Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die letzte Reise des Halbgotts
Thailand trauert: Heute wird König Bhumibol eingeäschert
BANGKOK (dpa) - Es wird eine Totenfeier, wie sie Thailand noch nie gesehen hat: Mehr als ein Jahr nach dem Tod von König Bhumibol haben am Mittwoch die fünftägigen Zeremonien zu seiner Einäscherung begonnen. Die eigentliche Verbrennung findet am heutigen Donnerstag statt. Fragen und Antworten:
Warum war der König für Thailand so bedeutsam?
Bhumibol Adulyadej Borommanathbobitra amtierte sieben Jahrzehnte und 126 Tage, so lange wie kein ThaiKönig zuvor. Als er im Oktober 2016 starb, mit 88 Jahren, war er auch dienstältester Monarch der Welt. Zu Hause wurde und wird er wie ein Halbgott verehrt. Unabhängig davon galt er als Mann von tadellosem Ruf. Mit einem strengen Gesetz gegen Majestätsbeleidigung wird dieses Bild auch gepflegt.
Warum ist die Einäscherung erst jetzt?
Im Buddhismus dauert die Trauerzeit länger als in anderen Religionen. In der Regel werden Tote nach einer Woche eingeäschert. Bei Königen geschieht dies aber immer erst später. Für Bhumibol wurde in zehnmonatiger Bauzeit eigens ein Krematorium errichtet. Zudem sollten die Untertanen Zeit haben, ihm im Großen Palast die letzte Ehre zu erweisen. Der Leichnam wurde konserviert und in einem handgeschnitzten Sandelholzsarg aufgebahrt, das Gesicht mit einer goldenen Maske bedeckt. Es kamen fast 13 Millionen Menschen.
Was befindet sich in der „Königlichen Urne“?
Früher waren darin die Leichname von Mitgliedern der königlichen Familie – sitzend in einer Meditationspose, um es der Seele zu erleichtern, in den Himmel zu kommen. Bhumibol entschied sich als erster König dafür, in einem Sarg verbrannt zu werden. So hatte es auch seine Mutter machen lassen. Die Urne ist leer bis auf eine goldene Plakette mit Namen und Geburtsdatum. Der Sarg mit dem Leichnam wird kurz vor der Prozession zum Krematorium gebracht. Innerer Teil der Urne und Sarg werden gemeinsam verbrannt.
Wo findet die Verbrennung statt?
In einer 1,9 Kilometer langen Prozession
wird die „Königliche Urne“(thailändisch: Phra Kos beziehungsweise Phra Long) aufs Sanam-LuangFeld gebracht, wo Thailands Könige traditionell eingeäschert werden. Sie steht auf einem Holzwagen, der vor mehr als 200 Jahren vom ersten König der Chakri-Dynastie in Auftrag gegeben wurde. Erwartet wird, dass mehr als eine Million Menschen in Bangkok auf der Straße sind. Sechs TV-Sender übertragen live. 80 000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Neueste Schätzung zu den Gesamtkosten: etwa 75 Millionen Euro.
Wie sieht die Verbrennungsstätte aus?
Für die Einäscherung wurde eine Art goldener Pavillon errichtet, insgesamt 58 Meter hoch und mit neunstufigem Dach, weil Rama IX., wie Bhumibol auch genannt wurde, der neunte Chakri-König war. Der Bau symbolisiert den Berg Meru, der für Buddhisten und Hindus Mittelpunkt des Universums ist. Geschmückt ist der Bau mit 622 Skulpturen von Göttern und anderen mythischen Kreaturen, an denen einige der besten Handwerker des Landes monatelang gearbeitet haben.
Warum wird der König überhaupt verbrannt?
Thailand ist ein mehrheitlich buddhistisches Land, in dem sich auch hinduistische Traditionen eingebürgert haben. Die Könige gelten dort als Wiedergeburt des Hindugottes Vishnu. In beiden Religionen werden Tote traditionell verbrannt, damit die Seele in den Himmel aufsteigen kann. Erwartet werden 7500 Gäste aus aller Welt. Für Deutschland dabei: Ex-Bundespräsident Christian Wulff.
Wie ist die Stimmung im Land?
Gedrückt. Spätestens seit Bhumibols erstem Todestag am 13. Oktober tragen viele Thais wieder schwarz. Mehr als 10 000 Königstreue verbrachten die Nacht trotz Gewitterregens im Freien, um sich an der Prozessionsstrecke einen guten Platz zu sichern. Die Militärregierung appellierte auch an ausländische Touristen, Rücksicht zu nehmen. Feste und Feiern sind verpönt. Der Donnerstag wurde zum Feiertag erklärt. Die meisten Unternehmen, Geschäfte und Lokale bleiben geschlossen. Das öffentliche Leben wird wohl komplett zum Erliegen kommt.