Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ratschläge für die „Senioren von morgen“
Pflegeexperte spricht vor dem Landfrauenverband Biberach-Sigmaringen in Neufra
NEUFRA - Zu ihrer Mitgliederversammlung hat der Landfrauenverband Biberach-Sigmaringen in die Donauhalle nach Neufra eingeladen – und etwa 150 Frauen und zehn Männer kamen. Der Vormittag war den zahlreichen Reden gewidmet, danach einem Referat zum Thema „Alter und Pflege im Wandel“; der Nachmittag brachte Unterhaltsames mit Bernhard Bitterwolfs „Schwäbischem Nachmittag“, Vorträgen des Landfrauenchors und einer Kaffeeund-Kuchen-Runde. Der Partyservice der Landfrauen umsorgte und bewirtete die Gäste.
Zahlreiche Mitglieder aus der Lokal-, Landes- und Bundespolitik, von Verbänden und Organisationen füllten die Tische vor der Bühne. Mit kleiner Verspätung eröffnete die Vorsitzende des Landfrauenverbands Biberach-Sigmaringen, Doris Härle, die jährliche Versammlung, den Tag für die Landfrauen. Einen Wandel gebe es an zahlreichen Stellen, sagte sie, im Vorstand der Landfrauen, im Bundestag und auch sicherlich im Leben jeder einzelnen der Anwesenden. Daher sei das Thema des Referats von Gerhard Schuhmacher passend, über Neues in der Pflege.
Pflege müsse finanzierbar sein, ergänzte Härle, biete aber auch Möglichkeiten für die Frauen, das Einkommen zu ergänzen und Arbeitsplätze zu finden. So hoffe sie auf viele Anregungen und Einblicke. Mit Gerhard Schuhmacher aus Würzburg sei es gelungen, einen fachkundigen, viel gefragten Experten in Sachen Pflege zu gewinnen. Die zahlreichen Ämter und Auszeichnungen des Referenten – unter anderen: Fachmann für Pflegeabsicherung, Vorsitzender einer Sozialstation, Chef eines Pflegeheims, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe, Hospizarbeit und Pflege im Caritasverband der Diözese Würzburg, Träger der Bundesverdienstmedaille – fasste sie unter dem Satz zusammen: „Gestern in Dortmund, heute in Neufra.“
Schon jetzt an die Pflege denken
Und so begrüßte Gerhard Schuhmacher die versammelten Landfrauen mit: „Liebe Jugendliche von gestern, Senioren von morgen.“Er begann mit all den Veränderungen, die eine mögliche Pflege auch außerhalb der Familie notwendig machen: die deutlich gestiegene Lebenserwartung bei veränderten Familienformen, die zunehmende Zahl von Single-Haushalten, der Geburtenrückgang, der Rückgang von Familiengründungen. Die volle Aufmerksamkeit seines Publikums war ihm bei seinem Thema sicher. Während seiner umfangreichen, frei gesprochenen Ausführungen klickte er sich durch zahlreiche Statistiken und Gesetzestexte. Lebensnahe Beispiele aus seinem unerschöpflichen Erfahrungsschatz ergänzten sie.
Nicht nur die seit Januar geltende neue Gesetzeslage erklärte er ausführlich; er gab dazu auch Empfehlungen für die persönliche Situation Betroffener. Als Verfechter eines Demenzplans der Politik, wie es ihn beispielsweise in den Niederlanden oder Schweden gibt, fand er zahlreiche Beispiele. Er wolle gegen das Unwissen bei Rechtsansprüchen in den pflegerischen Bereichen ankämpfen und Hilfen geben. Bis zur Situation der Finanzierbarkeit reichten seine Ausführungen im Schnelldurchgang. Da empfahl er dringend allen Beteiligten eine rechtzeitige Planung und umfassende Information über alle Möglichkeiten der Zuschüsse, der Beratung, der Ausgleiche und Fördermittel. In oft sehr persönlichen Grußworten dankten die offiziell Geladenen den Landfrauen. Josef Rief, Mitglied des Bundestags für die CDU, merkte an, dass die Pflege in einer alternden Gesellschaft an Bedeutung gewinne, die Politik der vergangenen Jahre jedoch dabei auf zahlreiche Errungenschaften stolz sein könne. Er schloss lokalpatriotisch: „Es ist nirgendwo schöner als in den Landkreisen Biberach und Sigmaringen“– und erntete Schmunzeln und Applaus.
Walter Holderried, erster Landesbeamter im Landkreis Biberach, verwies auf den Pflegestützpunkt, der zurzeit am Landratsamt eingerichtet werde; dort gebe es unabhängige Beratung zum Thema Pflege. Er lobte aber auch die Landfrauen ob ihres ehrenamtlichen Engagements, das bei ihnen „ganz groß geschrieben“werde. Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft hob gegenüber den Landfrauen den „Dreiklang“ihres Lebens aus Familie, Beruf und Pflege hervor. Thomas Dörflinger, Landtagsabgeordneter der CDU für den Wahlkreis Biberach, sieht sich als „Landei“, als Vertreter des ländlichen Raumes. Der brauche jedoch vielfältigen Einsatz, um der nachfolgenden Generation Lebensgrundlage zu geben. Und Waltraud Allgäuer, Vizepräsidentin der Landfrauen in Württemberg-Hohenzollern, war es wichtig, mehr Frauen in die Gremien zu bekommen. Frauen könnten manche Themen besser beantworten. „Deshalb sollten sie mitmischen“, sagte sie.
„Gemeinsam sind wir stark“
In ihrem Geschäftsbericht sieht sich Doris Härle, seit gut einem Jahr im Amt, als Vorsitzende von 1310 Landfrauen im Verband Biberach-Sigmaringen. Sie listete die zahlreichen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen des vergangenen Jahres auf – von Kräutertagen, über Bewegungskurse „Trittsicher“, Kurse zur Verbraucher-, Gesundheits- und Sozialpolitik bis zu Medienkompetenz und Verbandsmanagement. Unterhaltsame Events konnte sie ebenso verzeichnen: Frauenfrühstücke und Ausflüge, Angrillen bei Schnee, der Jungbäuerinnenstammtisch, der Landfrauenchor und die Tanzgruppe. „Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg“, schloss sie. „Denn nur gemeinsam sind wir stark.“