Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Wir machen keinen Rückzieher“
Unternehmensgruppe Hohenzollern reagiert auf Brief der Bürgerinitiative.
MENGEN/KRAUCHENWIES - Die Bürgerinitiative Lebenswerte Heimat, die die Pläne des Windkraftherstellers Enercon, einen Windpark zwischen Krauchenwies und Rulfingen zu errichten, kritisch begleitet, hat nun einen Brief veröffentlicht, den sie bereits im Mai an den Fürsten Karl Friedrich von Hohenzollern geschrieben hat. Darin hatten die Mitglieder der Initiative ihre Bedenken gegenüber den Windpark-Plänen formuliert und das Fürstenhaus gebeten, seine Pläne zu überdenken. „Die Antwort des Fürstenhauses auf unseren Brief ließ erkennen, dass die Hoffnung auf schnelle Gewinne durch die Verpachtung [...] den Aspekt des Gesundheits- und Naturschutzes in den Hintergrund drängten“, resümiert die Intitiative. „Wir nehmen getroffene Entscheidungen nicht zurück“, sagt dazu Raimund Friderichs, Geschäftsführer des Forstbetriebs der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern.
In dem Brief geht es vor allem um den derzeit geplanten Abstand der Windkraftanlagen zur Wohnbebauung von 1200 Metern, der von der Initiative als zu gering eingestuft wird. Die Mitglieder befürchten außerdem eine massive Gesundheitsgefährdung der Anwohner und sehen die Auswirkungen auf Naturund Umweltschutz kritisch. Hinzu komme, dass das Landesumweltamt die von Enercon anvisierten Flächen als windschwach bewerte. „Das Fürstenhaus Hohenzollern spielt bei der Diskussion um diesen Windpark die zentrale Rolle“, heißt es. „Seit Bekanntgabe, dass ein Windpark geplant ist, wird von politischer Seite vehement behauptet, dass das Fürstenhaus in jedem Fall diesen Windpark realisieren wird.“Die Windkraftkritiker appellieren an das soziale Engagement des Fürsten und bitten darum, miteinander ins Gespräch zu kommen.
„Im Nachhinein müssen wir sagen, dass das Gespräch für uns nicht sehr konstruktiv verlaufen ist“, sagt Willi Lutz von der Initiative. „Das Fürstenhaus hat uns mitgeteilt, dass es an seinen Plänen festhält. Mehr gab es nicht zu besprechen.“
Standpunkte verdeutlichen
Raimund Friderichs hat gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Kanjar, der für den Immobilienbereich der Unternehmensgruppe zuständig ist, sechs Vertreter der Bürgerinitiative Lebenswerte Heimat getroffen. „Wir haben der Initiative das Gespräch angeboten, um die Standpunkte und Entscheidungen der Unternehmensgruppe noch einmal zu verdeutlichen“, sagt Friderichs. Die Vertreter hätten offenbar geglaubt, in dem Gespräch Entscheidungen des Unternehmens kippen zu können. „Nachdem sie gemerkt hatten, dass wir bei bereits getroffenen Entscheidungen keinen Rückzieher machen, waren sie enttäuscht und werfen uns jetzt vor, nicht kompromissfähig zu sein“, sagt er. „Dabei weichen sie ja auch nicht von ihrem Standpunkt und ihren Forderungen ab.“Im Gegenteil: Statt der vereinbarten vier Initiativenvertreter seien gleich sechs zum Gespräch erschienen. „Daran merkt man ja schon, dass sie sich gar nicht an Vereinbarungen halten wollen“, so Friderichs.
Innerhalb der Unternehmensgruppe Hohenzollern, so habe er es auch den Windkraftkritikern erläutert, sei bereits vor sechs Jahren die Entscheidung gefallen, den Ausbau der Windenergie zu unterstützen. „Damals haben wir intern Für und Wider abgewogen und uns entschieden, dort Flächen für Windkraftanlagen an Projektierer zu verpachten, wo es für die Investoren sinnvoll erscheint.“Mit fünf Firmen habe die Unternehmensgruppe Gespräche geführt und verhandelt, bis schließlich mit Enercon das laut Friderichs beste Unternehmen gefunden worden sei. „Wir haben mit Enercon einen Rahmenvertrag abgeschlossen“, sagt er. Dieser lege fest, dass Enercon alle Besitzflächen der Unternehmensgruppe screenen und auf ihre Tauglichkeit für mögliche Windkraftanlagen prüfen dürfe. „Für einige Flächen, die für Enercon interessant sind, haben wir bereits Pachtverträge abgeschlossen“, sagt Friderichs. Das sei beispielsweise in Bingen der Fall. „Wenn kein Windpark realisiert werden kann, erlischt auch der Pachtvertrag.“
Für den Bereich Mengen/Krauchenwies sei der Pachtvertrag zwar konzeptionell fertig, aber noch nicht abgeschlossen. „Enercon hat von uns aber eine mündliche Zusage bekommen, dass die Flächen zur Verfügung stehen“, so Friderichs. Diese Zusage sei für Enercon wichtig, um in die Planung einsteigen zu können. Schließlich müssten für Windmessungen und naturschutzfachliche Prüfungen Investitionen getätigt werden, für die Enercon Planungssicherheit brauche. „Zu dieser Zusage stehen wir.“Angestrebt sei, im Konsens mit den Gemeinden Krauchenwies und Mengen gleichlautende Pachtverträge abzuschließen.
„Es gibt noch keinen Bauantrag“
„Wir stellen lediglich die Flächen als Verpächter zur Verfügung“, sagt Friderichs. Ob darauf eine oder viele Windkraftanlagen gebaut würden, liege nicht in seinem Ermessen. Ebenso wenig ginge es zum jetzigen Zeitpunkt um eine Beteiligung der Unternehmensgruppe am Betrieb des Windparks. „Es gibt ja noch nicht einmal einen Bauantrag“, sagt er. Zwar würde in verschiedenen Kommunen derzeit über geplante Windparks gesprochen, bei denen auch die Unternehmensgruppe Hohenzollern Flächen verpachten würde, aber umgesetzt sei bisher noch keins der Projekte. „Auf unserem Grund dreht sich noch kein einziges Windrad“, so Friderichs. „Wir reden derzeit nur über Planungsvorhaben.“
Er hält es außerdem für wenig zielführend, die Wirtschaftlichkeit der geplanten Anlagen ohne Kenntnisse hierüber infrage zu stellen. „Wenn Sie als Privatperson ein Stück Land an einen Landwirt verpachten, fragen Sie ihn ja auch nicht, ob er wirtschaftlich arbeitet.“Auf dem gepachteten Land könne der Pächter nach eigenem Ermessen vorgehen. „Deshalb mischen wir uns auch nicht in die Diskussion um Mindestabstände ein. Für uns gilt die Devise: So viel Abstand wie möglich, so wenig wie nötig“, betont Friderichs. „Für uns sind einmal die gesetzlichen Vorgaben wie Vorrangflächen und der Mindestabstand von 700 Metern maßgeblich und bei allem, was darüber hinausgeht – wie etwa Infraschall oder Landschaftsbild – , zählen alleine die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die bei den Genehmigungsbehörden in den Entscheidungsprozess mit einfließen.“