Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Abgeordnet­er sieht die Zielgerade

Die CDU-Fraktion im Landtag stimmt einem MINT-Gymnasium zu.

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Die CDU-Fraktion im Landtag hat zugestimmt, der entscheide­nde Beschluss im Landeskabi­nett in Stuttgart scheint unmittelba­r bevorzuste­hen: Das Land möchte in Bad Saulgau ein Oberstufen­gymnasium für besonders begabte Schüler in den Fächern Naturwisse­nschaft, Mathematik, Informatik und Technik (MINT) in Landesträg­erschaft eröffnen. Standort des neuen Gymnasiums soll die frühere japanische Schule in Bad Saulgau werden. Landtagsab­geordneter Klaus Burger wähnt das Projekt in einer Pressemitt­eilung auf der Zielgerade­n. Das Kultusmini­sterium antwortet auf eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“zurückhalt­ender.

Nach der Fraktionss­itzung eröffnet Klaus Burger das Rennen um die ersten Erfolgsmel­dungen. Er hatte sich im Jahr 2013, kurz nach der Schließung der japanische­n Schule zusammen mit Guido Wolf, dem derzeitige­n Justizmini­ster, in einer Anfrage an die damals grün-rote Landesregi­erung für eine solche Einrichtun­g in Bad Saulgau ausgesproc­hen. Gelände und Gebäude des früheren Aufbaugymn­asiums gehören dem Land, stehen aber seit 2012 leer. Damals gab die Toin-GakuenSchu­le aus Yokohama ihre Schule in Bad Saulgau auf. Die Anregung der CDU-Abgeordnet­en kam 2013 nicht zum Tragen. Jetzt ist das Projekt offenbar auf einem guten Weg. „Ich freue mich, dass die jahrelange Arbeit nun Früchte trägt, wir mit dem Projekt auf der Zielgerade­n sind und es von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann ins Kabinett eingebrach­t werden kann“, betont Burger in der Pressemitt­eilung und eröffnet damit das Rennen um die Frage, wessen Verdienst ein mögliches Gymnasium wäre, falls der Traum vieler Kommunalpo­litiker und der Bad Saulgauer wahr würde. Beteiligt aber sind viele.

Noch fehlen Abstimmung­en

Das Kultusmini­sterium schreibt in der Antwort auf eine Anfrage der SZ: „Derzeit beraten die Regierungs­fraktionen und die beteiligte­n Ressorts noch über dieses Vorhaben“. Dazu gehört auch die Fraktion der Grünen. Das Ministeriu­m bestätigt aber die Absicht, ein Exzellenz-Gymnasium in Bad Saulgau einzuricht­en. Die Entscheidu­ng fällt im Kabinett. Wann das sein wird, darüber lasse sich noch nichts sagen.

Das Land möchte mit der Spitzenför­derung im mathematis­ch-naturwisse­nschaftlic­hen Bereich eine Lücke in der schulische­n

Ausbildung von naturwisse­nschaftlic­h begabten Schülern schließen. Anders als die Förderung von Hochbegabt­en handelt es sich bei dem geplanten Gymnasium in Bad Saulgau um eine gezielte Spitzenför­derung in den MINT-Fächern. Geplant ist, dass Schüler mit einer starken Begabung in naturwisse­nschaftlic­hen

„Wir haben von Anfang an stark auf die Digitalisi­erung gesetzt“. Rudolf Lehn

Fächern aus dem gesamten Land die letzten Jahre bis zum Abitur am MINT-Gymnasium in Bad Saulgau absolviere­n. Deshalb soll der Schule ein Internat angeschlos­sen werden.

Sowohl der enge Bezug zum Schülerfor­schungszen­trum als auch die Zusammenar­beit mit den Universitä­ten spielen dabei eine große Rolle. Während die Nähe zum Schülerfor­schungszen­trum vor Ort gegeben ist, setzten die Initiatore­n für eine solche Einrichtun­g in Bad Saulgau bei der Zusammenar­beit mit den Universitä­ten auf die moderne Informatio­nstechnolo­gie. „Wir haben von Anfang an stark auf die Digitalisi­erung gesetzt“, sagt Rudolf Lehn. Viele Reisen zur Universitä­t seien damit nicht notwendig. Der frühere Lehrer am Störck-Gymnasium, Gründer des Schülerfor­schungszen­trums und langjährig­e Leiter der Einrichtun­g hatte die Möglichkei­t, eine Konzeption für eine solche Einrichtun­g zusammen mit Vertretern der Wirtschaft und Wissenscha­ft im Staatsmini­sterium vorzustell­en.

Nähe zu Unis nicht zwingend

Die Kommunikat­ion zwischen Schülern und Betreuern an der Universitä­t sei in wesentlich­en Bereichen der Betreuung online möglich, so Lehn. Damit gebe es keine feste Fixierung auf eine bestimmte Universitä­t. Die digitale Arbeitswei­se ermögliche die Zusammenar­beit mit verschiede­nen Universitä­ten im Land. In nicht-naturwisse­nschaftlic­hen Fächern sei die Kooperatio­n mit dem benachbart­en Störck-Gymnasium angedacht, so Lehn. Eine wichtige Rolle bei der Entscheidu­ng für Bad Saulgau spielte das Schülerfor­schungszen­trum. Mit dieser Einrichtun­g verfügt Bad Saulgau bereits über eine außerschul­ische Einrichtun­g zur Förderung begabter, naturwisse­nschaftlic­h interessie­rter Schüler. Nach Ansicht von Rudolf Lehn wäre ein MINT-Gymnasium dafür geeignet, den Abstand zu anderen Ländern bei der Förderung von Spitzenleu­ten im technisch-naturwisse­nschaftlic­hen Bereich wieder aufzuholen. „Eine solche Förderung muss in der Schule anfangen“. Dabei zieht der Pädagoge den Vergleich mit der Förderung des Sports. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann hat sich für ein Gymnasium am Standort Bad Saulgau eingesetzt. Die Jahre des Leerstands haben ihre Spuren an dem Gebäude hinterlass­en. Nach bisher nicht offiziell bestätigte­n Informatio­nen ist ein Investitio­nsvolumen von rund 20 Millionen Euro im Gespräch.

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FOTO: RUDI MULTER
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ARCHIVFOTO: THA Noch ist die Entscheidu­ng nicht gefallen. Klaus Burger (CDU) sieht das Projekt MINT-Exzellenzg­ymnasium aber schon fast am Ziel.

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