Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zartes kann auch mit der Kettensäge geformt werden
Ausstellung „Vom Holz“im Atelier Laubbach zeigt Werke von Jolanta Switajski und Peter Weydemann
LAUBBACH - Das Atelier Laubbach zeigt in seiner neuen Ausstellung unter dem Titel „Vom Holz“Skulpturen von Jolanta Switajski-Schaefer aus Vogt und Holzdrucke von Peter Weydemann aus Laubbach. Die Ausstellung wird am Sonntag, 5. November, um 11 Uhr eröffnet. Sigrid Weydemann wird zur Einführung beide Künstler im Gespräch vorstellen.
Sigrid und Peter Weydemann vom Atelier Laubbach haben die Bildhauerin eigentlich zufällig kennengelernt. „Für uns ist sie eine Entdeckung“, sagt der Galerist und Künstler. „Ich habe sie sofort gefragt, ob sie bei uns ausstellen möchte“, sagt er. Das habe er noch nie gemacht, weil er sich normalerweise zuerst über einen Künstler informiere. Von ihren Werken sei er aber gleich so begeistert gewesen, dass er keinen Grund gehabt habe, zu zögern.
Die Künstlerin stellt ihre Skulpturen immer aus einem Stück Holz her. Um sie herauszuarbeiten, verwendet sie eine Motorsäge. Obwohl sie also ein recht grobes Werkzeug verwendet, sind ihre Skulpturen fein gearbeitet, zum Teil sogar filigran. Hinter dem Titel „Zwillinge“etwa verbirgt sich eine schmale, sich lang nach oben streckende Figur, die die Arme in die Höhe reckt. Wer sie von vorne betrachtet, erkennt nur einen Menschen. Doch beim genaueren Hinsehen entpuppt sie sich tatsächlich als Zwilling. Die beiden Menschen Rücken an Rücken eng beieinander. Nur wenige Millimeter schmal ist der Spalt, der sie trennt. Die einzige Ausnahme sind die Füße auf dem Sockel: Jolanta Switajski-Schaefer hat sie aus einem Block gesägt.
Schlicht, aber ausdrucksstark
„Was mir so gut an ihren Arbeiten gefällt: Sie sind am Rand der Abstraktion“, sagt Weydemann. „Sie vereinfacht das, was sie darstellt und bringt es auf einen Kern.“Die figürlichen Skulpturen, die sie teilweise aus alten Balken herstellt, haben zwar Gesichter und Hände, doch sie sind lediglich angedeutet. Die Hände etwa haben in der Regel keine Finger, sind aber trotzdem deutlich als Hände zu erkennen. Die Figuren wirken vor allem durch ihre Körpersprache. Damit stelle sie sich gegen einen Trend zum Realistischen, den Peter Weydemann momentan in der Bildhauerei erkennt. „Jolanta Switajski-Schaefers Skulpturen sind so erfrischend schlicht“, sagt er.
Was Jolanta Switajski-Schaefer und Peter Weydemann verbindet, ist der Werkstoff Holz. Denn für seine Druckgrafiken verwendet er Druckstöcke aus Holz. „Dabei lasse ich auch das Holz mitwirken“, sagt er. Sichtbar wird es vor allem durch seine Maserung – manchmal ist sie deutlicher zu sehen, manchmal weniger. Teilweise sind auch die Strukturen von Rissen oder Astlöchern erkennbar. Altes Holz, etwa der Boden eines ehemaligen Weinfasses, übt dabei einen Reiz auf ihn aus. „Ich wähle auch gerne Bretter aus, deren Längskanten nicht gerade abgesägt wurden, sondern bei denen man noch die Form des Baums erkennen kann“, sagt er. Ihn spreche in erster Linie die Lebendigkeit des Werkstoffes Holz an.
Zum Teil bearbeitet er seine Druckstöcke nach dem Druckvorgang weiter und bemalt sie. Sie stellen einen spannenden Kontrast zu den teilweise sehr zarten Drucken dar – die ja ein Negativabzug sind. Seine Hauptthemen sind Menschen, aber er befasst sich auch mit Landschaft und Architektur. „Viele Menschen vermuten, Holzschnitte seien etwas ganz Grobes. Das suggeriert jedenfalls das Wort ,holzschnittartig’“, sagt er. „Ein Holzschnitt kann aber auch ganz zart sein“, sagt er. Deshalb ziele die Ausstellung auf das Handwerkliche.
Die Ausstellung ist vom 5. November bis zum 3. Dezember zu sehen. Das Atelier Laubbach ist samstags und sonntags jeweils von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Besucher sind auch zu anderen Zeiten willkommen, sollten sich aber telefonisch unter der Nummer 07585/93 53 61 anmelden.