Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Orangenkrise kommt auch auf der Alb an
Weltweite Ernteausfälle stellen auch das Familienunternehmen Burkhardt Fruchtsäfte vor große Aufgaben
- Wenn die Menschen in der Region Burkhardt Fruchtsäfte hören, denken viele sofort an den bekannten und beliebten StreuobstwiesenApfelsaft. Neben den Äpfeln ist bei Burkhardt im Sortiment von mehr als 90 Sorten an Fruchtsäften und Direktsäften, Fruchtnektaren und Fruchtsaftgetränken besonders der Orangensaft ein traditionelles Produkt, welches mit insgesamt zehn verschiedenen Sorten gleich nach dem Apfel die Nummer zwei der Saftprodukte belegt. Doch schlechte Ernten und historisch niedrige Lagerbestände auf der ganzen Welt sorgen auch beim Chef des Machtolsheimer Saftherstellers auf der Schwäbischen Alb, Andreas Erz, für einige Sorgenfalten auf der Stirn.
Der Verband deutscher Fruchtsafthersteller meldete schon nach ersten Prognosen im Mai vergangenen Jahres: Orangensaftkonzentrat wird weltweit knapp. „Wir befinden uns in der schwierigsten Situation seit mehr als 50 Jahren. Mit den Ernteausfällen in den USA und den historisch niedrigen Lagerbeständen in Brasilien hat sich eine bislang einmalige Marktsituation entwickelt, in deren Folge derzeit die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat massiv eingeschränkt ist“, beschreibt Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie, die Lage. „Es zeichnet sich ab, dass die massive Verknappung zu einer signifikanten Verteuerung von Orangensaftkonzentrat führen wird, eindeutige Tendenzen sind bereits auf dem Weltmarkt zu erkennen“, so Heitlinger weiter. Wenn es im laufenden Jahr 2024 in Brasilien und den USA keine Rekordernten gibt, welche die Lagerbestände auffüllen, werde sich an dieser angespannten Situation nicht viel ändern.
Die Deutschen sind Weltmeister im Saftkonsum: 28 Liter Saft und Nektar trank jede und jeder im vergangenen Jahr, am meisten Orangensaft, dicht gefolgt von Apfelsaft. Die ersten großen Orangensaftproduzenten haben schon reagiert und das nicht unbedingt im Sinne der Verbraucherschützer:
Orangensaft wird mit Zuckerwasser und künstlichem Vitamin C versetzt. Um den Preis unten zu halten, wird aus Saft Nektar – der mit allerlei Marketing-Tricks angepriesen wird.
Dies ist für das Traditionsunternehmen Burkhardt Fruchtsäfte aus Machtolsheim freilich keine Option. Der Hersteller von der Schwäbischen Alb setzt weiterhin voll auf Qualität. Allerdings sorgt die Situation, welche nun eingetreten ist, bei Burkhardt dafür, dass die Preise für sämtliche Produkte, in denen Orangensaft enthalten ist, steigen. Andreas Erz, Geschäftsführer bei Burkhardt, sagt: „Wir sind mit unseren Kunden und auch den Großabnehmern
in Gesprächen. Die Situation ist nicht einfach, wir haben langfristige Verträge mit unseren Partnern in Brasilien, um Qualität und Nachhaltigkeit beispielsweise bei unseren Bio- oder Fairtrade-Produkten zu gewährleisten.“
Wetterextreme und Pf lanzenkrankheiten sind ursächlich für die angespannte Marktsituation. In Brasilien – weltweit der größte Produzent von Orangensaftkonzentrat und mit 90 Prozent Marktanteil der wichtigste EULieferant – haben schwache bis durchschnittliche Ernten in den vergangenen Jahren zu stark sinkenden Lagerbeständen geführt. Die Vorräte sind bis Ende Juni 2023 praktisch auf null gesunken.
Die aktuelle Ernte 2023/2024 ist wieder schwach ausgefallen. Die Folge: Die Lagerbestände konnten bis auf Weiteres nicht aufgefüllt werden.
In den USA sprechen die Experten von einem nahezu Totalausfall der Ernte infolge von Hurrikans und der Ausbreitung des Citrus Greening, einer Pf lanzenkrankheit. Auch andere Länder wie Mexiko und Spanien können nicht für Entspannung auf dem Weltmarkt sorgen, weil auch hier sind die Ernte unterdurchschnittlich ausfällt. Auch Burkhardt hat dort viele Partner, von denen das Unternehmen Rohstoffe bezieht.
Andreas Erz produziert mit dem Familienunternehmen Burkhardt jährlich rund 25 Millionen
Flaschen Saft, für Kunden in einem Umkreis von gut 250 Kilometern. In mehr als zehn Prozent der Burkhardt Produktpalette ist Orange der Haupt- oder zumindest ein wichtiger Bestandteil.
Burkhardt erhielt bisher fünf Mal in Folge den Bundesehrenpreis, die höchste Auszeichnung der Nahrungsmittelbranche, zuletzt werden mehr als 15 Burkhardt Säfte regelmäßig DLG-prämiert. Entsprechen dem Firmencredo „Mehr Qualität aus Prinzip, mehr Natur aus Überzeugung, mehr Geschmack aus Vielfalt“, werde das Unternehmen deshalb weder an seinen Rezepturen etwas ändern, noch die Qualität durch billigere Rohstoffe schmälern, bekräftigt Erz.