Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Caster Semenya holt den dritten Titel
Die umstrittene Südafrikanerin wird mit Bestzeit 800-Meter-Weltmeisterin, die Deutschen gehen am Ende leer aus
LONDON (SID/dpa) - Der Leverkusener Hochspringer Mateusz Przybylko hat zum Ende der Leichtathletik-WM in London als Fünfter seine erste internationale Medaille nur knapp verpasst. Der 25-Jährige kam am Sonntag in London mit 2,29 Metern nicht an seine Saisonbestleistung von 2,35 Metern heran. Topfavorit Mutaz Essa Barshim aus Katar feierte sein erstes WM-Gold. Der Olympia-Zweite überwand 2,35 Meter und scheiterte knapp an 2,40. Silber gewann der unter neutraler Flagge startende Russe Danil Lysenko mit 2,32 Metern vor dem Syrer Majd Eddin Ghazal (2,29).
Przybylko war am 25. Juni in Bottrop 2,35 Meter gesprungen und als Zweiter der Weltjahresbestenliste hinter Barshim angereist. Bei der WM 2015 in Peking und bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio war er jeweils in der Qualifikation gescheitert, diesmal erreichte er immerhin die beste Platzierung seiner Karriere. Der Sportsoldat mit polnischen Eltern – Mutter einst Leichtathletin, Vater Fußballer – kommt aus einer sportlichen Familie: Bruder Kasper ist Fußballer beim 1. FC Kaiserslautern.
Die frühere Diskus-Vizeweltmeisterin Nadine Müller verpasste ihre dritte WM-Medaille. Die 31-Jährige aus Halle wurde beim Triumph der kroatischen Olympiasiegerin Sandra Perkovic mit im ersten Versuch erzielten 64,13 Meter Sechste.
Perkovic triumphierte mit starken 70,31 vor der Australierin Dani Stevens (69,64), die unter ihrem Mädchennamen Samuels 2009 in Berlin Gold geholt hatte und in London ihre Bestleistung um zwei Meter übertraf. Zweite wurde die Olympiazweite Mélina Robert Michon aus Frankreich (66,21). Die EM-Zweite Julia Harting kam nicht in den Endkampf der besten Acht. Mit 61,34 Metern wurde die 27jährige Gattin von Ex-Olympiasieger Robert Harting Neunte.
Favoritin Caster Semenya aus Südafrika holte nach 2009 und 2011 ihren dritten WM-Titel über 800 Meter. Die zweimalige Olympiasiegerin setzte sich nach 1:55,16 Minuten in persönlicher Bestzeit gegen die Olympiazweite Francine Niyonsaba aus Burundi (1:55,92) durch. Semenya hatte in London schon Bronze über 1500 m gewonnen. Die hyperandrogene Läuferin steht im Mittelpunkt einer Debatte um Testosteron-Werte, die ihr laut eines Gutachtens Vorteile gegenüber ihren Rivalinnen bringen.
Weiteres Edelmetall für Deutschland hatte Christopher Linke am Sonntagmittag lange im Blick. Der 28-Jährige wurde wie in Rio Fünfter über 20 km Gehen, nachdem er das Feld lange angeführt und viel Tempo gemacht hatte. Gold holte der Kolumbianer Eider Arevalo in 1:18:53 Stunden, Linke (1:19:21) verpasste Bronze um 17 Sekunden. „Die letzten zwei Kilometer waren schon sehr hart. Ich wollte mehr riskieren als in Rio, da hatte ich mir am Ende nämlich gesagt, ich habe vielleicht nicht alles rausgeholt. Heute habe ich alles rausgeholt“, sagte Linke.
Die deutsche 4x400-Meter-Frauenstaffel wurde Sechste, bei Sieger USA holte Allyson Felix (31) ihr elftes WMGold. Dank fünf weiterer Medaillen zog sie an Usain Bolt vorbei und ist nun erfolgreichster WM-Starter aller Zeiten.