Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Unter Quarantäne
Erst Anfang der Woche haben wir über diesen wunderbaren Trend aus den USA berichtet, wonach die Menschen am besten sich selber heiraten, die sogenannte Sologamie. Wie zur Bestätigung dieser Entwicklung erreicht uns just die Meldung, dass man nicht unbedingt heiraten muss, um allein vor sich hin zu dümpeln. Diese Erkenntnis verdanken wir Rebecca Ratner von der Robert H. Smith School of Business in Maryland, USA. Sie hat sich fast ein halbes Jahrzehnt beschäftigt – mit der Selbstquarantäne. Selbstquarantäne ist jener Zustand, bei dem Menschen zu Hause bleiben, alleine, und beispielsweise ein Buch lesen. Oder Fernsehschauen. Oder, noch schlimmer, sich was kochen. Der Name, Quarantäne, sagt es schon, es handelt sich um eine schwere und auch ansteckende Krankheit.
Während ihrer langen Forschung hat Frau Ratner nun Erstaunliches zur Genesung rausgefunden: Wir unterschätzen hartnäckig, wie viel Spaß wir auch allein, zum Beispiel im Theater, Museum oder Kino haben können. Das leuchtet ein. Allein im Theater müssen wir niemandem beichten, dass wir keinen blassen Schimmer haben, was uns das Stück sagen will. Im Museum können wir vor einem van Gogh stehen, ohne dass uns jemand das Ohr ablabert. Und wer braucht schon im Kino eine Begleitung, wenn er anderen Menschen beim Knutschen zusehen will. Dank der Forscherin tauschen wir schon bald Selbstquarantäne in Solotouren, die eines Tages vielleicht in Sologamie münden. Und Rebecca Ratner selber, die kann nun, nach einem halben Jahrzehnt Forschung, endlich mal die Fenster öffnen. (dg)
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