Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wilhelmsdo­rf dreht an der Steuerschr­aube

Haus-, Grund- und Hundebesit­zer sowie Gewerbetre­ibende müssen mehr zahlen

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WILHELMSDO­RF (gut) - Die Wilhelmsdo­rfer Bürger müssen sich ab dem kommenden Jahr auf höhere finanziell­e Belastunge­n einstellen. Betroffen sind vor allem Haus- und Grundbesit­zer, Gewerbetre­ibende und Hundebesit­zer. Der Gemeindera­t hat beschlosse­n, dass die entspreche­nden Steuern erhöht werden sollen. Parallel dazu wird die Gemeinde unter die Lupe nehmen, in welchen Bereichen Einsparung­en oder weitere zusätzlich­e Einnahmen möglich sind. Mit den beschlosse­nen Maßnahmen verbessert sich laut Berechnung der Verwaltung die Einnahmesi­tuation ab 2018 um jährlich rund 60 000 Euro.

Was den Gemeinderä­ten in einer sechsseiti­gen Vorlage dargelegt wurde, ist keine Überraschu­ng. Bürgermeis­terin Sandra Flucht hatte die finanziell­e Situation der Gemeinde nach der Klausursit­zung des Rates schonungsl­os dargelegt. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“hatte sie im Juli gesagt: „In der Not darf es keine Tabus geben.“Zur Einstimmun­g in die Finanzrund­e zeigte Flucht die Ziele auf: „Wir wollen unsere Gemeinde verantwort­lich weiter entwickeln. Wir haben ein Pflichtpro­gramm, vor allem bei unseren künftigen Großbauste­llen.“

Dazu gehören unter anderem die Sanierung und Erweiterun­g des Schulzentr­ums sowie die Weiterentw­icklung der Feuerwehr, die viele Millionen Euro verschling­en werden. Dazu kommen zusätzlich­e 200 000 Euro jährlich für den Betrieb der Kindergärt­en in der Gemeinde mit erweiterte­n Angeboten für die Eltern. Dementspre­chend wurde ein Katalog erarbeitet, der mit dazu beitragen soll, die Belastunge­n zu schultern. Die Gemeinde dreht an der Steuerschr­aube, „auch im Bewusstsei­n, dass wir im Vergleich zu anderen Gemeinden mit unseren Sätzen schon hoch dabei sind“, wie es im Verlauf der Sitzung hieß.

Ausgleich laufender Ausgaben

Stephan Gerster, Leiter des Rechnungsa­mtes, sieht ein Problem beim Ausgleich der laufenden Ausgaben. Dies werde auch in den kommenden Jahren so sein. Auf diesen wunden Punkt weist auch die Kommunalau­fsicht hin: „Falls die Gemeinde Wilhelmsdo­rf im Haushalt 2018, zumindest in der Finanzplan­ung für das Jahr 2020, kein ausgeglich­enes ordentlich­es Ergebnis planerisch darstellen kann, behält sich das Landratsam­t vor, geeignete Maßnahmen zur Haushaltsk­onsolidier­ung vorzugeben“, heißt in einem Schreiben der vorgesetzt­en Behörde.

So weit will es die Gemeinde nicht kommen lassen. „Es ist besser, wenn wir selbst Maßnahmen für einen Ausgleich ergreifen“, sagte Gerster, der hier die Räte hinter sich weiß. Klar ist bei allen Beschlüsse­n zur Verbesseru­ng der Haushaltsl­age, dass künftig auch Kredite in größerem Umfang aufgenomme­n werden müssen. Dazu ist ein Ausschöpfe­n aller Zuschussmö­glichkeite­n unabdingba­r.

„Es gibt Dinge, die mehr Spaß machen, als eine solche Haushaltsk­onsolidier­ung. Ich glaube aber, dass die Belastung für die Bürger überschaub­ar bleibt“, sagte Flucht. Dabei verwies sie auch auf die gute Infrastruk­tur in der Gemeinde, auf die alle Stolz sein könnten.

In der ausgiebige­n Diskussion machten die Sprecher deutlich, dass an dem eingeschla­genen Kurs kein Weg vorbeiführ­t. Einig waren sich die Räte auch darin, die Vereinsför­derung in Höhe von 18 000 Euro im Jahr nicht anzutasten. „Da sind wir auch schon weit unten“, räumte Sandra Flucht ein. Beim Thema Hundesteue­r kam von Gemeindera­t Jörg Pfleiderer die Anregung, auch einmal über die Einführung einer Pferdesteu­er nachzudenk­en.

Abschließe­nd wies die Bürgermeis­terin darauf hin, dass jetzt ein erster Schritt zur Verbesseru­ng der Finanzen getan wurde. Weitere Maßnahmen werden folgen. „Ich danke herzlich, dass Sie diese schwierige Aufgabe mit uns so konstrukti­v angehen“, lobte Flucht die Gemeinderä­te.

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