Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Geht’s noch?
Geht’s noch? Das muss man wirklich manchmal fragen. Fragwürdiges und Empörendes begegnet uns gelegentlich im Alltag. Im Straßenverkehr – der hätte mich auf meinem Fahrrad doch beinahe auf die Motorhaube geladen, wenn ich nicht gerade noch hätte bremsen können. Rücksicht im Straßenverkehr ist ein hohes Gut. Da geht es manchmal schlimm zu.Geht’s noch? Das fragen wir eine gute Bekannte, die zu Hause einen nahen Angehörigen pflegt und fast keine Zeit mehr für sich hat. Reicht die Kraft und die Geduld? Oder ist die Erschöpfung schon so weit, dass es fast nicht mehr geht?
Geht’s noch? Das fragt sich die Rentnerin, als sie ihren Kontoauszug studiert und sich Sorgen machen muss, ob sie sich die Wohnung noch leisten kann, weil es halt hinten und vorne fehlt.
Geht’s noch? Das ist in der evangelischen Kirche das Motto in dieser Woche der Diakonie. Wir sind aufgerufen zur Sensibilität für Menschen, wo es fast nicht mehr geht. Wir haben in unserer Stadt ein sehr gutes Netz von Einrichtungen und Initiativen, die sich gerade das zur Aufgabe gemacht haben. Wo es nur noch geht, wenn da Hilfe kommt. In der Sozialstation, bei den Pflegediensten, dem Sozialamt, den Einrichtungen des Landratsamtes, bei der Diakonischen Bezirksstelle, bei der Caritas, dem Verein Bürger helfen Bürgern, der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe, dem Evangelischen Diakonieverein, der Ökumenischen Altenbegegnung und noch vieles mehr.
Geht’s noch? Ja, es geht. Weil ich nicht alleine bin, weil mich jemand sieht und merkt, was ich brauche. Es geht eben nicht immer nur ums Geld, sondern darum, dass mich jemand sieht und mich fragt, ob’s noch geht und wie es mir geht und er mir was geben kann, was ein kostbares Gut geworden ist: Zeit, Mitgefühl, Geduld, Verständnis. Jemand, der oder die sich auf mein verlangsamtes Tempo einlassen kann.
Geht’s noch? Das fragen wir die jungen Leute in unserer Stadt. Habt Ihr Orte, wo Ihr Euch angenommen wisst und ernst genommen seid? Geht’s noch mit gegenseitigem Respekt der Generationen. Das müssten wir schaffen. Denn wir meinen es gut und vieles wird gut gemacht. In Stadt, Vereinen, Schulen, Kirchen und weiteren Initiativen. Es geht viel! Und alle sind wichtig.
Beitrag zur Reformation
Was geht noch? Am Donnerstag, 6. Juli, 20 Uhr, findet im Oberamteihof beim Rathaus ein Serenadenkonzert der Chöre der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde statt. Das ist ein Beitrag zum 500-jährigen Gedenken der Reformation. Da wird gesungen und musiziert und das verbindet die Konfessionen. Das gemeinsame Gotteslob.
Geht’s noch? Ja das geht. Das geht richtig gut! Das verbindet und das feiern wir. Bleiben wir sensibel füreinander und achten wir darauf, dass niemand sagen muss: Ich habe niemand, der für mich da ist. Denn das geht gar nicht!