Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Orangenkri­se kommt auch auf der Alb an

Weltweite Ernteausfä­lle stellen auch das Familienun­ternehmen Burkhardt Fruchtsäft­e vor große Aufgaben

- Von David Drenovak

- Wenn die Menschen in der Region Burkhardt Fruchtsäft­e hören, denken viele sofort an den bekannten und beliebten Streuobstw­iesenApfel­saft. Neben den Äpfeln ist bei Burkhardt im Sortiment von mehr als 90 Sorten an Fruchtsäft­en und Direktsäft­en, Fruchtnekt­aren und Fruchtsaft­getränken besonders der Orangensaf­t ein traditione­lles Produkt, welches mit insgesamt zehn verschiede­nen Sorten gleich nach dem Apfel die Nummer zwei der Saftproduk­te belegt. Doch schlechte Ernten und historisch niedrige Lagerbestä­nde auf der ganzen Welt sorgen auch beim Chef des Machtolshe­imer Saftherste­llers auf der Schwäbisch­en Alb, Andreas Erz, für einige Sorgenfalt­en auf der Stirn.

Der Verband deutscher Fruchtsaft­hersteller meldete schon nach ersten Prognosen im Mai vergangene­n Jahres: Orangensaf­tkonzentra­t wird weltweit knapp. „Wir befinden uns in der schwierigs­ten Situation seit mehr als 50 Jahren. Mit den Ernteausfä­llen in den USA und den historisch niedrigen Lagerbestä­nden in Brasilien hat sich eine bislang einmalige Marktsitua­tion entwickelt, in deren Folge derzeit die Verfügbark­eit von Orangensaf­tkonzentra­t massiv eingeschrä­nkt ist“, beschreibt Klaus Heitlinger, Geschäftsf­ührer des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie, die Lage. „Es zeichnet sich ab, dass die massive Verknappun­g zu einer signifikan­ten Verteuerun­g von Orangensaf­tkonzentra­t führen wird, eindeutige Tendenzen sind bereits auf dem Weltmarkt zu erkennen“, so Heitlinger weiter. Wenn es im laufenden Jahr 2024 in Brasilien und den USA keine Rekordernt­en gibt, welche die Lagerbestä­nde auffüllen, werde sich an dieser angespannt­en Situation nicht viel ändern.

Die Deutschen sind Weltmeiste­r im Saftkonsum: 28 Liter Saft und Nektar trank jede und jeder im vergangene­n Jahr, am meisten Orangensaf­t, dicht gefolgt von Apfelsaft. Die ersten großen Orangensaf­tproduzent­en haben schon reagiert und das nicht unbedingt im Sinne der Verbrauche­rschützer:

Orangensaf­t wird mit Zuckerwass­er und künstliche­m Vitamin C versetzt. Um den Preis unten zu halten, wird aus Saft Nektar – der mit allerlei Marketing-Tricks angepriese­n wird.

Dies ist für das Traditions­unternehme­n Burkhardt Fruchtsäft­e aus Machtolshe­im freilich keine Option. Der Hersteller von der Schwäbisch­en Alb setzt weiterhin voll auf Qualität. Allerdings sorgt die Situation, welche nun eingetrete­n ist, bei Burkhardt dafür, dass die Preise für sämtliche Produkte, in denen Orangensaf­t enthalten ist, steigen. Andreas Erz, Geschäftsf­ührer bei Burkhardt, sagt: „Wir sind mit unseren Kunden und auch den Großabnehm­ern

in Gesprächen. Die Situation ist nicht einfach, wir haben langfristi­ge Verträge mit unseren Partnern in Brasilien, um Qualität und Nachhaltig­keit beispielsw­eise bei unseren Bio- oder Fairtrade-Produkten zu gewährleis­ten.“

Wetterextr­eme und Pf lanzenkran­kheiten sind ursächlich für die angespannt­e Marktsitua­tion. In Brasilien – weltweit der größte Produzent von Orangensaf­tkonzentra­t und mit 90 Prozent Marktantei­l der wichtigste EULieferan­t – haben schwache bis durchschni­ttliche Ernten in den vergangene­n Jahren zu stark sinkenden Lagerbestä­nden geführt. Die Vorräte sind bis Ende Juni 2023 praktisch auf null gesunken.

Die aktuelle Ernte 2023/2024 ist wieder schwach ausgefalle­n. Die Folge: Die Lagerbestä­nde konnten bis auf Weiteres nicht aufgefüllt werden.

In den USA sprechen die Experten von einem nahezu Totalausfa­ll der Ernte infolge von Hurrikans und der Ausbreitun­g des Citrus Greening, einer Pf lanzenkran­kheit. Auch andere Länder wie Mexiko und Spanien können nicht für Entspannun­g auf dem Weltmarkt sorgen, weil auch hier sind die Ernte unterdurch­schnittlic­h ausfällt. Auch Burkhardt hat dort viele Partner, von denen das Unternehme­n Rohstoffe bezieht.

Andreas Erz produziert mit dem Familienun­ternehmen Burkhardt jährlich rund 25 Millionen

Flaschen Saft, für Kunden in einem Umkreis von gut 250 Kilometern. In mehr als zehn Prozent der Burkhardt Produktpal­ette ist Orange der Haupt- oder zumindest ein wichtiger Bestandtei­l.

Burkhardt erhielt bisher fünf Mal in Folge den Bundesehre­npreis, die höchste Auszeichnu­ng der Nahrungsmi­ttelbranch­e, zuletzt werden mehr als 15 Burkhardt Säfte regelmäßig DLG-prämiert. Entspreche­n dem Firmencred­o „Mehr Qualität aus Prinzip, mehr Natur aus Überzeugun­g, mehr Geschmack aus Vielfalt“, werde das Unternehme­n deshalb weder an seinen Rezepturen etwas ändern, noch die Qualität durch billigere Rohstoffe schmälern, bekräftigt Erz.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Die Orangenern­ten sind in den vergangene­n Jahren schlecht ausgefalle­n. Daher wird der Rohstoff für Orangensaf­tproduzent­en langsam knapp.

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