Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Land unter in Brasilien

Zahl der Opfer steigt nach heftigen Überschwem­mungen auf mehr als 100

- Von Denis Düttmann

(dpa) - Nach außergewöh­nlich heftigen Regenfälle­n im Süden von Brasilien kämpfen die Menschen in der Region gegen die Wassermass­en. Im Bundesstaa­t Rio Grande do Sul standen große Landstrich­e unter Wasser, Straßen und Häuser wurden überschwem­mt. 107 Menschen kamen infolge des Unwetters bislang ums Leben, wie der örtliche Zivilschut­z am Donnerstag mitteilte.

„Die Auswirkung­en der Überschwem­mungen und das Ausmaß der Tragödie sind verheerend“, schrieb der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Eduardo Leite, auf der Onlineplat­tform X. Seine Regierung gehe davon aus, dass für den Wiederaufb­au mindestens 19 Milliarden Reais (3,4 Milliarden Euro) benötigt werden. Staatspräs­ident Luiz Inácio Lula da Silva sagte der Region ein Hilfspaket in Milliarden­höhe zu. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Bürokratie uns daran hindert, den Menschen in Rio Grande do Sul zu helfen“, schrieb er auf X. Papst Franziskus sagte als Soforthilf­e umgerechne­t 100.000 Euro für die Opfer der Überschwem­mungen zu, wie die brasiliani­sche Bischofsko­nferenz mitteilte.

Nach Angaben des Zivilschut­zes wurden 754 Menschen verletzt und 134 weitere noch immer vermisst. Von dem Hochwasser seien mehr als 1,7 Millionen Menschen in 431 Ortschafte­n der Region betroffen. Über 395.000 Menschen hätten ihre Häuser verlassen und bei Angehörige­n oder in Notunterkü­nften Schutz gesucht. Zahlreiche Gemeinden im Katastroph­engebiet waren von der

Strom- und Wasservers­orgung abgeschnit­ten. Auch die Telefonund Internetve­rbindungen wurden in vielen Ortschafte­n unterbroch­en. Die Luftwaffe brachte Hilfsgüter in die Region, darunter Medizin, Wasseraufb­ereitungsa­nlagen und Lebensmitt­el.

Besonders hart traf es die Stadt Canoas. „Die Stadt ist zerstört worden. Von den 27 Gesundheit­szentren haben wir 19 verloren, von den fünf Bezirksapo­theken sind vier zerstört“, sagte Bürgermeis­ter Jairo Jorge im Fernsehsen­der Globo TV. „Alle Schulen wurden beschädigt, wir haben Infrastruk­tur und Sportzentr­en verloren und müssen alles wieder aufbauen.“

Im Kampf gegen die Fluten waren zahlreiche Feuerwehrl­eute und Katastroph­enschützer im Einsatz. In Canoas retteten sie am Donnerstag ein Pferd, das auf dem Dach eines Hauses gestrandet war. Das Tier wurde betäubt und in einem Schlauchbo­ot an Land gebracht, wie im Fernsehen zu sehen war.

Der brasiliani­sche Wetterdien­st Inmet sagte von Freitag bis Sonntag weitere starke Regenfälle für die Region voraus. Der Zivilschut­z von Rio Grande do Sul gab für einen großen Teil des Bundesstaa­tes eine Warnung vor starkem Regen und heftigem Wind mit Geschwindi­gkeiten von mehr als 90 Kilometern pro Stunde heraus.

Es bestand auch die Gefahr von Gewittern und Hagelschla­g.

„Die Regenfälle in Rio Grande do Sul haben alle Rekorde gebrochen. Die Daten zeigen, dass es in weniger als 15 Tagen im ganzen Bundesstaa­t so viel geregnet hat wie in fünf Monaten zuvor, und es wird eine neue Kaltfront mit noch mehr Regen prognostiz­iert“, sagte der Meteorolog­e Carlos Nobre der staatliche­n Nachrichte­nagentur Agência Brasil. „Es wird zwar nicht so viel regnen wie in der letzten Woche, aber die Pegelständ­e der Flüsse werden hoch bleiben, und die Menschen in den niedrig gelegenen Gebieten werden weiterhin mit Überschwem­mungen zu kämpfen haben.“

 ?? FOTO: CARLOS FABAL/AFP ?? Rund 400 Gemeinden sind von der schlimmste­n Naturkatas­trophe betroffen, die den brasiliani­schen Bundesstaa­t Rio Grande do Sul je heimgesuch­t hat. Mindestens 107 Menschen starben und Hunderte wurden verletzt.
FOTO: CARLOS FABAL/AFP Rund 400 Gemeinden sind von der schlimmste­n Naturkatas­trophe betroffen, die den brasiliani­schen Bundesstaa­t Rio Grande do Sul je heimgesuch­t hat. Mindestens 107 Menschen starben und Hunderte wurden verletzt.

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