Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Hilde Mattheis spricht sich für Bürgerversicherung aus
Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Bundestag referiert in Bad Saulgau
BAD SAULGAU (bay) - Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPDFraktion im Deutschen Bundestag, Hilde Mattheis, hat am Samstagabend in der „Trattoria Al Capone“zur Gesundheitspolitik gesprochen. Sie kam auf Einladung von SPD-Bundestagskandidatin Stella KirgianeEfremidou. Thema und Schwerpunkt der Veranstaltung war die Einführung einer Bürgerversicherung im Gesundheitswesen für alle. Die momentanen Strukturen in der Gesundheitsversorgung seien nicht gerecht, die Effizienz und die Qualität müssten verbessert werden, so Mattheis. „Alle Versicherten, ob mit großem oder kleinem Geldbeutel, müssen teilhaben an einer gerechten und guten Versorgung“, unterstrich Hilde Mattheis.
Hilde Mattheis, die für die Sozialdemokraten seit 2002 im Deutschen Bundestag ist, war es ein Anliegen, deutlich zu machen, dass bei der Gesundheitsvorsorge „in Regionen gedacht werden muss.“Zwingend notwendig dazu sei ein Brückenschlag zwischen Krankenhaus und niedergelassenem Arzt. Momentan gebe es viel zu große Unterschiede zwischen den ländlichen und städtischen Räumen. In Ulm beispielsweise, wo sie herkomme, gebe es eine Überversorgung, aber auf dem Land herrsche zum Teil „gähnende Leere.“Die Zielsetzung müsse daher eine kleinräumigere Planung sein, die sich nach den Bedürfnissen vor Ort richte.
Dann ging Hilde Mattheis auf die mitentscheidende Personalversorgung an Krankenhäusern und Alterspflegeheimen ein, welche ohne ein ausgewogenes Personal-Bemessungssystem nicht funktioniere. Die Spatzen würden es längst von den Dächern pfeifen, dass die Pflegeberufe generell oft schlechter bezahlt seien als die Jobs der meisten Durchschnittsverdiener in der Republik. Dies beträfe nach wie vor die meisten Frauenberufe. Eine gute Pflege setze gute Arbeitsbedingungen voraus. Es könne doch nicht angehen, dass eine Altenpflegerin „mit monatlich nur 1400 Euro nach Hause gehe“, meinte die SPD-Bundestagsabgeordnete. Sie sprach sich unumwunden für eine Aufwertung im Bereich aller Pflegeberufe aus.
„Es muss volle Parität herrschen“
„Um diese Herausforderungen in Zukunft zu stemmen, ist eine Bürgerversicherung dringend notwendig. Alle zahlen ein. Es muss wieder eine volle Parität herrschen“, betonte die Referentin ausdrücklich. Im Detail ging Hilde Mattheis auf etliche Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten im derzeitigen Gesundheitssystem ein; so zum Beispiel die horrenden Zusatzleistungen beim Zahnersatz. Oder bei Privatversicherten die aus dem Ruder gelaufenen Steigerungsraten der Tarife, die zum Teil im Bereich von 12 Prozent liegen würden, jährlich wohlgemerkt. Hilde Mattheis will sich dafür einsetzen, dass es keine Unterschiede zwischen gesetzlichen und privaten Versicherungen mehr geben darf und sie fügte unumwunden hinzu: „Die Privatkunden sind natürlich vor allem für die Ärzte lukrativ.“
Die Pflegeversicherung sei die beste Plattform für eine Bürgerversicherung. „Wir wollen“, fügte Hilde Mattheis hinzu, „dass dieses Land gerechter wird.“Dies bedeute real, dass die Solidarität gerade im Gesundheitswesen, ob Vorsorge, Versorgung und Folgebetreuung, vor allem auch im ländlichen Raum oder punktuell in den Pflegeberufen ausgeweitet werden müsse. In Zeiten des immer mehr fortschreitenden demografischen Wandels gehe es um eine Zukunftssicherung im Gesundheitswesen. Die Kommunen seien hier gefordert, heute schon anzufangen mit der Planung, damit künftig die Pflegeversorgung gewährleistet sei, vergleichbar mit einer ordentlichen Versorgung, wie es sie heute im Bereich der Kindergärten und Kindertagesstätten bereits gebe.