Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hofgut Müller gedenkt seiner Stifterin
Sommerfest steht im Zeichen des Andenkens an Anneliese Drewing-Müller, die vor 100 Jahren geboren wurde
OSTRACH - Das Sommerfest des Heims für Schwerstbehinderte Hofgut Müller ist dieses Jahr im Zeichen des ehrenden Gedenkens an die Stifterin Anneliese Drewing-Müller gestanden, die vor hundert Jahren als Tochter der Bürgermeisterfamilie Karl und Maria Anna Müller geboren wurde. Die Ehrenbürgerin der Gemeinde Ostrach starb vor zehn Jahren kurz nach ihrem 90. Geburtstag.
Im Park des Heims feierten Bewohner, Pflegepersonal, Verwandte, Vertreter der Kieswerke Müller, des Rotary-Clubs Sigmaringen und des Caritasverbandes des Kreises Sigmaringen, Bürgermeister Christoph Schulz, Gemeinderäte und viele weitere Gäste den Festgottesdienst, der, so Pfarrer Meinrad Huber, die dankbare Erinnerung an das Wirken der Ostracher Ehrenbürgerin zum Ausdruck bringen soll. Die Feierstunde wurde musikalisch umrahmt von Organist Christian Schmidt und dem Duo Kehlbach-Express aus Otterswang. Ihnen allen entbot Edwin Schlee, Vorsitzender des CaritasKreisverbandes, herzliche Willkommensgrüße.
Positive Einstellung
Der soziale und caritative Lebensstil von Anneliese Drewing-Müller stand im Mittelpunkt der Ansprachen und Vorträge. Nachdem Pfarrer Huber deren Furchtlosigkeit gewürdigt hatte, sprach Ewald Reichle in der Laudatio im Denken und Handeln von einer „mutigen Frau“. Der Redner hob die Bedeutung der Nächstenliebe und des Miteinanders, um Gutes zu tun und sich in den Dienst hilfesuchender Mitmenschen zu stellen, besonders hervor. „Anneliese Drewing-Müller war trotz ihrer starken Persönlichkeitsstruktur ein Kind ihres Alltags und durchlebte alle Facetten des Lebens“, sagte er. Ihre positive Einstellung zu den Grundwerten des Lebens habe zu ihrem Alltagsdenken gehört. Sie sei beflügelt gewesen von der Vision, ihr Leben mit einem caritativen Werk zu krönen. „Der Entschluss wurde konkret mit dem Bau des Schwerstbehindertenheims Hofgut Müller. Man spürte im Alter die Zufriedenheit über das geglückte Werk“, sagte Reichle.
In seinen Erinnerungen an Anneliese Drewing-Müller führte Clemens Walz, seinerzeit Vorsitzender des Kreiscaritasverbandes, die Entstehungsgeschichte und enge Zusammenarbeit in mehr als acht Jahren Planung, Bergen von Bürokratie und Fertigstellung mit Einweihung am 5. Oktober 1995 vor Augen. Er erinnerte an die Vorgeschichte, als 1985 der Verein Lebensplan Bichtlingen in Konkurs geriet. Durch enge Zusammenarbeit mit Anneliese DrewingMüller konnte das wohnliche, rollstuhlgerechte Heim in Ostrach mit fast dreißig Bewohnern gebaut werden – und das, weil die Stifterin rund eine Million Euro beisteuerte. Die Bewohner aus Bichtlingen waren die ersten Bewohner des Ostracher Heimes. „Rückblickend bin ich – und sind wir alle – der großartigen Frau überaus dankbar für ein vertrauensbetontes Miteinander über viele Jahre“, sagte Walz.
Bürgermeister Christoph Schulz erinnerte an die Treue und Liebe der großartigen Stifterin zu ihrer Heimatgemeinde, die ihr Tun mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft würdigte: „Anneliese Drewing-Müller hat mit dem Hofgut Müller sich selbst und der Gemeinde Ostrach ein Denkmal gesetzt“.