Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der Sternhimmel im Juli
Jupiter ist nicht zu verfehlen – Mars zeigt sich erst wieder im September
Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volkssternwarte Laupheim
Die Sonne
Am 3. Juli erreicht die Erde mit 152,1 Millionen Kilometer ihre größte Entfernung von der Sonne. Fragen Sie sich vielleicht, warum genau dann in unseren Breiten Hochsommer herrscht? Das liegt am sommerlich steilen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Nordhalbkugel. Auf der Südhalbkugel ist er zur gleichen Zeit flacher: Dort herrscht jetzt Winter. Die Auf- und Untergangszeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuropäischer Sommerzeit: 1. Juli 5.15 Uhr, 21.32 Uhr; 10. Juli 5.22 Uhr, 21.28 Uhr; 20. Juli 5.33 Uhr, 21.19 Uhr; 31. Juli 5.48 Uhr, 21.04 Uhr.
Der Mond
Am 1. Juli leuchtet der zunehmende Halbmond (Phase des ersten Viertels) im Sternbild „Jungfrau“. Er wandert danach weiter über das Firmament, wo er am 9. im „Schützen“als Vollmond mit größter Helligkeit erstrahlt. Während seine Leuchtkraft darauf wieder schwindet, trifft der abnehmende Halbmond (Phase des letzten Viertels) am 16. im „Walfisch“ein. Die nun immer dünner werdende Mondsichel verschwindet in der Neumondnacht des 23. vom Firmament. Sie kehrt jedoch bald in den darauffolgenden Tagen an den westlichen Abendhorizont zurück. Sie rundet sich zusehends und erreicht schließlich wieder die „Jungfrau“, in der sie am 30. als zunehmender Halbmond (Phase des ersten Viertels) zu sehen ist.
Die Planeten
Der sonnennächste Planet Merkur kann sich im Juli nicht aus dem Glanz der Sonne lösen. Er ist diesen Monat von Deutschland aus nicht zu sehen.
Venus,
Die unser Nachbarplanet im inneren Sonnensystem, zieht als strahlender Morgenstern durch den Stier. Als hellstes Nachtobjekt nach dem Mond ist sie leicht zu erkennen und bis zur einsetzenden Morgendämmerung zu beobachten. Sie wechselt am 29. Juli in den Orion und am 31. in die Zwillinge. Ihre Aufgangszeiten verfrühen sich unwesentlich von 2.52 Uhr am Monatsersten auf 2.43 Uhr am Monatsletzten.
Mars,
Der unser Nachbarplanet im äußeren Sonnensystem, wandert hinter die Sonne und bleibt bis zum September verborgen.
Jupiter,
größter Planet unseres Sonnensystems mit elffachem Erddurchmesser, steuert mitten durch die Jungfrau. Als dritthellstes Nachtobjekt ist er dort nicht zu verfehlen. Der Gasriese übertrifft mit seiner Leuchtkraft mit Leichtigkeit alle Sterne in dieser Sternregion. Jupiter zieht sich aus der zweiten Nachthälfte zurück. Er versinkt am 1. Juli gegen 1.19 Uhr, am 31. bereits gegen 23.23 Uhr unter den Horizont.
Saturn,
Auch der entlegenste mit bloßem Auge sichtbare Planet, ist leicht aufzuspüren: Im Süden des Schlangenträgers hat er sich als auffälliger Lichtpunkt eingefunden. Der berühmte Ringplanet geht am Monatsersten gegen 4.24 Uhr und am Monatsletzten gegen 2.19 Uhr im Südwesten unter.
Die Fixsterne
Eine der bekanntesten Sternfiguren ist das Sommerdreieck. Es setzt sich zusammen aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler. Sie gehören zu den 20 der hellsten mit bloßem Auge sichtbaren Sterne. Über diese drei Sternbilder werden folgende Legenden berichtet: Auf der Leier spielte und sang Orpheus so schön, dass er den Totengott dazu bewegen konnte, ihm seine verstorbene Frau aus der Unterwelt herauszugeben! Der Schwan entstand durch den ersten Verkehrsunfall der Antike: Nachdem der junge Phaeton bei einer heimlichen Spritztour mit dem Sonnenwagen seines Vaters, des Sonnengottes Helios, schwer verunglückte, trauerte sein Freund so sehr um ihn, dass er aus Mitleid von den Göttern als Schwan an den Himmel versetzt wurde. Der Adler wiederum entführte einen Jungen namens Antinous, der fortan den Göttern auf dem Olymp diente. Im Fernglas leuchtet nahe des LeierHauptsterns Wega das Vierfachsystem Epsilon Lyrae, also vier sich gegenseitig umkreisende Sonnen. Schwan und Adler liegen im matten Band der Milchstraße. Die Milchstraße ist unsere diskusförmige Heimatgalaxis, die wir von der Kante her sehen. Ihr Durchmesser beträgt etwa 100 000, ihre Dicke nur 16 000 Lichtjahre. Ihre etwa 200 Milliarden Sterne vollenden in 230 Millionen Jahren eine Umdrehung um das Zentrum der Galaxis, von dem die Sonne rund 27 000 Lichtjahre entfernt ist. Östlich des Sommerdreiecks liegt das ausgedehnte Sternbild Schlangenträger mit dazugehöriger Schlange. Beide sind leuchtschwach, ergeben aber ein lohnendes Puzzle für klare Sommernächte. Über dem Kopf der Schlange liegt der Sternenbogen der Nördlichen Krone. Ihr östlicher Nachbar ist Herkules. Zwischen den westlichen zwei Kastensternen, der Brust des Herkules, ist mit einem Fernglas – an dunklen Orten auch bereits mit bloßem Auge – der bekannte Kugelsternhaufen M13 zu finden. Der vom Herkules als erste seiner zwölf Heldentaten gejagte Löwe versinkt bereits mit den beiden anderen Frühlingssternbildern Bärenhüter und Jungfrau im Westen. Da die milden Sommernächte immer wieder gerne zur Sternbeobachtung einladen, hier noch einmal, wie die Sternkarte zu benutzen ist. Zunächst ist rasch erklärt, warum auf ihr die Himmelsrichtungen Ost und West vertauscht sind. Um mit ihr den Sternhimmel zu beobachten, wird die Sternkarte mit dem Bild nach unten über den Kopf gehalten und den Himmelsrichtungen entsprechend ausgerichtet. Der Zenit, der Himmelspunkt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpunkt der gedachten Nord-Süd- mit der OstWest-Linie. Zur angegebenen Uhrzeit tummeln sich dort Drache und der antike Hau-drauf-Held Herkules. Der aktuelle Sternhimmel und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlichen Vorführungen des Planetariums in Laupheim erläutert. Nähere Informationen unter der
Rufnummer 07392/ 91 059 und im Internet unter www.planetarium-laupheim.de.