Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Bei den Pflegekräften besteht der größte Handlungsbedarf“
BERLIN - In der Pflege fehlen Nachwuchskräfte und flächendeckend angemessene Löhne. Das sagte Karl-Josef Laumann (CDU, Foto: dpa), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, im Gespräch mit Rasmus Buchsteiner.
Auf den letzten Metern des Bundestagswahlkampfes spielt plötzlich das Thema Pflege eine große Rolle. Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf ?
Zuerst mal muss ich sagen, wer jetzt behauptet, wir brauchen einen Neustart in der Pflege, der hat die letzten Jahre verschlafen. Die Pflegereform der großen Koalition ist die größte in der bisherigen Geschichte der Pflegeversicherung. Im Übrigen hat die SPD und ganz besonders Herr Lauterbach daran mitgewirkt, auch wenn sie das jetzt offenbar vergessen haben. Wir haben die Leistungen stark ausauch geweitet und auch viel bei der Entlohnung getan. Pflegekassen und Sozialhilfeträger müssen jetzt Tariflöhne und Löhne bis zur Tarifhöhe grundsätzlich als wirtschaftlich anerkennen und entsprechend finanzieren. Dieser Hebel muss jetzt genutzt werden, dann werden die Löhne auch steigen.
Wie denn?
Bei den Pflegekräften besteht weiter der größte Handlungsbedarf. Wir haben zu wenig Nachwuchs und eine hohe Belastung für unsere Pflegekräfte. Wir brauchen eine ausreichende Personalausstattung in den Pflegeeinrichtungen und eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir müssen die Betreuungsschlüssel senken und wir brauchen in der Altenpflege flächendeckend angemessene Löhne. Aber das schaffen Sie nicht mal eben so, das können wir nur schrittweise hinkommen, wie die Bundeskanzlerin es schon gesagt hat.
1,6 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Demenzerkrankung. Gibt es für sie genügend Verständnis und Hilfe?
Genau hier hat die Pflegereform angesetzt. Demenzkranke können jetzt viel besser unterstützt werden. Wir haben eine völlig neue, gerechtere Systematik geschaffen, von der insbesondere Menschen mit Demenz profitieren. Wenn die körperlich fit waren, konnten sie vorher kaum unterstützt werden. Das ist jetzt ganz anders. Mit dem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff erhalten voraussichtlich 500 000 Menschen zusätzlich einen Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung. Das entlastet auch viele pflegende Angehörige.