Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Seminar für neuen Schwung im Verein
Landesverband Baden-Württemberg will jüngere Kneippianer gewinnen.
BAD SAULGAU - Der Kneippbund Baden-Württemberg bietet an diesem Wochenende in der Rehabilitationsklinik in Bad Saulgau einen Einführungskurs für alle diejenigen an, die sich mit den Heilmethoden nach Sebastian Kneipp näher beschäftigen wollen. Die Wahl von Bad Saulgau als Ort des Kurses hat einen Grund. Nach Unstimmigkeiten in der Führung des Kneipp-Vereins Bad Saulgau vor einigen Jahren fand sich niemand mehr aus den eigenen Reihen, der sich als Vorsitzender zur Verfügung stellen wollte. Seitdem führt der Aulendorfer Orthopäde Dr. Hans-Georg Eisenlauer den Bad Saulgauer Verein. Der überzeugte Kneippianer ist bereits Vorsitzender des Vereins in Aulendorf. Der Landesverband und er wünschen sich, „dass sich durch dieses Angebot vielleicht der eine oder andere findet, der in den Verein mit einsteigen möchte.“
„Die Beine aus dem Wasser nehmen und wieder eintauchen“, sagt Hans-Georg Eisenlauer zu Sabine Reznerski aus Lindau. Die Patientin der Reha-Klinik kommt an der Kneippanlage im Kurpark in Bad Saulgau zufällig vorbei und testet die Wassertretanlage. Anwendungen mit Wasser sind eines der fünf Elemente in der Lehre nach Sebastian Kneipp. Der so genannte Storchengang beim Wassertreten sei deshalb wichtig, weil der unterschiedliche Druck außerhalb des Wassers und im Wasser den Gefäßen und der Durchblutung in den Beinen guttut. Wichtig sei es, so Eisenlauer, das Tretbecken mit warmen Füßen zu betreten und anschließend wieder für warme Füße zu sorgen. Dafür empfiehlt der Orthopäde einen Gang in schnellen Schritten durch den Kurpark. Damnit käme die zweite Säule der Kneippschen Therapie in Anwendung, die Bewegung. Sabine Reznerski findet diese Erläuterungen „interessant“. Wobei sie mit kalten Güssen nach jeder warmen Dusche den Anwendungen nach Sebastian Kneipp schon sehr nahe komme, findet Hans-Georg Eisenlauer.
Positive Wirkungen
„Das ist Hilfe zur Selbsthilfe für die eigene Gesundheit“, sagt der Facharzt für Orthopädie über die Lehre des Sebastian Kneipp. Sie verbessere die Durchblutung, trainiere das Immunsystem und die Abwehr gegen Infektionskrankheiten, wirke blutdrucksenkend und könne bei Gelenkerkrankungen lindernd wirken. Selbst bei Fieber handelten viele Kranke, ohne es zu wissen, danach. „Ein Wadenwickel ist eine Anwendung nach Kneipp“, erklärt der Mediziner. Schon längst gebe es keinen Gegensatz mehr zwischen Schulmedizin und den Lehren des Sebastian Kneipp. Im Gegenteil: Die fünf Säulen der Kneippschen Lehre – Lebensordnung, Wasser, Ernährung, Heilpflanzen und Bewegung – würden Ärzte ihren Patienten inzwischen verstärkt ans Herz legen.
Je früher der Mensch einige von Kneipps Vorschlägen umsetze, umso besser. Doch in der Realität fehlen in den Kneipp-Vereinen vor allem die Jungen.
Jüngere Mitglieder gesucht
Dazu zählt Eisenlauer auch die 40bis 50-Jährigen. „Das liegt daran, dass sich erst im Alter die ersten Zipperlein bemerkbar machen“, sagt der Mediziner. Mit dem Seminar in Bad Saulgau hofft Hans-Georg Eisenlauer auch auf das eine oder andere jüngere Gesicht bei den derzeit 36 Mitgliedern im Kneipp-Verein Bad Saulgau. Der Mediziner weiß, wovon er spricht. Er selbst hat ein solches Basisseminar vor etlichen Jahren besucht. „Das Kneipp-Virus hat mich damals erfasst“, sagt er heute. Nicht nur ihn. Eine Teilnehmerin des damaligen Kurses ist heute Vorsitzende des Landesverbandes, die Frau von Hans-Georg Eisenlauer ist Schriftführerin im Landesverband. Er selbst ist nicht nur Vorsitzender der Kneipp-Vereine Aulendorf und Bad Saulgau, sondern ebenfalls im Landesvorstand als Beirat tätig.