Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Abgeordneter sieht die Zielgerade
Die CDU-Fraktion im Landtag stimmt einem MINT-Gymnasium zu.
BAD SAULGAU - Die CDU-Fraktion im Landtag hat zugestimmt, der entscheidende Beschluss im Landeskabinett in Stuttgart scheint unmittelbar bevorzustehen: Das Land möchte in Bad Saulgau ein Oberstufengymnasium für besonders begabte Schüler in den Fächern Naturwissenschaft, Mathematik, Informatik und Technik (MINT) in Landesträgerschaft eröffnen. Standort des neuen Gymnasiums soll die frühere japanische Schule in Bad Saulgau werden. Landtagsabgeordneter Klaus Burger wähnt das Projekt in einer Pressemitteilung auf der Zielgeraden. Das Kultusministerium antwortet auf eine Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“zurückhaltender.
Nach der Fraktionssitzung eröffnet Klaus Burger das Rennen um die ersten Erfolgsmeldungen. Er hatte sich im Jahr 2013, kurz nach der Schließung der japanischen Schule zusammen mit Guido Wolf, dem derzeitigen Justizminister, in einer Anfrage an die damals grün-rote Landesregierung für eine solche Einrichtung in Bad Saulgau ausgesprochen. Gelände und Gebäude des früheren Aufbaugymnasiums gehören dem Land, stehen aber seit 2012 leer. Damals gab die Toin-GakuenSchule aus Yokohama ihre Schule in Bad Saulgau auf. Die Anregung der CDU-Abgeordneten kam 2013 nicht zum Tragen. Jetzt ist das Projekt offenbar auf einem guten Weg. „Ich freue mich, dass die jahrelange Arbeit nun Früchte trägt, wir mit dem Projekt auf der Zielgeraden sind und es von Kultusministerin Susanne Eisenmann ins Kabinett eingebracht werden kann“, betont Burger in der Pressemitteilung und eröffnet damit das Rennen um die Frage, wessen Verdienst ein mögliches Gymnasium wäre, falls der Traum vieler Kommunalpolitiker und der Bad Saulgauer wahr würde. Beteiligt aber sind viele.
Noch fehlen Abstimmungen
Das Kultusministerium schreibt in der Antwort auf eine Anfrage der SZ: „Derzeit beraten die Regierungsfraktionen und die beteiligten Ressorts noch über dieses Vorhaben“. Dazu gehört auch die Fraktion der Grünen. Das Ministerium bestätigt aber die Absicht, ein Exzellenz-Gymnasium in Bad Saulgau einzurichten. Die Entscheidung fällt im Kabinett. Wann das sein wird, darüber lasse sich noch nichts sagen.
Das Land möchte mit der Spitzenförderung im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich eine Lücke in der schulischen
Ausbildung von naturwissenschaftlich begabten Schülern schließen. Anders als die Förderung von Hochbegabten handelt es sich bei dem geplanten Gymnasium in Bad Saulgau um eine gezielte Spitzenförderung in den MINT-Fächern. Geplant ist, dass Schüler mit einer starken Begabung in naturwissenschaftlichen
„Wir haben von Anfang an stark auf die Digitalisierung gesetzt“. Rudolf Lehn
Fächern aus dem gesamten Land die letzten Jahre bis zum Abitur am MINT-Gymnasium in Bad Saulgau absolvieren. Deshalb soll der Schule ein Internat angeschlossen werden.
Sowohl der enge Bezug zum Schülerforschungszentrum als auch die Zusammenarbeit mit den Universitäten spielen dabei eine große Rolle. Während die Nähe zum Schülerforschungszentrum vor Ort gegeben ist, setzten die Initiatoren für eine solche Einrichtung in Bad Saulgau bei der Zusammenarbeit mit den Universitäten auf die moderne Informationstechnologie. „Wir haben von Anfang an stark auf die Digitalisierung gesetzt“, sagt Rudolf Lehn. Viele Reisen zur Universität seien damit nicht notwendig. Der frühere Lehrer am Störck-Gymnasium, Gründer des Schülerforschungszentrums und langjährige Leiter der Einrichtung hatte die Möglichkeit, eine Konzeption für eine solche Einrichtung zusammen mit Vertretern der Wirtschaft und Wissenschaft im Staatsministerium vorzustellen.
Nähe zu Unis nicht zwingend
Die Kommunikation zwischen Schülern und Betreuern an der Universität sei in wesentlichen Bereichen der Betreuung online möglich, so Lehn. Damit gebe es keine feste Fixierung auf eine bestimmte Universität. Die digitale Arbeitsweise ermögliche die Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten im Land. In nicht-naturwissenschaftlichen Fächern sei die Kooperation mit dem benachbarten Störck-Gymnasium angedacht, so Lehn. Eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für Bad Saulgau spielte das Schülerforschungszentrum. Mit dieser Einrichtung verfügt Bad Saulgau bereits über eine außerschulische Einrichtung zur Förderung begabter, naturwissenschaftlich interessierter Schüler. Nach Ansicht von Rudolf Lehn wäre ein MINT-Gymnasium dafür geeignet, den Abstand zu anderen Ländern bei der Förderung von Spitzenleuten im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich wieder aufzuholen. „Eine solche Förderung muss in der Schule anfangen“. Dabei zieht der Pädagoge den Vergleich mit der Förderung des Sports. Kultusministerin Susanne Eisenmann hat sich für ein Gymnasium am Standort Bad Saulgau eingesetzt. Die Jahre des Leerstands haben ihre Spuren an dem Gebäude hinterlassen. Nach bisher nicht offiziell bestätigten Informationen ist ein Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro im Gespräch.