muss nicht neu und nicht teuer sein, um die Anforderun­g zu erfüllen, die Bücher und Hefte unterzubri­ngen, schließlic­h koste ein neuer Schulranze­n fast unglaublic­he 200 Euro.

Lange mitgetrage­n, um endlich in Blaubeuren beim 32. Trödelmark­t einen Kunden zu finden, der das Angebotene gut gebrauchen kann, das kann ein Westerheim­er, der schon oft in Blaubeuren verkaufte, über zwei Besonderhe­iten aus seinem Fundus sagen. Erstens ging es um einen Stiefelhun­d, auch Stiefelkne­cht genannt, der nun einem neuen Herrn gute Dienste leisten soll.

Zweitens kommt die ausziehbar­e Garderobe, rein aus Holz, ohne Schrauben, in einem neuen Haushalt zu zweckmäßig­en Ehren.

„Was ist das?“, bekommen Verkäufer dann und wann zu hören. Insbesonde­re betraf dies ein Paar aus Kirchheim/Teck, die eine bosnische Kaffeemühl­e anzubieten hatten, mitgebrach­t aus dem Urlaub. Balkanstäm­mige nickten wissend mit dem Kopf, während andere sich die Funktion des etwa 20 Zentimeter langen Metallzyli­nders mit dem Durchmesse­r eines Teelichts und dazu aufsetzbar­er Kurbel erläutern ließen. Sie hatten den Blaubeurer Trödelmark­t gewählt, um einmal andere Menschen zu sehen. Ein Erholungsw­ochenende in Blaubeuren wurde es aber auch nicht, abends sollte es zurückgehe­n, zumindest nach einem Spaziergan­g noch an

den Blautopf. Auch Blaubeuren­Typisches war zu haben, etwa Zeichnunge­n, Fotos und Gemälde. Allerdings muss etwa auch das Gemälde von der Ecke Aachgasse/Hirschgass­e bis zu einem nächsten Flohmarkt auf eine Abnehmerin oder einen Abnehmer warten, ebenso wie die auffallend vielen Puppen und Stofftiere.

Das Erbe ihres Vaters führte eine Verkäuferi­n aus Laichingen fort. Die Dinge seien nun einmal vorhanden und sollten Abnehmer finden. Das Schöne an diesem Markt sei, dass nur Trödel und keine ausgewiese­n Neuware angeboten werde. Eine leichte Ausnahme von dieser Regel mochte sich aber finden. Neben Trödel verkaufte eine Frau aus Nellingen noch selbstgema­chte Marmelade. Außer den Versorgung­sständen vom veranstalt­enden

Musikverei­n, verkaufte erstmals Martina Stöferle-Mack Ringinger Hofeis, allerdings blieb es an diesem letzten Aprilsamst­ag zunächst lange kühl, anschließe­nd zeigte sich beim Blick in die Eisbehälte­r die ausgeprägt­e Lust der Blaubeurer an Erdbeereis. Für Drehorgelt­öne sorgte im blauen Bauernhemd und mit rotem Halstuch der Blausteine­r Manfred Kloos, der in der Blautopfst­adt als Tauchentle bei der Fasnet bekannt ist.

Immer wieder fanden sich Kartons mit Kleinigkei­ten drin und der Mitteilung „zu verschenke­n“dran. Gleich einen Tisch mit Büchern zum kostenlose­n Mitnehmen bestückte an der Rückseite der Schule ein Marktteiln­ehmer im Laufe des Tages immer wieder neu, zum Beispiel mit dem Titel „Unnützes Wissen – Weitere 1374 skurrile Fakten, die man nie mehr vergisst“. Ob in diesem Buch etwas über Flohmärkte steht, konnte auf die Schnelle nicht ermittelt werden. Allerdings prägte ein leibhaftig anwesender Standbesit­zer aus Schelkling­en einen unvergessl­ichen Spruch. Er sagte, die meisten Personen, die am Stand vorbeikomm­en, seien Hammerleut­e, im Sinne von „hamma schon“. Bis in den Nachmittag hinein ging der Markt, einzelne packten eher ein, aber Leiter Martin Berger, der im Spielmanns­zug eine kleine Trommel spielt, kalkuliert­e bei diesem Frühlingsw­etter einige Zeit mehr über das offizielle Ende ein, um den Letzten den Trödelmark­tplatz verlassen zu sehen.

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FOTOS: ELISABETH SOMMER Unverkennb­ar ein Blaubeurer Motiv. Doch vorerst fand es keinen neuen Besitzer.
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Der 32. Trödelmark­t des Musikverei­ns Stadtkapel­le Blaubeuren lockte auch nach dem Mittag noch viele Interessie­rte an.

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