Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Öfter mal die Verlängerungsfrage stellen
Bei der Frühjahrsveranstaltungen der Volks- und Raiffeisenbanken geht es um Anlagestrategien und den richtigen Mix für ein gutes Leben
MENGEN - Solange man mit der Anlagestrategie der Volksbank am Aktienmarkt gute Rendite einfahren kann, ist es auch nicht so schlimm, wenn das übrige Geld unverzinst auf Giro- und Tagesgeldkonten liegt. Diese Botschaft nahmen die rund 800 Gäste der Frühjahrsveranstaltung der im Landkreis Sigmaringen tätigen Volks- und Raiffeisenbanken am Dienstagabend mit nach Hause. Dazu gab es außerdem Denkanstöße von Redner Ralph Goldschmidt, der unter dem Titel „Shake your life“ein paar Zutaten für den Cocktail eines guten und wenig für ein Burnout anfälliges Leben vorstellte.
„Das genossenschaftliche Modell unserer Banken funktioniert und wird es auch in Zukunft tun“, sagte Klaus Remensperger, der stellvertretende Sprecher der Sprengel-Banken zu Beginn der Veranstaltung. Hätte er etwas anderes gesagt, wären die vielen Kunden in der Ablachhalle wohl auch in heller Aufregung gewesen. Die Hürde der Digitalisierung habe man mit Bravour gemeistert und laut Markus Herz, Vorstandsmitglied der Volksbank Meßkirch, stellt das dauerhaft niedrige Zinsniveau zwar eine große Herausforderung dar, der aber mit einer Änderung des Anlageverhaltens begegnet werden könne. Er stellte den Anwesenden die Strategie der regelbasierten Anlage vor, die Aufwärtstrends am Aktienmarkt nutze und bei negativen Entwicklungen einen rechtzeitigen Ausstieg empfehle.
Anschließend sprang dann Ralph Goldschmidt in Jeans und Turnschuhen auf die Bühne. Der Volkswirt und Sportwissenschaftler ist zur Freude der Gastgeber auch ein ehemaliger Genosse, hat sein Berufsleben einst in einer Filiale an der Mosel begonnen. Der Coach und Redner aus Köln hatte sich für diesen Abend vorgenommen, den Gästen einen Spiegel vorzuhalten und ihre Lebensweisen im Alltag zu hinterfragen. Mit dem Ziel der Erkenntnis, dass jeder selbst zu großen Teilen für sein Lebensglück verantwortlich ist und da im Zweifel vielleicht auch einiges ändern muss, um zufriedener zu sein.
Nachdem er darüber gesprochen hatte, dass ein Burnout nichts sei, mit dem sich ein erfolgreicher Unternehmer oder arbeitsamer Angestellter rühmen könne, betrachtete Ralph Goldschmidt vor allem den Bereich der Beziehungen. Immer wieder stellte er dabei Situationen vor, in denen sich die Zuhörer wiederfanden Markus Herz, Vorstandsmitglied der Volksbank Meßkirch (links), erklärt den Gästen in der Ablachhalle die Geldanlagestrategie der Volks- und Raiffeisenbanken. Redner und Coach Ralph Goldschmidt gab ihnen hingegen die Hausaufgabe mit auf den Weg, über ihre Beziehungen und ihre Gesundheit nachzudenken. oder sich ertappt fühlten. „Kommen Sie lieber nach Hause oder gehen Sie lieber weg?“, fragte er etwa oder stellte angesichts der vielen Ehen, die seiner Meinung nach in der Routinefalle stecken, fest: „Bis dass der Tod uns scheidet, haben sie sich geschworen, und jetzt warten sie eben.“
Als Hilfe aus dieser Situation heraus empfiehlt er die so genannte Verlängerungsfrage, die sich Partner einmal im Monat stellen sollten und die sich auch Familienmitglieder oder den Freundeskreis erweitern lasse: „So wie der letzte Monat verlaufen ist, würdest du unsere Beziehung um zehn Jahre verlängern?“So könnte leichter über Probleme und Wünsche gesprochen werden. Und weil Väter ja oft über den „Praktikantenstatus als Elternteil“nicht hinaus kämen, sollten sie sich regelmäßig ein Bild über die Beziehung zu ihren Kindern machen. Weil er seinen Vortrag mit Witzen, Sprüchen und Videos angereichert hatte, gab es für das Publikum einiges zu lachen. Ob die Verlängerungsfrage eigentlich auch für Banken gilt, wurde an diesem Abend nicht besprochen. Wahrscheinlich hat sich aber niemand etwas aus dem vergangenen Monat vorzuwerfen.