Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Thomas Zimmerer vermisst klaren Kurs bei CDU

Kommunalpo­litiker äußern sich zu Bundestags­wahlergebn­is – Stolzer Wolfgang Lohmiller

- Von Dirk Thannheime­r und Rudi Multer

BAD SAULGAU - Schwere Verluste bei der CDU, historisch­es Tief bei der SPD, Gewinne bei den Grünen und der FDP. Mit diesen Ergebnisse­n ist am Sonntag die Bundestags­wahl zu Ende gegangen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei Parteivert­retern vor Ort Reaktionen eingeholt.

„Die CDU hat die Wahl eindeutig verloren“, sagt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Thomas Zimmerer. Die deutlichen Verluste der CDU seien für ihn aber nicht verwunderl­ich. „Es gab während des Wahlkampfs keinen klaren Kurs bei der CDU.“Vor allem beim TV-Duell der beiden Kanzlerkan­didaten habe er nicht verstanden, warum sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel dafür aussprach, Flüchtling­e ohne Papiere nach Europa einreisen zu lassen. „Das sind Dinge, die gehen einfach nicht“, so Zimmerer, der klar stellt, dass er nichts gegen Flüchtling­e habe. „Aber die Bürger haben von der CDU erwartet, wie es in dieser Flüchtling­sfrage weitergeht.“Das habe aber gefehlt. „Ich hätte mir eine klare Aussage von der Bundeskanz­lerin gewünscht.“Überhaupt hatte er sich von Merkel während des Wahlkampfs erwartet, „dass die Partei viel deutlicher ihre Position und ihr Programm darstellt.“Der Wahlkampf sei kein Wahlkampf, sondern ein Kuschelkur­s gewesen. In Bad Saulgau verlor die CDU im Vergleich zu 2013 zwar auch an Stimmen – 40,9 Prozent statt 54,3 Prozent – bleibt aber dennoch mit Abstand die stärkste Partei in Bad Saulgau. „Ich bin den Wählern dankbar, dass sie der CDU die Treue halten“, sagt Zimmerer.

Jamaika gut vorstellba­r

„Wir dürfen stolz sein auf das Ergebnis“, sagt Wolfgang Lohmiller von den Grünen, auf die bundesweit 8,9 Prozent der Stimmen entfielen. Nach der ersten Prognose am Sonntagabe­nd um 18 Uhr waren es sogar noch mehr als neun Prozent. „Ich bin trotzdem sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“ Noch glückliche­r ist Lohmiller über das Ergebnis der Grünen in Bad Saulgau. Waren es 2013 noch 8,1 Prozent, verbessert­en sich die Grünen auf 12,0 Prozent. „Das wäre vor vielen Jahren noch nicht denkbar gewesen“, sagt Lohmiller. Er hofft, dass sich durch das gute Wahlergebn­is bei der nächsten Kommunalwa­hl weitere Kandidaten finden, die die Grünen unterstütz­en wollen. Lohmiller kann sich auch durchaus eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen vorstellen. „Das wird zwar schwierig, aber in einigen Sachen sind doch die Grünen und die FDP der gleichen Ansicht.“

Wolfgang Dobler, Vorstandsm­itglied im FDP-Kreisverba­nd Sigmaringe­n aus Bad Saulgau, ist bei der Wahlparty in Balingen nach Bekanntgab­e der ersten Hochrechnu­ngen in Jubel ausgebroch­en. „Ich bin glücklich, dass wir nach vier Jahren mit 10,6 oder 10,7 Prozent den Einzug in den Bundestag geschafft haben.“Sehr zufrieden ist der FDP-Vertreter auch über das Ergebnis von 13,4 Prozent der Zweitstimm­en im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n. Hier hat die Partei noch besser als auf Bundeseben­e abgeschnit­ten. „Das zeigt, welch gute Arbeit unser Kandidat Dirk Mrotzeck geleistet hat“, sagt Dobler. Einen Grund für den Erfolg sieht der FDP-Vertreter im Kreis in der Themensetz­ung der Freien Demokraten mit Digitalisi­erung und Verbesseru­ng der Infrastruk­tur.

Am Tag der Freude möchte der FDP-Vertreter sich noch nicht zur Möglichkei­t einer Jamaika-Koalition zusammen mit CDU und Grünen äußern. Das komme darauf an, welche Schnittmen­gen die Verhandlun­gsführer bei den Gesprächen finden werden. Durch das gute Ergebnis sei die Region jetzt auch durch einen Abgeordnet­en der FDP vertreten. Dobler bezieht sich dabei auf Benjamin Strasser, der im Wahlkreis Ravensburg für die FDP den Sprung ins Parlament geschafft hat.

Von der SPD Bad Saulgau war am Montag niemand telefonisc­h zu erreichen.

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FOTO: THOMAS WARNACK Thomas Bareiß bleibt trotz des enttäusche­nden Abschneide­ns der CDU bei der Bundestags­wahl am vergangene­n Sonntag Bundestags­abgeordnet­er. Freude herrscht dagegen bei den Grünen und der FDP.

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