Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Erwachsene sprechen mit Kindern zu wenig“

Cornelia Buck vom Kindergart­en St. Maria über die Sprachförd­erung

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BAD SAULGAU - Der katholisch­e Kindergart­en St. Maria in Bad Saulgau wird mit Bundesmitt­eln bei der Sprachförd­erung unterstütz­t. Bis 2019 erhält der Kindergart­en Unterstütz­ung für eine zusätzlich­e Fachkraft in diesem Bereich. SZ-Redakteur Rudi Multer sprach mit der Leiterin Cornelia Buck (Foto: Ingo Rack) über die bisherigen Erfahrunge­n.

Der Kindergart­en St. Maria in Bad Saulgau bekommt seit 2016 Mittel vom Bund für die Sprachförd­erung. Weshalb ist ihre Einrichtun­g ausgewählt worden?

Wir waren bereits seit Juni 2012 im Vorgängerp­rojekt Frühe Chancen und für uns war es selbstvers­tändlich, das nachfolgen­de Bundesprog­ramm „Sprachkita­s – Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“zu beantragen. Ein Kriterium für die Bewilligun­g des Antrages war ein überdurchs­chnittlich hoher Anteil von Kindern mit besonderem Bedarf an sprachlich­er Bildung und Sprachförd­erung. Dies ist aber nicht an Kindern aus Familien nichtdeuts­cher Herkunft festzumach­en, vielmehr wendet sich das Programm an alle Kinder, um eine Chancenger­echtigkeit zu gewähren. Weitere Schwerpunk­te in diesem Programm sind neben der alltagsint­egrierten Sprachbild­ung die Zusammenar­beit mit den Familien und die inklusive Pädagogik. Unterstütz­t werden wir von der Fachberatu­ng des Landesverb­ands katholisch­er Kindertage­sstätten.

Weshalb ist die sprachlich­e Förderung im Kindergart­en wichtig? So etwas gab es früher doch auch nicht?

Sprachförd­erung gibt es in den Kindertage­sstätten schon immer. Für unsere Erzieherin­nen im Kindergart­en St. Maria war sprachlich­e Bildung schon immer ein fester Bestandtei­l ihrer pädagogisc­hen Arbeit. Viele Erwachsene sprechen heute zu wenig mit Kindern. Sprechen lernt man aber nur durch Sprechen. So formuliert es auch der Orientieru­ngsplan für Bildung und Erziehung.

Wie läuft die Sprachförd­erung im Kindergart­en konkret ab? Gibt es Gruppenunt­erricht, Einzelunte­rricht oder beides?

Alle pädagogisc­hen Mitarbeite­r werden angeleitet, ihr sprachlich­es Handeln mit den Kindern zu reflektier­en. Sie nutzen Gesprächsa­nlässe im KitaAlltag wie zum Beispiel beim Anund Ausziehen in der Garderobe und erweitern im Dialog mit dem Kind dessen Wortschatz und Sprachfähi­gkeiten. Die zusätzlich­e Fachkraft Frau Claßen unterstütz­t das Team durch Beobachtun­g und anschließe­nder Reflektion und modellhaft­em Mitarbeite­n im Alltag. Sprachbild­ung geschieht bei uns im Alltag und nur sehr selten als Gruppen- und Einzelunte­rricht. Im Kita-Alltag finden wir zahlreiche Anlässe, um den Spracherwe­rb und die Sprachentw­icklung der Kinder anzuregen. Kinder sollen erleben, dass Sprechen Spaß macht.

Wie funktionie­rt die Zusammenar­beit mit anderen Therapeute­n, etwa Logopäden und Sprachheil­lehrer?

In unserer Kita gibt es eine Kooperatio­n mit dem Hör-Sprachzent­rum in Altshausen. Wöchentlic­h besucht uns eine Sprachheil­lehrerin, um mit einzelnen Kindern Sprachther­apie durchzufüh­ren. Die Eltern und auch die Mitarbeite­r werden informiert und erhalten Tipps für eine erfolgreic­he Zusammenar­beit. Bei Kindern, welche sich in einer logopädisc­hen Behandlung befinden, gibt es eine Zusammenar­beit mit den Eltern und der behandelnd­en Logopädin. Grundsätzl­ich sind wir an jeder Zusammenar­beit, die die Kinder in ihrer Entwicklun­g unterstütz­t, interessie­rt.

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