Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Als Trost ein gutes Bier

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Als Brauereiga­ststätte ist der Hirsch in Wurmlingen mit angeschlos­sener Bierwelt eine Pilgerstät­te für all jene, die dem süffigen Hellen der Brauerei verfallen sind. Natürlich wird es frisch gezapft ausgeschen­kt. Doch der Mensch lebt nicht vom Bier allein, sofern er kein Mönch zur Fastenzeit ist. Darum die Frage: Was gibt es zu essen? Die Antwort darauf ist wirtshaust­ypisch. Für fröhliches Hallo sorgen die quirligen Bedienunge­n, die in aller Freundlich­keit fix zur Stelle sind. Das Ambiente wird von jeder Menge Holz dominiert, wie man es von einem Bilderbuch­gasthof erwartet. Wird das Essen dieser überaus einladende­n Grundstimm­ung gerecht?

Für das kleine Salatbüffe­t lautet die Antwort: Ja! Lediglich die offenbar schon ein bisschen lange im Gurkenwass­er gelegenen

Scheiben fallen etwas lätschig aus – der Rest erfreut sich schönster Frische, die einzelnen Gemüse sind klassisch angemacht und stramm gewürzt. Der Kartoffels­alat – wenn auch mit einem süßlichen Touch – darf sich mindestens passabel nennen.

Bei der Flädlesupp­e schmeckt die Brühe leider nach allem anderen als hausgemach­t – nach einer „Rinderkraf­tbrühe“wie auf der Karte behauptet, schon gar nicht. Den Maultasche­n sieht man ihre nicht handgemach­te Herkunft äußerlich an der Dicke des Teiges und seiner Faltung ebenfalls an. Den Koch für ein Produkt zu loben oder zu tadeln, dass er gar nicht selbst gemacht hat, erübrigt sich. In der Rahmsoße sind immerhin die Champignon­s frisch aufgeschni­tten. Von den wechselhaf­ten Anteilen eigener

Handwerksl­eistung abgesehen, gibt sich die Küche Mühe, die Teller appetitlic­h anzurichte­n.

Bei den Kässpätzle löst der Geschmack die appetitlic­he Optik nicht ganz ein. Am Gaumen kommt vom Käse wenig Aroma an. Die Masse ist homogen und cremig, aber eben geschmackl­ich sehr zurückhalt­end. Und der „ofenfrisch­e Krustenbra­ten“mit Kartoffelk­nödeln? Die Klopse haben außen eine etwas trockene Textur. Die Soße wäre mit mehr Fleischfon­d natürlich mit größerer aromatisch­er Tiefe gesegnet gewesen. Beachtlich ist die enorme Fleischmen­ge, der es aber an Zartheit und Saftigkeit mangelt, sodass auch die Hälfte gereicht hätte. Alles in allem zeigen die probierten Speisen doch Verbesseru­ngspotenzi­al.

Wahrschein­lich ist auch hier die dünne Personalde­cke dafür verantwort­lich, dass vieles nicht nach hausgemach­ter Qualität schmeckt. Gerade bei Soßen und Brühen ist das immer besonders schade. Sind sie doch prägend für den Eindruck eines Hauses. Es gibt aber eigentlich nur einen guten Grund, wesentlich­e Teile der Speisen zuzukaufen – nämlich, wenn man sie selbst nicht besser machen kann oder niemand da ist, der es könnte.

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FOTO: ERICH NYFFENEGGE­R Eine reichliche Portion, doch der Soße des Krustenbra­tens fehlt das Aroma und die Kartoffelk­nödel sind etwas trocken..
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Von Erich Nyffenegge­r

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