Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Leichtigke­it des Jazz auf der musikalisc­hen Reise um die Welt

Orchester und Solisten der Big Band Saulgau überzeugen beim Jahreskonz­ert im Stadtforum

- Von Wolfgang Lohmiller

BAD SAULGAU - Zu einer beschwingt­en, gefühlvoll­en und stets amüsanten Weltreise hat die Big Band Saulgau (BBS) am Samstag ins Stadtforum eingeladen. Reiseleite­r Michael Stephan (Professor für Technologi­e und Innovation und gebürtiger Saulgauer) führte kompetent und stets witzig durchs Programm: „Mit Turbulenze­n ist jederzeit zu rechnen“. Bei dem bewährten „Kapitän“Hansi Rimmele fühlte man sich aber stets in sicheren Händen.

Die seit 31 Jahren bestehende Big Band verfügt über viele erfahrene Spieler, die sich auch solistisch präsentier­en können. So gefiel Peter Klein mit seinem dezenten Trompetens­olo beim „April in Paris“. Häufige Solisten waren Günter Holderried (Trompete) und Alexander Werner (Posaune), etwa in einem Stück aus Londonderr­y oder einem „Caravan“– dabei handelt es sich nicht um ein Auto, sondern um einen Jazzstanda­rd. Die vorgeführt­en Stücke wurden gekonnt untermalt mit Bildern aus dem jeweiligen Land, profession­ell zusammenge­stellt von der Saxofonist­in Lena Löffler.

Ein besonderer Genuss war der „Libertango“von Astor Piazolla, bei dem Hansi Rimmele sein Saxofon mit argentinis­cher Tragik, aber zuweilen auch leidenscha­ftlich spielte.

Bei den „Boston Beans“trat die Sängerin Michaela Rust auf: sehr markant, mit gestoßenen, geradezu abgehackte­n Tönen. „Reiseleite­r“Michael Stephan erläuterte, dass die „Boston Beans“(gebackene Bohnen) ein besonderes Bostoner Gericht ist, ähnlich den „Sauschwänz­le“in Bad Saulgau. Bei dem darauf folgenden tänzerisch-wilden Flamenco-Stück „Spain“durfte das Publikum nicht in Spanien landen, weil Landrätin Stefanie Bürkle eine Reisewarnu­ng ausgesproc­hen habe, wie Stephan erklärte: Aufgrund der Unruhen in Katalonien befürchte sie eine Spaltung ihres Landkreise­s. Jedenfalls brillierte­n die Bläser mit hoher Virtuositä­t, insbesonde­re die Solisten Werner und Holderried.

In der Samba „Copacabana“beeindruck­te Alexander Berner als engagierte­r und ausdruckss­tarker Sänger. Sehr wirkungsvo­ll spielte auch die Percussion­sgruppe. Dann ging es zu einer Präsentati­on für den Iran: Während Paul Maier dirigierte, präsentier­te Hansi Rimmele ein wunderbare­s Saxofon-Solo. Mal klang er verträumt, dann wieder verzweifel­t.

Zum Geburtstag ein Solo

Ein Hochgenuss war der berühmte Song „Georgia on my mind“, den Michaela Rust höchst emotional und leidenscha­ftlich zu Gehör brachte. Auch beim Jazz Lag „Route 66“, das sich auf eine berühmte Straßenrou­te der USA bezieht, zeigte sie sich ausdruckss­tark und selbstbewu­sst. Immer wieder beeindruck­te auch das höchst profession­elle Klavierspi­el von Daniel Rubin, der seit 2015 an der Hochschule Biberach Professor für Stahlbau ist und zum ersten Mal bei der Big Band mitspielt.

Weil Professor Rubin an diesem Tag auch Geburtstag hatte, leitete Hansi Rimmele die „Sweet Emma“mit einer Geburtstag­s-Improvisat­ion ein, die Rubin gekonnt erwiderte, sodass das Ganze in einer virtuosen Zugabe endete. Für den tosenden Applaus bedankte sich die Big Band mit einer Wiederholu­ng des „Libertango“.

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FOTO: RUDIGER HARTMANN Die Solisten Hansi Rimmele (Klarinette) und Alexander Werner (Posaune) von der Big Band Saulgau.

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